«Eltern sehen ihre Kinder leiden»
Initiativen für Volksschule ohne Selektion in Bern und Zürich

Bis zum Ende der Volksschule alle zusammen statt in Leistungsniveaus aufgeteilt: Das fordert der Verein Volksschule ohne Selektion und lanciert in den Kantonen Bern und Zürich entsprechende Volksinitiativen.
Publiziert: 10:19 Uhr
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Aktualisiert: vor 41 Minuten
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Die Aufteilung in verschiedene Leistungsstufen nach der sechsten Klasse setzt Kinder in der Mittelstufe unter Druck.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Verein VSoS lanciert Initiativen für selektionsfreien Übertritt in die Oberstufe
  • Ziel: Talentförderung ohne frühen Druck durch Selektion in wenigen Fächern
  • VSoS zählt rund 150 Mitglieder
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Der Verein Volksschule ohne Selektion (VSoS) dürfte den wenigsten bekannt sein. Er zählt auch nur rund 150 Mitglieder. Und doch hat der Verein Grosses vor. Er will unsere Schullandschaft umkrempeln.

Am Freitag hat der Verein in den Kantonen Bern und Zürich gleichlautende Volksinitiativen lanciert. Diese verlangen den «selektionsfreien Übertritt in die Sekundarstufe I». Die Oberstufe soll, wie die Primarstufe, ohne Leistungsniveaus geführt werden. Die Selektion soll erst später stattfinden, wenn es um den Übertritt an eine weiterführende Schule oder den Wechsel in eine Berufslehre geht.

«Selektion bremst heute Talente zu früh aus», sagt Katrin Meier (57), Präsidentin des Initiativkomitees im Kanton Zürich. Denn: Kinder, die ihre Stärken nicht in Fächern wie Mathe oder Deutsch haben, seien spätestens ab der fünften Klasse unter starkem Druck. «Es wird anhand einer Handvoll Schulfächer früh entschieden, ob Kinder der Gesellschaft genügen», sagt Meier. «Dabei hat jedes Kind Talente.» 

«Abschaffung der Selektion ist ein pädagogisches Anliegen»

Die Initiative bekommt bislang Unterstützung aus SP- und Gewerkschaftskreisen und von Eltern. «Sie sehen ihr Kind während der Zeit der Selektion leiden», sagt Meier. Insbesondere wenn es in der sechsten Klasse dann doch nicht in das höchste Niveau, die Sek A, reicht. Meier sagt: «Die Abschaffung der Selektion ist kein reines linkes Anliegen, sondern ein pädagogisches.»

Das Thema kommt nicht aus heiterem Himmel. Nicht nur aus Schulreformkreisen, sondern auch aus der Wissenschaft meldeten sich in den vergangenen zwei Jahren vermehrt Stimmen in der Öffentlichkeit, die eine Verschiebung der Selektion auf das Ende der Volksschulzeit befürworten. 

Kinderarzt Jenni: «Selektionszeitpunkt ungünstig»

Selektion war auch das Thema eines Live-Podcasts, der am Vorabend der Initiativen-Lancierung in Zürich stattgefunden hat. Im Gespräch mit «Bildungsreise»-Host Damian Haas wies Kinderarzt und Entwicklungsforscher Oskar Jenni darauf hin, dass der Selektionszeitpunkt aus entwicklungspädiatrischer Sicht ungünstig sei: Das Gehirn ist im Umbau. Thomas Minder, Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz, sagte: «Durch falsche Zuteilungen fallen uns so viele Talente durch die Maschen. Das können wir uns nicht leisten.»

Ein häufig angebrachter Einwand gegen das Abschaffen der Selektion lautet, leistungsstärkere Kinder seien im Nachteil, wenn alle zusammenbleiben. Katrin Meier verweist auf die Forschungslage, die diese Befürchtung längst widerlegt habe, und auch auf ihre eigenen Erfahrungen: Die Mittelstufenlehrerin hat in ihrem Schulzimmer an der Schule Hirschengraben in Zürich 28 Kinder – aus der dritten bis zur sechsten Klasse. Man müsse anders unterrichten, sagt sie, und auf jedes Kind individuell eingehen. Doch: «Das Niveau nivelliert sich nicht nach unten. Auch aus meinen Klassen wechseln Kinder ans Gymi.» 

Übrigens gibt es in der Schweiz bereits einen Kanton, wo die Kinder bis Ende Schulzeit zusammenbleiben: Es ist der Kanton Tessin.

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