KI kommt nach Cupertino! Auf der Entwicklerkonferenz WWDC stellte der Tech-Gigant am Montag sein neues KI-System Apple Intelligence vor. Mit AI will Apple seinen Nutzern eine personalisierte Version der generativen KI bieten und gleichzeitig die Privatsphäre schützen.
Apples KI kann Informationen aus verschiedenen Apps abrufen, um beispielsweise Fotos von bestimmten Familienmitgliedern zu finden oder die Live-Verkehrslage einzuschätzen. Auch das Korrigieren von Texten und das Versenden von animierten Bildern ist möglich.
Unendliche Emojis dank KI
Spannend ist etwa die Funktion Image Playground, mit der KI direkt auf dem Gerät Bilder erzeugen kann. Und mit Image Wand entstehen KI-Bilder aus eigenen Skizzen. Ein weiteres Highlight sind Genmojis. Die KI erstellt individuelle Emojis, die Auswahl ist unendlich. Heute gibt es «nur» 3782 der kleinen Piktogramme.
Siri wird endlich schlau! Der virtuelle Assistent versteht künftig, was auf dem Bildschirm passiert und kann viele neue Funktionen ausführen. Sprechen ist optional, Tippen geht auch. Siri fasst lange Nachrichten zusammen und bringt Ordnung in den Posteingang. «Siri wird Informationen nutzen, um Dinge schnell zu erledigen, ohne die Privatsphäre zu verletzen», sagt Apple. Ohnehin betonte Apple während der knapp zweistündigen Präsentation immer wieder den Schutz der Nutzerdaten.
KI-Cloud, aber sicher
Der Grossteil der Datenverarbeitung rund um Apple Intelligence findet auf dem Gerät und nicht in der Cloud statt. Für komplexere Anfragen nutzt Apple aber auch eigene Server: Private Cloud Compute. Dabei werden nur relevante Daten in die Cloud geschickt und nicht gespeichert. Apple hat nach eigenen Angaben keinen Zugriff auf diese Daten. Unabhängige Experten sollen dies in Sicherheitsaudits bestätigen können.
Der Haken: Apple Intelligence gibt es vorerst nur für iPhone 15 Pro, iPads und Macs mit M1 oder neueren Chips. Und zunächst nur auf Englisch. «Wir stehen noch ganz am Anfang», sagt Software-Chef Craig Federighi. Auf der WWDC wurde auch eine Partnerschaft mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI bekannt gegeben. Der Chatbot soll immer dann einspringen, wenn Siri nicht mehr weiterweiss. Wenn Daten mit ChatGPT geteilt werden, werde zuerst um Erlaubnis gefragt, sagt Federighi. Die Anfragen werden nicht protokolliert.
iPhone mit eigenem Stil
Auch abseits von AI gab es eine Reihe von Ankündigungen: Auf dem iPhone wird es mit iOS 18 künftig mehr Gestaltungsmöglichkeiten geben. App-Icons können nun mit mehr Freiheiten auf dem Homescreen verschoben werden. Ausserdem passen sich die Icons an den Dunkelmodus an. Zudem können Icons mit einer Wunschfarbe eingefärbt werden. Android-Nutzer werden über diese Ankündigung wahrscheinlich nur müde lächeln, für Apple-Nutzer bedeutet dies aber deutlich mehr Individualität und Möglichkeiten.
Viele offene Fragen
Insgesamt war es die spannendste WWDC der letzten Jahre. Der Tech-Riese hat gezeigt, dass er bei KI ganz vorn mitspielen will – auf seine Art, mit Fokus auf Datenschutz und tiefe Systemintegration. Die Entwicklerversionen der neuen Systeme für iPhone, iPad und Co. stehen ab sofort zur Verfügung. Alle anderen Nutzer erhalten die Neuerungen ab Herbst. Wobei, das ist relativ: Viele der KI-Funktionen kommen erst «später im Jahr» – etwa die Integration von ChatGPT – oder sogar erst 2025. Viele Fragen sind also noch offen.
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Vorschau auf den Event vom 10. Juni, 2024:
Der 10. Juni könnte zu einem Meilenstein in der Geschichte von Apple werden. Der Hersteller hat zu seiner jährlichen Entwicklerkonferenz, der Worldwide Developers Conference, kurz WWDC, eingeladen. Dieses Jahr soll der Event ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz (KI) stehen.
