Darum gehts
- KI-Chatbots sind im Schweizer Alltag angekommen und werden zunehmend genutzt
- Informationssuche ist Hauptanwendung, Google bekommt Konkurrenz durch KI-Assistenten
- 62,4 Prozent der Schweizer Erwachsenen haben bereits KI-Chatbots genutzt
Von der Nische zum Mainstream: Was vor zwei Jahren vielen noch suspekt erschien, gehört heute zum digitalen Alltag der Schweizerinnen und Schweizer. Laut einer repräsentativen Umfrage des Vergleichsdienstes Comparis.ch haben bereits 62,4 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal mit KI-Chatbots wie ChatGPT oder Gemini kommuniziert. Vor einem Jahr lag der Wert bei 50 Prozent.
Junge vorn, Ältere folgen: Unter den 18- bis 35-Jährigen nutzen 81 Prozent KI-Chatbots. Bei den 36- bis 55-Jährigen sind es zwei Drittel, bei den über 56-Jährigen immerhin noch 35 Prozent. Wie oft die Menschen diese KI-Dienste im Alltag einsetzen, wurde nicht ermittelt. Die repräsentative Befragung wurde im März 2025 unter 1029 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Suche als häufigste Nutzung
Jeder vierte Befragte mit Chatbot-Erfahrung braucht die digitalen Helfer bei der Arbeit – für Textzusammenfassungen, Kalkulationen oder für das Programmieren. Auffällig: Google bekommt Gesellschaft. Ein Drittel der Chatbot-Nutzer fragt heute schon lieber die KI als eine Suchmaschine. 2024 waren es erst 27 Prozent. Die Informationssuche ist damit zur Hauptanwendung geworden.
Während die Schweizer Bevölkerung bei alltäglichen Aufgaben zunehmend auf KI-Unterstützung vertraut, gibt es klare rote Linien: 58 Prozent der Befragten würden einem Chatbot niemals Angaben zu psychischen Problemen anvertrauen. Auch körperliche Gesundheitsdaten (52 Prozent) und persönliche Informationen für Gesundheitscoaching (54 Prozent) gelten als tabu.
Wehe, die KI irrt sich!
Eine überraschende Erkenntnis: Die Fehlertoleranz gegenüber KI ist gering. 64 Prozent der Befragten akzeptieren Fehler bei einem KI-Chatbot weniger als bei menschlichen Gesprächspartnern – obwohl KI-Systeme wie ChatGPT und Gemini noch regelmässig «halluzinieren», also falsche Informationen liefern. Dabei sind nur 28 Prozent der Umfrageteilnehmenden bereit, Fehler bei einem Chatbot zu tolerieren.
Woher kommt diese Diskrepanz? «Viele schätzen solche KI-Systeme wohl wie klassische Computersysteme ein. Sie sind sich nicht bewusst, dass die Systeme auch Fehler machen können», sagt Jean-Claude Frick, Digitalexperte von Comparis.ch. Das macht ihm Sorgen. «Wenn man auf der einen Seite schaut, dass sie keine Fehler akzeptieren, andererseits immer mehr KI-Systeme nutzen, da gibt es eine Schere dazwischen.» Er plädiert darum für mehr Aufklärung: «Man muss Leute genug darauf hinweisen, dass sie das, was KI-Systeme ausspucken, nicht einfach für bare Münze nehmen dürfen.»