Frankreich blamiert sich im Netz
KI von Macron empfiehlt Nutzern, «Kuheier» zu essen

54 Milliarden Euro will Frankreich in neue Technologien investieren. Doch der erste grosse Test, ein KI-Chatbot namens Lucie, entpuppt sich als digitales Debakel.
Publiziert: 29.01.2025 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2025 um 16:47 Uhr
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Emmanuel Macron: Der französische Präsident setzt auf KI-Entwicklung.
Foto: IMAGO/Sipa USA

Auf einen Blick

  • Französischer KI-Chatbot Lucie nach Start wegen Fehlern offline genommen
  • Lucie machte absurde Fehler, wie essbare Kuheier und falsche Mathematik
  • Teil des 54-Milliarden-Euro-Projekts France 2030 zur Stärkung der KI-Position
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Während China mit seinem KI-Modell Deepseek gerade die Muskeln spielen lässt, muss Frankreich einen Rückschlag verkraften: Die französische Regierung hat ihren KI-Chatbot Lucie nur kurze Zeit nach dem Start wieder offline genommen. Grund sind fehlerhafte und ungenaue Antworten gewesen, wie der Entwickler Linagora mitteilt.

Der französischsprachige Chatbot war am 25. Januar als Teil des staatlichen Investitionsprogramms France 2030 präsentiert worden. Mit dem 54-Milliarden-Euro-Projekt will Frankreich seine Position rund um künstliche Intelligenz (KI) stärken und die Abhängigkeit von ausländischer Technologie verringern.

Peinliche Fehler en masse

«Wir haben uns von unserem eigenen Enthusiasmus mitreissen lassen», erklärte das Entwicklerkonsortium rund um die Firma Linagora in einer Stellungnahme. Der als «besonders transparent und zuverlässig» beworbene Chatbot sei eigentlich ein «akademisches Forschungsprojekt in einem frühen Stadium» und nicht für den Produktiveinsatz geeignet, heisst es weiter.

Nutzer hatten in sozialen Medien zahlreiche Fehler dokumentiert. So bezeichnete Lucie Kuheier als essbare Eier, die von Kühen produziert würden. Bei der Aufgabe 5×(3+2) nannte Lucie das Ergebnis 17 statt 25. Für Aufsehen sorgten Aussagen wie «die Quadratwurzel einer Ziege ist 1». Besonders problematisch: Der Chatbot lieferte eine Anleitung zur Herstellung von Methamphetamin und verortete König Herodes von Judäa als wichtige Figur bei der Entwicklung der Atombombe.

Vorfall überschatte KI-Gipfel

Linagora-Generaldirektor Michel-Marie Maudet kündigte an, der Chatbot werde nun zunächst in einer geschlossenen Gruppe getestet, bevor er erneut öffentlich zugänglich gemacht werde.

Verteidiger des Projekts sehen in dem holprigen Start einen notwendigen Schritt zur technologischen Souveränität. «Dies ist nicht die Zeit für Spott», erklärte Cyril de Sousa Cardoso, CEO des französischen KI-Unternehmens Polaria auf LinkedIn. «Unsere Zukunft steht hier auf dem Spiel, angesichts der neuen amerikanischen Feindseligkeit», schreibt er. 

Die Entwickler hatten Lucie als französische Alternative zu englischsprachigen KI-Modellen wie ChatGPT positioniert. Das Logo verbindet laut der Firma Frankreichs Nationalsymbol Marianne mit Scarlett Johanssons Rolle im Kinofilm «Lucy». Das Design soll die «souveräne französische Persönlichkeit» unterstreichen.

Der Vorfall überschattet den für 10. und 11. Februar in Paris geplanten Artificial Intelligence Action Summit. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will dort mit internationalen Führungskräften, Politikern und Tech-Experten über die Zukunft der künstlichen Intelligenz beraten. Im internationalen Vergleich bleibt der Vorfall jedoch überschaubar. Google etwa verlor 2023 nach Pannen seines Chatbots Bard rund 120 Milliarden Dollar an Börsenwert.

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