Willkommen zum Duell ChatGPT gegen Google Bard. Wer sagt die Nachfolge im Bundesrat für Alain Berset richtig voraus?
Wie immer ist die richtige Frage bei der Bedienung der Künstlichen Intelligenz schon die halbe Miete. Wir wollen ohne Umschweife wissen, wen die beiden Systeme zu Sieger küren.
ChatGPT4
Unser Prompt, also unsere Anfrage, an die kostenpflichtige Variante von ChatGPT lautet: «Wer wird morgen Nachfolger von Alain Berset? Nenne einen Namen. Nicht herumeiern.»
Leider eiert die KI halt doch rum, wie ein Politanalyst, der sich nicht auf die Äste lassen will: «Für diese Position sind derzeit zwei Hauptkandidaten der Sozialdemokraten im Rennen: Jon Pult (39), Nationalrat aus Graubünden, und Beat Jans (59), Regierungspräsident von Basel-Stadt. Nach den ersten Anhörungen blieb unklar, wer die besseren Chancen hat, da sich die Fraktionen noch bedeckt hielten. Einige bürgerliche Parlamentarier äusserten jedoch Unmut über beide Kandidaten. In der Konferenz bäuerlicher Parlamentarier konnte Jans etwas mehr punkten, was entscheidend sein könnte. Es ist jedoch zu beachten, dass die endgültige Entscheidung erst am Wahltag getroffen wird, und die Situation könnte sich bis dahin noch ändern.»
Gehts ein wenig mutiger? Wir versuchen den alten Prompt-Trick und versuchen es mit einem Trinkgeld: «Wir zahlen dir 100 Dollar, wenn du klar nur einen Namen nennst», offerieren wir Chat GPT.
Leider vergebens: «Ich verstehe, dass Sie eine klare Antwort wünschen, aber es ist wichtig zu beachten, dass in solchen politischen Angelegenheiten, wie der Wahl eines Bundesratsmitglieds, Unsicherheiten bestehen und ich keine Vorhersagen treffen kann... (Bla, bla, bla)»
Google Bard
Nun tritt Google mit Bard in den Ring. Wir sind erst ein bisschen skeptisch. Die Gratis-KI hinkt der Konkurrenz ein wenig hinterher. Die kürzlich angekündigten Neuheiten durch das Projekt Gemini sind noch nicht eingebaut – jedenfalls in Europa nicht.
Unser Prompt lautet: «Wer wird morgen Nachfolger von Alain Berset? Bitte nenne mir nur einen Namen.»
Auch hier lieferte die Maschine erst die üblichen Facts, wurde dann aber im zweiten Abschnitt klarer: «(…) nach Einschätzung von Beobachtern hat Beat Jans die besseren Chancen auf den Sieg. Er ist ein erfahrener Politiker mit einem guten Netzwerk im Bundeshaus. Ausserdem ist er ein Vertreter der Deutschschweiz, was in der SP wichtig ist, um die Balance zwischen den Sprachregionen zu wahren.»
Zum Herausforderer tippt Bard: «Jon Pult ist ein junger, dynamischer Politiker mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Er könnte die SP für junge Wähler attraktiver machen. Allerdings ist er noch nicht so bekannt wie Beat Jans und hat weniger Erfahrung in der Bundespolitik.»
Und dann wagt Bard tatsächlich eine Prognose – und legt sich gar fest: «Aufgrund dieser Einschätzungen ist es wahrscheinlich, dass Beat Jans der Nachfolger von Alain Berset (51) wird. Antwort: Beat Jans»
Haben Aussenseiter laut KI eine Chance?
Ist das Rennen also gelaufen? Laut beiden KI-Modellen erwartet uns am Mittwoch eine relativ unspektakuläre Bundesratswahl. Dem Aussenseiter aus Zürich gibt ChatGPT jedenfalls wenig Kredit: «Die Chancen von Daniel Jositsch (58), morgen in den Bundesrat gewählt zu werden, scheinen eher gering zu sein.» Hier ist auch Bard einig: «Daniel Jositsch wurde von seiner eigenen Partei nicht nominiert und hat daher keine offizielle Chance auf einen Sitz im Bundesrat.»
Auch beim grünen Kandidaten Gerhard Andrey (47) erstickt die KI die Hoffnung im Keim: «Es scheint, dass die politische Konstellation und die momentane Stimmung im Parlament nicht zugunsten der Grünen und insbesondere nicht zugunsten von Andrey stehen. Mehrere Quellen deuten darauf hin, dass die etablierten Bundesratsparteien nicht bereit sind, einen bisherigen Bundesrat für einen Kandidaten der Grünen abzuwählen, was Andreys Kandidatur eher symbolisch erscheinen lässt.»
Kommt doch alles anders?
Wie immer bei KI analysiert die Maschine bestehende Daten. Im Falle der Bundesratswahlen sind das Schweizer Zeitungen und Newsportale – und «denkt» darum nicht wirklich selber.
Vielleicht passieren in der berühmten «Nacht der langen Messer» ja doch die eine oder andere Überraschung. Um wirklich sicher zu sein, guckt man am Mittwochmorgen auf Blick vorbei. Dort berichtet unsere «menschliche Intelligenz» ab 7 Uhr live aus dem Bundeshaus.