Bank lehnte das Projekt ab – Familie setzt auf Crowdlending
In fünf Stunden dem Traum vom Eigenheim ein Stück näher

Familie Erni plant ein Mehrfamilienhaus aus Holz, doch die Bank lehnt die Kreditvergabe ab. Die Brüder greifen zu einem alternativen Mittel der Finanzierung: dem Crowdlending. Kann Schwarmfinanzierung auch deine Träume erfüllen? Ein Experte ordnet ein.
Publiziert: 21.11.2024 um 13:37 Uhr
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Dieses Haus in Wolfhausen ZH hat die Familie Erni geerbt.
Foto: Invenir

Auf einen Blick

  • Lukas Erni und seine Familie erben ein Einfamilienhaus und möchten auf dem Grundstück ihren Traum verwirklichen
  • Die Bank will der Familie kein Startguthaben geben, weshalb sie auf Crowdlending ausweicht
  • Alternative Formen der Projektfinanzierung sind für Privatpersonen noch wenig zugänglich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Olivia RuffinerRedaktorin

Noch steht das Einfamilienhaus, doch die Umrisse der Zukunft sind bereits mit Metallstangen abgesteckt. Rund 800 Quadratmeter beträgt das Grundstück, das Lukas Erni (53) und seine Brüder in Wolfhausen ZH geerbt haben. Ihre Vision: ein nachhaltiges Mehrfamilienhaus aus Holz mit insgesamt vier Wohnungen, die zwischen 2.5 bis 5.5 Zimmer gross sind.

Die Idee entsteht, als ein befreundeter Architekt ihn und seine Brüder fragt, was sie umsetzen würden, wenn Geld keine Rolle spielt. Schnell ist klar: Statt das Einfamilienhaus zu behalten, möchten sie ein Mehrfamilienhaus schaffen. «Damit auch andere sehen, wie schön es ist, in diesem Quartier aufzuwachsen.» Doch mit der Finanzierung hapert es.

Zuerst wendet sich die Erbengemeinschaft an ihre Hausbank und bittet um 100’000 Franken Startkapital. Die Antwort fällt nüchtern aus: «Wir sollten verkaufen», erinnert sich Erni. Die Bank hält die Familie für zu «branchenfremd und unerfahren» für ein solch grosses Unterfangen. Auch Makler raten ab und meinen, das Projekt rentiere nicht.

Geld gibt es nicht nur bei der Bank

Eine alternative Finanzierung muss her. Die Familie entscheidet sich für Crowdlending – zusammengesetzt aus den englischen Begriffen für Menge und leihen bedeutet es so viel wie «öffentliches Darlehen». In einer Winterthurer Fintech-Plattform finden sie einen Projektpartner. «Unser Kerngeschäft ist die Finanzierung von KMU, doch Projekte wie das der Erni-Erbengemeinschaft interessieren uns ebenfalls», sagt Alwin Meyer (52), CEO und Gründer von Swisspeers, spezialisiert auf KMU-Finanzierungen. Zum einen bietet es Investoren die Möglichkeit, das eigene Portfolio zu diversifizieren, zum anderen besitzt das Projekt gesellschaftlichen Mehrwert.

Das Projekt der Ernis scheint zu überzeugen, denn innerhalb von nur fünf Stunden ist das benötigte Startkapital aufgebracht.

Doch wie läuft so etwas ab? Die Familie Erni stellt zuerst einen Kreditantrag, wobei sie Details zum Projekt, ihre Finanzkennzahlen, wie die Liquidität, einreichen und einen Fragebogen ausfüllen. Das Fintech-Unternehmen prüft dann die Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit und schaltet – nach weiteren Abklärungen und Treffen – das Projekt für seine Anlegenden zur Investition frei. Beim Crowdlending leihen private sowie institutionelle Investoren das Geld. Der Betrag muss – samt Zinsen – wieder zurückgezahlt werden. Üblicherweise gibt es zwei Rückzahlungsoptionen: eine Einmalzahlung, wie sie bei den Ernis festgelegt wird, oder die monatliche Amortisation.

