Sexuelle Gesundheit - ein wichtiges Thema
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Expertin zu Verhütung:Sexuelle Gesundheit - ein wichtiges Thema

Community packt über ihr Sexleben aus
«Ich habe kein Vertrauen mehr sin Verhütungsmittel»

Verhütung ist oft Frauensache. Das nervt unsere Leserinnen und Leser. Wir wollten wissen, wie es die Blick-Community mit der Verhütung hält. Eine Einschätzung der Resultate und die spannendsten Erfahrungen gibts hier zu lesen.
Publiziert: 03.09.2021 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2021 um 16:58 Uhr
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Foto: Blick
Noah Salvetti

«Im Minimum en Gummi drum!» sang Polo Hofer (1945–2017), als in den 1980er-Jahren die Aids-Welle und mit ihr eine Welle der Panik übers Land rollte. Der Spruch hat die gewünschte Wirkung erzielt und sich – zusammen mit anderen fetzigen Claims wie «Ohne Dings kein Bums» – ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Während Aids inzwischen erheblich besser behandelt werden kann und uns zurzeit ein ganz anderes Virus in Atem hält, hat die Wichtigkeit der Verhütung, sofern keine Kinder geplant sind, nicht abgenommen. Wir wollten von unseren Blick-Leserinnen und -Lesern wissen, ob und wie sie verhüten. Rund 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mitgeholfen, unsere Neugier zu stillen.

Hormone schaffen Sicherheit – und Nebenwirkungen

Wäre die Verhütungs-Umfrage ein Beziehungsstatus, würde sie den Namen «Es ist kompliziert» tragen. Denn obwohl Verhütung an sich nicht an Wichtigkeit eingebüsst hat, wachsen die Bedenken gegenüber hormonellen Verhütungsmitteln. Man wolle sicher verhüten und gleichzeitig keine Hormone zu sich nehmen, fasst es Leserin Hannah treffend zusammen. «Wegen des starken Libidoverlusts sind Hormone für mich seit neun Jahren ein No-Go», schreibt eine anonyme Leserin, die inzwischen mit der Kupferspirale verhütet. Diese habe zwar auch Nebenwirkungen, die jedoch vertretbar seien. «Hormonelle Verhütung zerstört die zyklusabhängige Lust der Frau komplett», schreibt sie weiter.

Trotz steigender Skepsis verhüten die meisten befragten Frauen hormonell. Wie kommt das? Christine Sieber von der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz sagt dazu: «Da spielt sicherlich der Faktor Sicherheit eine wichtige Rolle. Hinzu kommt, dass hormonelle Verhütungsmittel gründlich erforscht sind.» Die Umfrage zeigt: Vier von zehn Frauen begründen die Wahl ihres Verhütungsmittels mit Sicherheit und Wirksamkeit.

Ebenso viele Frauen geben an, keine überzeugenden Alternativen zu kennen. Die Palette der verfügbaren Mittel ist jedoch gross. Nicht zuletzt gebe es auch viele hormonfreie Methoden, etwa das Diaphragma oder die natürliche Familienplanung, bei der die fruchtbaren Tage bestimmt werden, sagt Sieber. In letztere Kategorie fallen auch sogenannte Ovulationscomputer und -Apps. «Wichtig ist hierbei, darauf zu achten, was genau die App oder das Gerät untersucht», sagt Christine Sieber. Viele Produkte seien auf die Begünstigung einer Schwangerschaft und nicht auf die Vermeidung ebendieser ausgelegt.

Kondome & Co. sollten gratis sein

Geht es um die Finanzierung der Verhütung, überwiegt der Anteil der Paare, die sich die Kosten aufteilen. In der Community des Blick-Social-Magazins «Soda», die parallel zum gleichen Thema befragt wurde, würden es viele User begrüssen, wenn die Krankenversicherungen die Kosten übernehmen würden, damit der Zugang zur Verhütung für alle gewährleistet ist.

