«Natürliche Verhütung kann so zuverlässig sein wie die Pille», erklärt Blick-Sexologin Caroline Fux. «Vorausgesetzt, man wählt eine sichere Methode und wendet diese dann auch korrekt an. Denn bei konsequenter natürlicher Verhütung geht es um weit mehr, als einfach nur darum, die Tage im Zyklus zu zählen und auf ein Bauchgefühl zu hören».
So funktioniert die natürliche Verhütung
Korrekt ausgeführte natürliche Verhütung macht sich zunutze, dass eine Frau nur an bestimmten Tagen ihres Zyklus schwanger werden kann. Diese Tage werden identifiziert, indem verschiedene Körpermerkmale beobachtet und ausgewertet werden. Der wichtigste davon ist die Körpertemperatur.
Diese verändert sich im Verlaufe des Zyklus in einem zuverlässigen Muster: Es gibt im Körper so etwas wie eine Basistemperatur, auch Basaltemperatur genannt. Zur Zeit des Eisprungs steigt diese Temperatur an und bleibt dann in der zweiten Zyklushälfte konstant leicht erhöht. Ergänzt man die Temperaturbeobachtung um weitere Werte, beispielsweise das Beobachten des Zervixschleims oder die Beschaffenheit des Muttermundes, lassen sich die fruchtbaren Tage sehr zuverlässig bestimmen. An diesen ist dann Abstinenz gefragt oder der Einsatz einer Barrieremethode wie zum Beispiel Kondome.
Vorsicht bei Alkohol, Stress oder Medikamenten
«Es braucht Wissen und Übung, um die natürliche Verhütung korrekt auszuführen», so Caroline Fux. «Hinzu kommt, dass einige ziemlich alltägliche Dinge die Temperaturkurve durcheinanderbringen können. Beispielsweise gestörter oder unregelmässiger Schlaf, Alkohol, Stress oder Medikamente.»
Diese Dinge lassen sich laut der Sexologin durchaus in den Griff bekommen, wenn sich eine Frau für die Methode und ihren Körper interessiere und das natürliche Verhüten zu einer Priorität mache.
Es könne aber sein, dass man den einen oder anderen Monat länger zusätzlich mit Kondom verhüten müsse, als einem lieb sei. «Manche Frauen haben einfach auch leicht störbare Temperaturkurven oder unregelmässige Zyklen, die mehr Geduld und Wachsamkeit verlangen», so Fux. «Oder sie fühlen sich generell unsicherer beim Messen und Beobachten».
Zwei Gadgets im Test
Diesen Frauen sollen nun verschiedene Gadgets den Alltag mit der natürlichen Verhütung erleichtern.
Wir haben zwei davon, die beide explizit zur Verhütung zugelassen sind, der Blick-Sexologin für einen Selbsttest überlassen. Das ist ihr Fazit:
Trackle
«Der Trackle sieht aus wie ein violetter, etwas grösserer Tampon. Er wird auch wie ein solcher getragen, und zwar über Nacht. So kann die Basaltemperatur, also die tiefste Temperatur in der Ruhephase, aus vielen verschiedenen Messwerten ermittelt werden und nicht nur aus einem einzelnen Wert am Morgen, wie das sonst üblich ist.
Das Einführen geht dank der glatten Silikonoberfläche ganz leicht. Ist der Trackle erst mal im Körper, spürt man ihn nicht mehr. Das Entfernen am Morgen braucht anfangs ein bisschen Übung. Verschwinden kann er in der Vagina nicht, aber der Trackle kann nach hinten rutschen. Dann hilft es, wenn man etwas Geduld und ein gutes Gefühl für die Muskeln im Beckenboden hat. Wer sich mit dem Standard-Trackle, der einfach zwei Einbuchtungen zum Greifen hat, deshalb nicht wohlfühlt, kann ein Modell mit einem Loch wählen, durch das sich eine Rückholschnur ziehen lässt.
Am Morgen stellt man den Trackle in eine kleine Halterung. Dann werden die Messdaten aus der Nacht per Bluetooth mit einer App auf dem Smartphone synchronisiert. Parallel zur Temperaturmessung muss ich in der Trackle-App täglich die Beschaffenheit meines Zervixschleims eintragen. Wenn ich lieber die Lage und Beschaffenheit des Muttermundes beobachte, kann ich auch das. Gebe ich diese Daten nicht ein, signalisiert mir die App meinen Zyklus sofort als nicht auswertbar.
Trackle ist kein Wundercomputer, der einem alles abnimmt. Das Wissen zur symptothermalen Verhütung muss ich mir selbst erarbeiten und es braucht täglich die Auseinandersetzung mit meinem Körper. Wer ein hervorragendes Basalthermometer sucht, mit dem sich bequem eine sehr zuverlässige Temperaturkurve messen lässt, wird mit Trackle zufrieden sein. Etwas einschüchternd ist der relativ hohe Anschaffungspreis: Trackle kostet 299 Franken. Verwenden kann ich ihn zwei Jahre, danach macht die Batterie schlapp.»
Ovularing
«Der Ovularing besteht aus einem weichen Kunststoffring mit ungefähr 5 Zentimetern Durchmesser, in den ein Sensor von der Grösse eines mittleren Bonbons eingeklickt ist. Der Ovularing wird nicht nur über Nacht in der Vagina getragen, sondern permanent. Das Einführen und Entfernen ist leicht.
Spürbar ist der Ovularing nicht und er kann sogar beim Sex drin bleiben. Manchmal haben mein Partner und ich ihn leicht gespürt, manchmal nicht. Zum Auslesen der Daten entfernt man den Ring aus der Vagina und synchronisiert die Daten mit dem Smartphone. Besonders um die Zeit des Eisprungs herum ist das täglich nötig, um zu wissen, ob ich zusätzlich mit Kondom verhüten muss. Grundsätzlich könnte ich den Ovularing auch drei Monate drin lassen. Erst dann ist der Speicher voll und es muss durch ein Auslesen neuen Speicherplatz geschaffen werden.
Der Ovularing misst die Körpertemperatur innert 24 Stunden 288 Mal. Ausgewertet wird nicht nur die Basaltemperatur, sondern die gesamte Temperaturkurve. Hier zeigt sich, dass der Ovularing ursprünglich für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch entwickelt wurde: Der Fokus liegt so stark auf der Temperaturkurve und dem Aufspüren des Eisprungs über diese Kurve, dass das Erfassen der anderen für die natürliche Verhütung nötigen Parameter für mein Gefühl fast ein bisschen untergeht.
Der Ring nimmt einem viel ab. So viel, dass es für Puristinnen und Fans der symptothermalen Verhütung schon fast ein Negativpunkt sein dürfte. Bei der Auswertung stehen etwas weniger die Regeln der symptothermalen Verhütung im Zentrum, sondern der Algorithmus des Herstellers. Diesem fühle ich mich dann etwas ausgeliefert. Und weil ich den Ovularing im Alltag vergessen darf, litt bei mir ab und zu das Überwachen des Zervixschleims.
Alles in allem ist der Ovularing ein tolles Produkt, das medizinisch gut gestützt ist. Er ist allerdings sehr teuer: Er kostet 480 Euro im Jahresabo, also 40 Euro pro Monat. Nicht zuletzt wegen der hohen Kosten würde ich ihn aktuell eher zur Zyklusanalyse bei einem unerfüllten Kinderwunsch empfehlen, als zur Verhütung.