An der Wand prangt eine deutliche Warnung: «Schalte stets dein Smartphone aus und nimm keine persönlichen Gegenstände mit!» Diese Botschaft zeigt sofort, dass wir uns nicht in einem gewöhnlichen Sitzungszimmer befinden. Wir sind im Herzen von Samsung Electronics in Hwaseong, etwa 20 Kilometer südlich von Südkoreas Hauptstadt Seoul. Hier entwickelt der Technologieriese neue Chips, um künstliche Intelligenz (KI) in verschiedenste Geräte zu integrieren. Eines davon: Das Smartphone Galaxy S24, dass der Hersteller Anfang Jahr präsentiert hat.
«KI, die direkt auf dem Handy läuft, ist die Zukunft», erklärt JS Choi, Vizepräsident der Speicherabteilung bei Samsung. Im Fachjargon nennt man dies Edge-Computing. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die lokale Verarbeitung von Daten ist schneller, als wenn diese erst in die Cloud geschickt werden müssen. «Auch gibt es weniger Bedenken bezüglich Datenschutz bei den Nutzerinnen und Nutzern», fügt Choi hinzu. Samsung konzentriert sich daher stark auf die Entwicklung von KI-Funktionen, die direkt auf Smartphones, Laptops und Robotern laufen.
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Es braucht mehr Speicher!
Noch gibt es aber ein Problem: Viele Geräte sind bisher nicht bereit, grosse Datenmengen schnell zu verarbeiten. So laufen beispielsweise auch auf dem Galaxy S24 noch zahlreiche KI-Funktionen in der Cloud. Um KI direkt auf dem Gerät zu unterstützen, werden die Smartphones der Zukunft deutlich mehr Speicherkapazitäten benötigen. «Heute haben wir im Schnitt acht bis zehn Gigabyte Speicher in Smartphones. In Zukunft wird dieser Wert voraussichtlich auf 16 oder 24 Gigabyte erhöht», sagt Choi. Ob dies schon bei der nächsten Smartphone-Generation der Fall sein wird?
Parallel dazu spielen die Samsung-Chips eine wichtige Rolle beim Verarbeiten von gigantischen Datenmengen für KI in Serverfarmen. Hier ist immense Rechenpower notwendig, um grosse Sprachmodelle wie die von OpenAI, Google und anderen Anbietern zu trainieren. Es handelt sich um ein Milliardengeschäft, angeführt von Nvidia und seinen KI-Chips. Die Grafikprozessoren des Herstellers sind besonders gut für KI und maschinelles Lernen geeignet, da sie Daten parallel verarbeiten können. Neben der Rechenleistung sind jedoch auch schnelle Speicherchips notwendig, die mit der Datenflut mithalten können. Hier kommen die sogenannten High Bandwidth Memory (HBM) Chips ins Spiel. Samsung gehört zu den grössten Herstellern, befindet sich jedoch aktuell in einer Chip-Krise und ist hinter Konkurrent SK Hynix abgerutscht.
Samsung bedeutet auf Deutsch drei Sterne, ein Symbol für Macht, Ewigkeit und Grösse. Früher waren die drei Sterne auch Teil des Logos, heute ist es nur noch ein Schriftzug. 1938 verkaufte Lee Byung-chul zum ersten Mal getrockneten Fisch, Gemüse und handgemachte Nudeln unter dem Namen Samsung. Im Laufe der Jahre diversifizierte sich der Samsung-Konzern immer mehr, unter anderem in den Schiffbau, Versicherungen, Immobilien - und eben in die Elektronik. Gegründet wurde Samsung Electronics am 13. Januar 1969. Das erste Produkt war ein Schwarz-Weiss-Fernseher. Das war zu einer Zeit, als es in den USA bereits Farbfernseher gab. Heute beschäftigt der Hersteller weltweit rund 230'000 Mitarbeitende in allen Geschäftsbereichen. Das Jahr 2018 war für den Konzern ein dunkles: Das Firmenjubiläum wurde von einem Korruptionsskandal um den Erben des Samsung-Imperiums, Lee Jae Yong, überschattet. Heute dominiert Samsung den TV-Markt und spielt auch bei Smartphones eine führende Rolle. Über 20 Prozent der weltweit verkauften Geräte stammen von dem südkoreanischen Konzern, gefolgt von Apple.
Samsung bedeutet auf Deutsch drei Sterne, ein Symbol für Macht, Ewigkeit und Grösse. Früher waren die drei Sterne auch Teil des Logos, heute ist es nur noch ein Schriftzug. 1938 verkaufte Lee Byung-chul zum ersten Mal getrockneten Fisch, Gemüse und handgemachte Nudeln unter dem Namen Samsung. Im Laufe der Jahre diversifizierte sich der Samsung-Konzern immer mehr, unter anderem in den Schiffbau, Versicherungen, Immobilien - und eben in die Elektronik. Gegründet wurde Samsung Electronics am 13. Januar 1969. Das erste Produkt war ein Schwarz-Weiss-Fernseher. Das war zu einer Zeit, als es in den USA bereits Farbfernseher gab. Heute beschäftigt der Hersteller weltweit rund 230'000 Mitarbeitende in allen Geschäftsbereichen. Das Jahr 2018 war für den Konzern ein dunkles: Das Firmenjubiläum wurde von einem Korruptionsskandal um den Erben des Samsung-Imperiums, Lee Jae Yong, überschattet. Heute dominiert Samsung den TV-Markt und spielt auch bei Smartphones eine führende Rolle. Über 20 Prozent der weltweit verkauften Geräte stammen von dem südkoreanischen Konzern, gefolgt von Apple.
Highspeed und Schneckentempo
Ein neuer CEO der Division und ein neuer Chip sollen die Wende bringen: HBM3e heisst die Technologie, Young Hyun Jun der Chef. Der neue Chip ist laut dem Hersteller rund 50 Prozent schneller als sein Vorgänger. «Der Schlüssel zur KI liegt darin, wie wir innerhalb kürzester Zeit grosse Datenmengen verarbeiten können», erklärt Choi. Im Gegensatz zum schnelllebigen KI-Geschäft läuft die Entwicklung der Speicher-Chips fast im Schneckentempo, benötigt viel Geld und spezialisierte Maschinen. «Die Produktion eines einzelnen Chips benötigt rund drei Monate, der ganze Zyklus samt der Entwicklung und dem Testen je nachdem ein bis zwei Jahre», erklärt Choi. Anfang Juni erklärte Jensen Huang, CEO von Nvidia, dass man kurz vor einer Vereinbarung mit Samsung stehe, um die neuen Chips einzusetzen.
Samsung lässt sich hier nicht zu tief in die Karten schauen. Vor Ort betreibt der Hersteller viel Geheimniskrämerei und führt rigorose Sicherheitskontrollen für Mitarbeitende durch. Doch der Campus wirkt freundlich: Meterhoher Bambus, Fichten und Ahorn thronen rund um den kitschig grünen Rasen. Die Gehwege sind piekfein, die Schlüsselanhänger der Angestellten farbenfroh. Es fehlen nur die Velos – dann könnte der Campus auch von Google sein. Farbenfroh sind auch die Fassaden: monströse Rechtecke in Rot, Blau, Gelb und Schwarz durchbrechen das dominante Grau. Es sind Werke des niederländischen Künstlers Mondrian. Doch warum gerade Mondrian? Die Antwort ist pragmatisch: «Der ehemalige CEO war ein Fan – und es kostet uns keine Lizenzgebühren», sagt eine Mitarbeiterin.