Andere Unternehmen wie Google, Samsung, Microsoft, OpenAI und viele mehr haben in letzter Zeit bereits KI-Funktionen und -Produkte vorgestellt. Apple wird also auch diesmal nicht der Erste sein, der auf den Zug aufspringt. Das war in der Vergangenheit schon öfter der Fall: Das iPhone war nicht das erste Handy mit Touchscreen, der iPod nicht der erste MP3-Player und die Vision Pro bei Weitem nicht die erste Cyberbrille. Was Apple auszeichnet, ist die Fähigkeit, Produkte so lange zu perfektionieren, bis sie in puncto Benutzerfreundlichkeit, Design und Integration in das bestehende Ökosystem ihresgleichen suchen – und das gilt sowohl für Hardware als auch für Software. Letzteres ist der Schwerpunkt der WWDC. Entsprechend hoch sind die Erwartungen.
KI, KI, KI überall
Apple dürfte versuchen, KI in möglichst viele seiner Apps zu integrieren. Die neuen Funktionen sollen den Alltag der Nutzerinnen und Nutzer erleichtern: Hilfe beim Zusammenfassen von Artikeln, beim Verfassen von Besprechungsnotizen, E-Mails und Antworten sowie beim Abarbeiten von Benachrichtigungen.
Laut «Bloomberg» basieren die neuen KI-Funktionen sowohl auf Apples eigener Technologie, als auch auf einer Partnerschaft mit OpenAI. Ein wichtiges Thema bei der Präsentation dürfte der Datenschutz sein. Es wird gemunkelt, dass die KI-Funktionen optional sein werden, sodass Apple den Nutzern die Entscheidung überlässt, ob sie diese Funktionen nutzen wollen.
«Wir sehen generative KI als wichtige Chance für unsere Produkte und glauben, dass wir hier Vorteile haben, die uns von anderen abheben», sagte CEO Tim Cook Anfang Mai an einer Telefonkonferenz. Eine wichtige Rolle bei dem Wandel dürfte Siri zukommen. Der oft belächelte Sprachassistent von Apple könnte durch die KI-Offensive deutlich aufgewertet werden: So soll Siri mehr Macht erhalten und künftig bestimmte Aktionen innerhalb von Apps steuern können. Viele der neuen KI-Funktionen könnten direkt über Siri gesteuert werden, zum Beispiel: «Siri, bearbeite das Foto!».
AI = Apple Intelligence?
Es wird erwartet, dass Apple die KI-Features als Beta-Versionen positionieren wird. Zudem sollen sie unter dem Dachbegriff Apple Intelligence gebündelt werden. Das wäre ein cleverer Schachzug von Apple, denn AI ist die englische Abkürzung für Künstliche Intelligenz. Mit Apple Intelligence würde der Konzern den Funktionen einen eigenen Stempel aufdrücken und Vertrauen bei den Nutzern schaffen. Durch die Beta-Bezeichnung könnten zudem die Erwartungen moderat gehalten werden und die Nutzer wären eher bereit, Fehler zu tolerieren.
Laut «Bloomberg» werden einige KI-Funktionen nur auf den neuesten Apple-Geräten wie dem iPhone 15 Pro lokal laufen, während andere ganz in die Cloud ausgelagert werden – das wäre ein Novum für Apple. Hier wird sich der Hersteller klar positionieren müssen, wie mit den Daten der Nutzer umgegangen wird.
Emojis und das iPhone
Auf der WWDC sollen auch spielerische KI-Funktionen vorgestellt werden. Zum Beispiel die Möglichkeit, ad hoc eigene Emojis zu kreieren. Damit stünde den Nutzerinnen und Nutzern in Zukunft eine unendliche Anzahl von Emojis zur Verfügung. Heute besteht die Auswahl aus «nur» 3782 Emojis.
Abgesehen von KI wird das kommende iOS 18 grosse Veränderungen auf dem iPhone mit sich bringen. So soll es in Zukunft möglich sein, Apps frei auf dem Startbildschirm zu platzieren, heisst es aus der Gerüchteküche. Bisher konnte man die Icons nur auf einem Raster positionieren.
iMessages sollen künftig auch zeitversetzt verschickt werden können. Ausserdem soll RCS, also Rich Communication Services, eingeführt werden. Damit wird die Kommunikation mit Android-Handys erleichtert. Erneuerungen der Systeme für iPads, Macs, Vision Pro und Watch sind ebenfalls zu erwarten.
Blick berichtet am Montag, 10. Juni, ab 18.30 Uhr (Schweizer Zeit) live über die Highlights der diesjährigen WWDC.