Fast nur Fortsetzungen und Neuauflagen in den Kinos
Warum Hollywood auf Nummer sicher geht

Zum vierten Mal gibt es ein Wiedersehen mit Bridget Jones. Das war erwartbar, denn: Die erfolgreichsten Kinofilme sind Fortsetzungen oder Remakes. Neue Geschichten haben es immer schwerer, überhaupt auf die grosse Leinwand zu kommen. Ein Filmexperte weiss, wieso.
Publiziert: 12.02.2025 um 20:53 Uhr
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Ab dem 14. Februar gibt es ein Wiedersehen mit Bridget Jones und Daniel Cleaver – im vierten «Bridget Jones»-Film «Verrückt nach ihm».
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Fortsetzungen und Neuauflagen dominieren Kinos
  • Angespannte Weltlage verstärkt Trend zu leichter Unterhaltung und bekannten Franchises
  • Grosse Kinos zeigen in mehreren Sälen denselben Blockbuster – in unterschiedlichen Versionen
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Dennis BaumannRedaktor Gesellschaft

«Verrückt nach ihm» ist der neuste Film über Filmfigur Bridget Jones, die 2001 das erste Mal auf der Leinwand zu sehen war. Dass es neun Jahre nach Teil drei nun zum vierten Wiedersehen kommt, war erwartbar. Denn die Einspielergebnisse der Kinos sprechen eine deutliche Sprache: Die erfolgreichsten Filme 2024 in der Schweiz waren fast ausschliesslich Fortsetzungen – von «Alles steht Kopf 2» über «Dune: Part Two» bis «Vaiana 2». Grosse Filmstudios aus Hollywood setzen vermehrt auf Bekanntes, statt auf neue Geschichten. 

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Ausblick auf das Jahr 2025. Die drei meist antizipierten Filme gemäss der Filmdatenbank IMDB sind: «Superman», eine Neuauflage des gleichnamigen Comics, «28 Years Later», eine Fortsetzung des Zombiefilms aus dem Jahr 2007 und «The Fantastic Four», eine weitere Neuinszenierung eines Superhelden-Comics. 

Gehen der Traumfabrik die Träume aus? Roman Güttinger (55), Head of Sales beim Filmverleiher Ascot Elite und grosser Filmfan, hat mehrere Antworten auf diese Frage.

Vertraute Stoffe locken mehr Leute in die Kinos 

«Fortsetzungen und Remakes machen heute leider oftmals mehr Geld als originelle Neustoffe», sagt der Filmexperte. Wichtig sei die Vertrautheit mit den Filmen: «Die Leute kennen die Themen bereits, wodurch es einfacher ist, sie ins Kino zu locken.» Entscheidend, ob Top oder Flop, seien bei jedem Film die ersten Wochen nach Filmstart. Läuft ein Film in dieser Phase nicht gut, verschwindet er schnell wieder aus den Sälen.

Ein zentraler Faktor ist die Programmierung der Kinos. Kinocenter mit mehreren Sälen zeigen meistens den gleichen Blockbuster in verschiedenen Versionen – in 2D oder 3D, jeweils auf Deutsch oder englisch, erklärt Güttinger: «Über die Hälfte der Säle ist dadurch besetzt und kleinere Produktionen haben oft nebenbei nicht mehr lange Platz auf der grossen Leinwand.»

Produzieren, was geschaut wird 

Auch die Medienlandschaft spiele eine wichtige Rolle für den Erfolg. Es werde nicht mehr so viel über neue, originelle und kleinere Filme berichtet. «Die Medien haben bei den Filmjournalisten gespart», so Güttinger. Ohne mediale Aufmerksamkeit fehle den neuen Produktionen die Chance, ihr Publikum zu erreichen.

Die aktuelle Weltlage begünstigt den Trend zusätzlich. In Zeiten von globalen Krisen und schlechten Nachrichten haben die Menschen laut dem Filmexperten wenig Appetit auf Dramen oder schwierige Stoffe, egal wie gut diese gemacht sind: «Da schaut man lieber eine leichte Komödie oder einen Actionfilm eines bekannten Franchises, bei dem man weiss, dass es ein Happy End gibt oder das Gehirn nicht gross einschalten muss.»

Das System verstärkt sich selbst: Erfolgreiche Film-Franchises werden immer breiter gezeigt, während neue Filme es schwerer haben, überhaupt ins Kino zu kommen. «Es ist wie eine Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beisst», sagt Güttinger. «Wenn nur noch Fortsetzungen erfolgreich sind, werden vermehrt auch nur noch solche produziert und in den Kinos landen.»

Publikum in der Pflicht 

Dieser Trend ist nicht neu – schon in den 80er-Jahren gab es mit «Star Wars» und «Terminator» erfolgreiche Filmreihen, die Fortsetzungen nach sich zogen. Der Unterschied: Früher endeten die Filme meist nach zwei oder drei Teilen, heute gehen sie oft bis Teil acht oder neun.

Grund für diesen langanhaltenden Trend sei letztendlich das Publikum, findet der Filmexperte: «Wenn die Zuschauer weiterhin innovative Filme sehen wollen und in der Originalsprache, müssen sie diese auch in der ersten oder zweiten Woche besuchen.» Sonst würden die gewünschten Filme und Sprachversionen schnell wieder aus den Kinos verschwinden – und mit ihnen die Vielfalt des Filmangebots.

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