iPhones haben eine lange Lebensdauer. Darum lohnt sich auch eine Reparatur. Auf Platz 1 der Schadenshitparade steht der Display, wie Shane Schneider berichtet, der CEO von i-Restore, einer kleinen Kette von Reparatur-Shops mit vier Filialen in St. Gallen und im Aargau. Ebenfalls gefragt ist der Akkuaustausch und bei neueren Geräten die Reparatur von zersplitterten Glasrückseiten.
Bislang dürfen i-Restore und andere ähnliche Reparturstellen offiziell keine iPhones flicken. Sie müssen sich Ersatzteile auf dem Graumarkt besorgen. Das ändert sich ab sofort. Apple hat angekündigt, das Repair Programm nach dem Start im Herbst in den USA nun auch nach Europa und in die Schweiz zu bringen.
Damit können sich unabhängige Reparaturbetriebe für eine offizielle Reparatur zertifizieren. Das Programm und der Prozess der Zertifizierung ist gratis. Die Stores und Shops müssen allerdings einen Techniker angestellt haben, der dafür qualifiziert ist. Die Drittanbieter erhalten dann dieselben Originalteile, Werkzeuge, Diagnosemöglichkeiten und Reparaturanleitungen wie alle anderen Partner von Apple.
Auch für Schweizer Shops ist das Apple-Programm spannend
Der iPhone-Hersteller verspricht auch dieselben Preise für Ersatzteile, die bisher schon die autorisierten Händler bekommen haben. Der kleine Einmannbetrieb wird also gleichgestellt wie die grossen Ketten. Allerdings gilt das nur fürs iPhone und auch nur für die häufigsten Reparaturen wie etwa Display- oder Akkutausch. Kaputte Teile müssen zudem an Apple fürs Recycling eingesandt werden.
Kunden sollen auf einer Webseite sehen können, welche iPhone-Flicker auch wirklich zertifiziert sind. Die unabhängigen Stores sind aber in der Preisgestaltung frei, nur die Einkaufspreise sind fix. In den USA ist das Programm durchaus begehrt. Über 700 neue zertifizierte Reparaturshops gibts seit Herbst.
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Ist das Programm für die Schweizer Anbieter überhaupt spannend? Shane Schneider von i-Restore will sich das auf jeden Fall genau anschauen: «Wenn die Umstände passen, wäre das sehr interessant für uns.» Vor allem darum, weil gerade bei neueren Modellen die Hürden für externe Reparaturen immer höher werden. «Es werden immer mehr Ersatzteile mit der Software gekoppelt.» Er geht davon aus, dass dies in Zukunft noch stärker der Fall ist.
Wichtig für ihn ist, dass der Preis für die Ersatzteile nicht um ein Vielfaches höher ist als bislang. Und dass der Reparaturablauf nicht deutlich komplizierter wird und länger dauert. «Wir werben mit der Reparatur innert 30 Minuten und das ohne Datenverlust.» Das schnelle und unkomplizierte Konzept von i-Restore und anderen Anbietern sei genau die grosse Stärke der kleineren Reparaturbetriebe. «Viele Leute wollen nicht Stunden, Tage oder gar Wochen auf ihr Gerät verzichten.»
Nicht nur für kleinere Betriebe ist die Neuerung spannend, sondern auch für grosse. Media-Markt etwa bietet in den Läden ebenfalls einen Reparaturservice an. «Media-Markt hätte auf jeden Fall Interesse», schreibt die Pressestelle auf Anfrage von BLICK. Auch hier muss man sich aber das Gesamtpaket anschauen. Sinn machen würde es, da der Elektronik-Discounter von anderen Herstellern ebenfalls Originalteile bezieht. «Zudem betreiben wir schon heute einen erheblichen Schulungsaufwand, um unsere Techniker kompetent für die Reparatur von Apple-Geräten auszubilden.»
Apple senkte Reparaturpreise, die Kleinen profitierten trotzdem
Apple hat übrigens in den letzten Jahren sukzessive die Preise für Reparaturen gesenkt, gerade für häufige Fälle wie den Akkutausch. Etwa im Zuge des Akku-Eklats von 2018, als eine neue Funktion bei schlechter Batteriekapazität infolge Abnutzung die Leistung der iPhones gedrosselt hat. Und dies, ohne die User zu informieren.
Haben diese Preissenkungen und Vereinfachungen von Apple die kleinen Reparaturbetriebe nicht getroffen? «Wir konnten keine Umsatzeinbussen feststellen», sagt der Chef von i-Restore. Im Gegenteil: Vielen Leuten sei durch die Medienberichte überhaupt erst bewusst geworden, dass man Akkus einfach und recht günstig austauschen kann und nicht gleich ein neues Telefon kaufen muss, wenn die Batterie schon nach einem halben Tag schlapp macht.