Auf einen Blick
- Google ändert KI-Richtlinien, plant Zusammenarbeit mit Regierungen für nationale Sicherheit
- Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Google-Mitarbeitern gegen zunehmende Militärkooperation
- Fast 200 Beschäftigte forderten 2024 in offenem Brief Ende von Militärverträgen
Google hat seine ethischen Grundsätze zur künstlichen Intelligenz (KI) am 4. Februar grundlegend geändert. Die bisherige Zusage, KI nicht für Waffen oder Überwachung einzusetzen, wurde gestrichen. Stattdessen plant der Konzern, künftig mit «demokratischen Regierungen» bei der Entwicklung von KI für die nationale Sicherheit zusammenzuarbeiten.
Die Änderung betrifft zentrale Passagen der 2018 eingeführten KI-Richtlinien. Damals hatte Google noch ausdrücklich ausgeschlossen, seine Technologie für Waffensysteme oder Überwachungstools zu verwenden. Diese Beschränkungen sind nun vollständig aus den Unternehmensrichtlinien verschwunden.
KI-Waffen: Proteste bei Google
Die Position stösst auf Kritik. Menschenrechtsorganisationen warnen vor dem Einsatz von KI in automatisierten Waffensystemen. 2024 haben schon Google-Mitarbeiter gegen die zunehmende Militärkooperation des Konzerns protestiert. So hatten fast 200 Beschäftigte der KI-Sparte Deepmind in einem offenen Brief gefordert, Verträge mit Streitkräften zu beenden. 2018 hatte Google nach internen Protesten einen Pentagon-Auftrag für das Drohnenprojekt Maven nicht verlängert.
Google verteidigt indes seinen Kurswechsel. «Wir glauben, dass Demokratien die KI-Entwicklung anführen sollten, geleitet von Grundwerten wie Freiheit, Gleichheit und Respekt für Menschenrechte», erklären James Manyika und Demis Hassabis, die Leiter von Googles Deepmind in einem Blog. Die Technologie sei inzwischen so allgegenwärtig wie Handys. Dies erfordert neue Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Regierungen.
Trend bei Tech-Firmen
Der IT-Gigant steht mit dieser Neuausrichtung nicht allein da. Auch andere Tech-Firmen haben ihre Zurückhaltung beim Militärgeschäft aufgegeben. So erlaubt Meta seit November 2024 US-Verteidigungsbehörden die Nutzung seiner KI-Modelle. OpenAI, ursprünglich als gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet, kooperiert inzwischen bei der Drohnenabwehr mit der US-Rüstungsindustrie.
Der Schritt markiert einen historischen Bruch mit Googles ursprünglichen Werten. Das Unternehmensmotto «Don't be evil» (sei nicht böse) prägte lange Zeit die Firmenkultur. Bei der Umstrukturierung zur Holding Alphabet 2015 wurde es durch «Do the right thing» (tu das Richtige) ersetzt. Die jetzige Entscheidung zeigt, wie weit sich der Konzern von seinen Anfängen entfernt hat.