Auch im Parlament wurden zu diesem Thema bereits Vorstösse eingereicht, unter anderem von SP-Nationalrätin Samira Marti (27). Der Bundesrat hielt als Antwort fest, dass die Schwangerschaftsverhütung in den Bereich der Eigenverantwortung fällt. Christine Sieber ergänzt: «Verhütung ist in der Schweiz Privatsache. Gerade für junge Menschen wäre es aber wünschenswert, Verhütungsmittel im Sinne der Prävention vergünstigt oder kostenlos zur Verfügung zu stellen.» Im Ausland, etwa in Deutschland, gebe es entsprechende Modelle, die das vorleben.

Doch keine Frauensache?

70 Prozent der Leserinnen und Leser nerven sich darüber, dass Verhütung oft als Frauenangelegenheit wahrgenommen wird. Es werde als selbstverständlich angesehen, dass die Frau verhütet, schreibt etwa Leserin Hannah. «Wenn sich Menschen an etwas stören, führt das zu einem Umdenken», sagt Sieber von der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz. Ein solches Umdenken sei gerade im Bereich der Verhütung erwünscht. Die Resultate der Umfrage zeigen: Die Verantwortung für Verhütung sollten in einer Beziehung beide tragen.

Wollen Männer ihre Verantwortung wahrnehmen, bleiben ihnen aktuell nur Kondom oder Vasektomie. Allerdings werden Rufe nach mehr Verhütungsmethoden für Männer laut: «Das Thema beschäftigt immer mehr», weiss auch Christine Sieber. Entsprechend würden neun von zehn befragten Frauen eine breitere Auswahl an Verhütungsmethoden für Männer begrüssen.

Laut Umfrage haben sich 70 Prozent der Männer bereits einmal nach alternativen Methoden für ihr Geschlecht erkundigt. «Es gibt viele neue Möglichkeiten, die im Versuchsstadium sind», sagt Sieber. Eine davon ist das sogenannte Vasal-Gel, das in den Samenleiter injiziert wird, dort verhärtet und diesen temporär blockiert. Leser Tobias ist davon jedenfalls so überzeugt, dass er die Entwicklung finanziell unterstützt.

Verhütung per Knopfdruck oder mit Unterhose

Eine ähnliche Möglichkeit ist das sogenannte Samenleiterventil, eine Erfindung des deutschen Tischlers Clemens Bimek. Es erlaubt eine Verhütung auf Knopfdruck. Auf Anfrage von Blick schreibt der Erfinder: «Das aktuelle Modell ist aus medizintechnischer Sicht voll entwickelt. Wir haben eine Zulassung für die klinische Prüfung. Was uns noch fehlt, sind die finanziellen Mittel von rund einer Million Franken.» In der Blick-Community bräuchte es hierfür jedoch noch etwas Überzeugungsarbeit: Rund die Hälfte der befragten Männer ist skeptisch.

Für am wahrscheinlichsten hält Christine Sieber die breitere Nutzung von sogenannten thermischen Methoden: «In der Romandie erreichen uns viele Anfragen zu dem Thema.» Über eine Erhöhung der Temperatur in den Hoden, etwa mittels eines speziellen Slips, soll eine temporäre Unfruchtbarkeit erreicht werden. Auch diese Methoden seien aber noch nicht voll ausgereift. «Das Problem ist, dass es in der Schweiz aktuell noch keine medizinische Begleitung für interessierte Männer gibt. In der Westschweiz wird jedoch intensiv daran gearbeitet», sagt Sieber.

Und auch gegenüber hormonellen Methoden scheinen die befragten Männer grundsätzlich nicht abgeneigt zu sein. Eine gross angelegte Studie der Weltgesundheitsorganisation wurde 2011 abgebrochen, angeblich wegen «zu starker Nebenwirkungen», darunter Stimmungsschwankungen und Libidoverlust, wie sie auch bei der klassischen Antibabypille bekannt sind. Seither gab es keine ähnlich fortgeschrittenen Versuche mehr, eine «Pille für den Mann» auf den Markt zu bringen.

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