Schenkungen und Erbvorbezüge werden immer wichtiger, wenn der Traum vom Eigenheim erfüllt werden soll. Das haben Gespräche des SonntagsBlick mit Vertretern von Schweizer Banken ergeben. Die Antwort auf die Frage, ob sich hart arbeitende Menschen heute noch ohne Weiteres ein Eigenheim leisten können, lautet: Es ist kompliziert. Denn die Preise steigen, die Tragbarkeitshürden hingegen bleiben gleich.
Für SP-Ständerat Paul Rechsteiner (69) ist daher klar, dass der Eigenmietwert Gerechtigkeit zwischen Mietern und Eigentümern schafft und daher bestehen bleiben soll. Mitte-Ständerätin Brigitte Häberli (63), Vizepräsidentin des Hauseigentümerverbandes, kämpft gegen den Eigenmietwert – und erhält nicht nur im Rat, sondern auch von der Blick-Community Zuspruch.
Wer ein Eigenheim will, muss verzichten
Das Narrativ der hart arbeitenden Bevölkerung, die sich ein Eigenheim leisten kann, wenn der Wille da ist, wird auch in der Kommentarspalte oft aufgegriffen: «Was viele jüngere Leute nicht mehr können, ist verzichten. Damals wurde auf Ferien, teure Autos, Luxus und vieles mehr verzichtet und auf Eigentum gespart», schreibt Leser Heinz Anderegg.
Vor allem linke Politikerinnen und Politiker hätten die Auffassung, es gebe ein Menschenrecht auf ein Eigenheim ohne irgendwelche Verzichte in jungen Jahren. Leser Alexandre Wdowik berichtet: «Wir haben unseres Haus mit viel Opfern und harter Arbeit vor sechs Jahren gekauft, waren auch über 40 Jahre alt. Leider hatten wir keine reichen Eltern, die uns Geld geben oder ein Studium finanzieren konnten.»
Dennoch findet er, dass der Eigenmietwert abgeschafft werden sollte. Er mache es für Leute wie ihn nur schwieriger, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Sparen, Sparen, Sparen: So lautet das Rezept für ein Eigenheim, wenn man Blick-Leserinnen und -Leser fragt. Und: «Wir haben uns stetig weitergebildet und gute Jobs bekommen», schreibt Leser Markus Frick.
Junge setzen andere Prioritäten
Die letzten zehn Jahre seien sie dafür kein einziges Mal in die Ferien gefahren. Auch sonst habe man gespart, wo es nur ging. «Mit Party, Saufen, ständigen Ferien und geleasten Autos erreicht man das Ziel halt nicht.» Es sei wegen des demographischen Wandels logisch, dass Erbvorbezüge dominanter würden, schreibt Leser Wolf Walther. «Es gibt aber keinen Grund, diese Effekte schlechtzureden.»
Die jungen Leute würden heute einfach andere Prioritäten setzen, schreibt Leser Marcus. «Das ist auch okay, aber dann ist eine so grosse Anschaffung wie ein Haus später vielleicht nicht möglich.» Dem pflichtet Leser Armin Sierszyn bei: «Die junge Generation wählt heute Musse, Lust, schöne Kultur und Weltreisen statt Leistung und Krampfen. Logisch, dass man dann auch weniger Bares hat.»
Ohne Schenkung oder Erbe kein Haus
Doch es gibt auch eine andere Seite: «Ja, leider ist es so in der Schweiz, hast du keine Eltern, welche dir mit Eigenmitteln unter die Arme greifen, kannst du den Traum von den eigenen vier Wänden begraben», schreibt Leserin Eva Betschart. Wer jetzt noch behaupte, mit sparen sei dies möglich, lebe nicht in der Realität. Leserin Jasmin Meier stört sich dagegen an der Aussage, dass harte Arbeit ein Haus finanzieren könne: «Heisst das, alle anderen, die kein Eigenheim kaufen können, arbeiten nicht hart? Na, vielen Dank für dieses Urteil!»
Ein Beispiel dafür liefert ein anonymer Leser aus Marbach. «Ich arbeite 100 Prozent, meine Frau 40%, dennoch wurden wir von der Bank als zu hohes Risiko eingestuft, was die Tragbarkeit angeht. Wir bezahlen 1'900 Franken Miete und sind vollkommen schuldenfrei. Nur flüssiges Eigenkapital haben wir nicht, also haben wir keine Chance, unseren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen – weil wir nicht von Schenkungen und Erbvorbezug profitieren. Und das, obwohl unser Einkommen ausreichen würde, um ein Eigenheim zu realisieren.»