Verschiedene Formen der Schwarmfinanzierung

Wer Crowdlending noch nicht kennt, hat vielleicht schon von Crowdfunding, der bekanntesten Art der Schwarmfinanzierung, gehört. Bekannte Plattformen zu dieser alternativen Art der Finanzierung sind Crowdify, We make it und Go Fund Me. Im Gegensatz zum Crowdlending muss hier das Geld nicht zurückgezahlt werden, da es sich nicht um ein Darlehen, sondern eine Finanzierung handelt. Beim Crowdfunding erhalten Geldgeber dennoch eine Gegenleistung. Unterstützt du zum Beispiel ein Buchprojekt, sicherst du dir einen Platz in der Danksagung oder eine Ausgabe des Buchs.

Neben dem klassischen Crowdfunding gibt es noch Varianten wie das Crowdinvesting, bei dem Anlegerinnen Anteile des Unternehmens erhalten, in das sie investieren. In der Regel sind das Aktien. Die vierte Variante der Schwarmfinanzierung ist die Crowddonation, bei dem die Gegenleistung ein gutes Gewissen für den Geldgeber ist. «Das ist wie eine Spende», erklärt Meyer.

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Achtung: Es gibt nicht einfach Geld für alles

Kannst du dir also den Traum vom Eigenheim mittels Crowdfunding oder Crowdlending finanzieren? So einfach ist es leider auch wieder nicht. Durch die 100’000 Franken Startkapital konnte die Familie Erni die ersten Planungsschritte und den Architekten finanzieren – und damit schliesslich auch die Bank überzeugen. «Zuvor war es für die Bank wohl ein zu früher Zeitpunkt, um einen Kredit zu vergeben», meint Meyer.

Wie sicher ist es, in Schwarmfinanzierung zu investieren?

Spezialisten schwärmen gern von der exzellenten «Sharpe Ratio», die Schwarmfinanzierung bringt, also dem Verhältnis von Rendite zu Risiko. Tatsächlich kann Crowdlending eine gute Anlage sein – wenn man gewisse Regeln befolgt. Die Wichtigste: unbedingt über eine seriöse Anbieterin gehen. Diese prüft, nicht anders als bei einer Bank, die Kreditfähigkeit des Antragstellers, bewertet das Risiko und vergibt sogenannte «Kredit-Scores». Jeder Investor entscheidet selbst, in welche Scores er investiert.

Im Fall der Ernis wurde die Firma swisspeers im Grundbuch des Hauses eingetragen. Hätten die Ernis es nicht zurückzahlen können, wäre das Haus an das Kreditinstitut gegangen, die es dann verkauft hätten, um ihre Investoren zu bezahlen. Es war also ein Grundfonds vorhanden, der das wesentliche Kapital, das die Ernis brauchten, deckte.

Spezialisten schwärmen gern von der exzellenten «Sharpe Ratio», die Schwarmfinanzierung bringt, also dem Verhältnis von Rendite zu Risiko. Tatsächlich kann Crowdlending eine gute Anlage sein – wenn man gewisse Regeln befolgt. Die Wichtigste: unbedingt über eine seriöse Anbieterin gehen. Diese prüft, nicht anders als bei einer Bank, die Kreditfähigkeit des Antragstellers, bewertet das Risiko und vergibt sogenannte «Kredit-Scores». Jeder Investor entscheidet selbst, in welche Scores er investiert.

Im Fall der Ernis wurde die Firma swisspeers im Grundbuch des Hauses eingetragen. Hätten die Ernis es nicht zurückzahlen können, wäre das Haus an das Kreditinstitut gegangen, die es dann verkauft hätten, um ihre Investoren zu bezahlen. Es war also ein Grundfonds vorhanden, der das wesentliche Kapital, das die Ernis brauchten, deckte.

Und: «Natürlich mussten wir auch selbst in die Tasche greifen», sagt Erni. Das Projekt beläuft sich insgesamt auf rund fünf Millionen Franken. Die Bauphase dauert gut ein Jahr, da Holzbau schneller aufzuziehen ist. Im Sunnetal einziehen wird die Familie Erni selber, die anderen Wohnungen werden verkauft. Lukas Erni freut sich: «Hätten wir am Anfang auf die Bank gehört, würde das jetzt nicht zustande kommen.»

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