Auf einen Blick
- KI-Firma Deepseek erschüttert Tech-Welt, doch es gibt Bedenken zur Datensicherheit
- Daten werden in China gespeichert und verarbeitet, Schweizer Behörde rät zur Vorsicht
- App von Deepseek ist in über 50 Ländern beliebter als ChatGPT
Deepseek – ein Name, der vor wenigen Tagen noch unbekannt war, beherrscht plötzlich die Schlagzeilen. Die chinesische KI-Firma hat die Tech-Welt erschüttert, Nvidia ins Straucheln gebracht und Milliardenwerte an der Börse vernichtet. Ihre App stürmte die Downloadcharts, überholte in über 50 Ländern ChatGPT von OpenAI und erntete weltweit Lob. Ausgelöst wurde das Beben mit dem Release des Sprachmodells R1 Ende Januar.
Doch der kometenhafte Aufstieg stockt. OpenAI untersucht Hinweise, ob Deepseek von ihnen die KI-Modelle kopiert hat. Gleichzeitig greifen Datenschutzbehörden ein. Italien liess die App aus den Stores von Apple und Google entfernen, nachdem die Behörden Informationen zur Nutzung persönlicher Daten angefordert hatten. Auch Irland verlangt Aufklärung über die Datenverarbeitung. Eine Anfrage von Blick bei Deepseek blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Datenschützer schlagen Alarm
Besonders kritisch sehen Aufsichtsbehörden, dass Deepseek persönliche Daten laut eigener Datenschutzerklärung «auf sicheren Servern in der Volksrepublik China» speichert, wenn der KI-Dienst online genutzt wird. Chinesisches Recht verpflichtet Firmen zur Zusammenarbeit mit den nationalen Geheimdiensten.
Die Cybersicherheitsfirma Wiz hat bei dem chinesischen KI-Start-up Deepseek mehr als eine Million ungeschützter Datensätze im Internet entdeckt. Zu den exponierten Daten gehörten vertrauliche Softwareschlüssel sowie Chatprotokolle der Nutzer mit dem firmeneigenen KI-Assistenten. Nach Angaben von Wiz-CTO Ami Luttwak war der Zugang zu den Daten «sehr einfach» zu finden. Deepseek reagierte und sicherte die Daten innerhalb einer Stunde nach der Meldung von Wiz. Eine Stellungnahme des Unternehmens steht noch aus.
Die Cybersicherheitsfirma Wiz hat bei dem chinesischen KI-Start-up Deepseek mehr als eine Million ungeschützter Datensätze im Internet entdeckt. Zu den exponierten Daten gehörten vertrauliche Softwareschlüssel sowie Chatprotokolle der Nutzer mit dem firmeneigenen KI-Assistenten. Nach Angaben von Wiz-CTO Ami Luttwak war der Zugang zu den Daten «sehr einfach» zu finden. Deepseek reagierte und sicherte die Daten innerhalb einer Stunde nach der Meldung von Wiz. Eine Stellungnahme des Unternehmens steht noch aus.
Auch in der Schweiz gibt es Vorbehalte. «Wer den KI-Dienst nutzt, übermittelt fast immer Personendaten nach China. Aus europäischer Sicht bietet das chinesische Recht keinen angemessenen Datenschutz», erklärt Martin Steiger, Anwalt für digitales Recht.
Der Bund teilt diese Bedenken. «Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte verfolgt die Entwicklungen im Bereich KI aufmerksam», erklärt Silvia Böhlen vom EDÖB. Sie betont: «China erreicht kein mit der Schweiz vergleichbares Datenschutzniveau. Das Risiko einer Persönlichkeitsverletzung ist entsprechend höher.»
Steiger sieht die Hauptgefahr im chinesischen Überwachungsstaat, relativiert aber: «Die Risiken ähneln denen beim Export von Personendaten in die USA.»
Trotz der Bedenken verzichtet die Schweiz auf ein Verbot. «Hier gilt das Prinzip der informationellen Selbstbestimmung», erklärt Böhlen. «Jede Bürgerin und jeder Bürger entscheidet selbst, ob sie oder er solche Dienste nutzt.» Der EDÖB rät jedoch «zu besonderer Vorsicht bei der Weitergabe persönlicher Daten.»
Alternativen und Chancen
Es gibt aber Alternativen zur Onlinenutzung der China-App. «Da die Modelle von Deepseek frei verfügbar sind, kann man sie mit einem halbwegs modernen PC selbst installieren», so Steiger. Eine abgespeckte Version des besten R1-Modells läuft etwa auf einem MacBook Air mit M1-Chip aus dem Jahr 2020 problemlos offline. Zudem bieten Plattformen wie die amerikanische KI-Suchmaschine Perplexity oder Microsofts Cloud-Dienst Azure weitere Alternativen.
Die Abhängigkeit von ausländischen Tech-Giganten könnte jedoch auch eine Chance sein. Für Steiger zeigt der Fall Deepseek einen möglichen Weg: «Deepseek gibt mir Hoffnung, dass wir in der Schweiz ein eigenes, freies und leistungsfähiges KI-Modell entwickeln könnten – eine Art KI public analog zum Service public.» Und er ergänzt: «Wir haben die Daten, das Geld und das Wissen. Worauf warten wir noch?»