Selten hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) derart deutlich vor den Gefahren an den Immo-Märkten gewarnt wie im vergangenen Monat. Ein Schock drohe, gar ein Crash. Den Reichen der Schweiz scheint das den Appetit auf mehr nicht zu verderben.
Im Gegenteil: Es kommt immer häufiger vor, dass Private Mehrfamilienhäuser als Geldanlage kaufen. Um eine solche Liegenschaft zu erwerben, müssen sie ihre Kaufkraft nicht selten bei einem Bieterverfahren unter Beweis stellen. Das schreibt die «Handelszeitung» heute in der aktuellen Ausgabe.
Bieter treiben Preise in die Höhe
Bei Ausschreibungen von Mehrfamilienhäusern erhält derjenige den Zuschlag, der am meisten bietet. Oft gibt es bei solchen Bieterverfahren mehr als eine Runde.
Das treibt die Preise in die Höhe! Laut einer Analyse des Immobilien-Beratungsunternehmens Wüest Partner steigen die Spitzenpreise für Mehrfamilienhäuser in den Städten weiter an. Da Renditeliegenschaften in den grossen Ballungsräumen kaum noch aufzuspüren sind, schwappt die Nachfragewelle praktisch übers ganze Land.
Kaufpreis jenseits des Verkehrswerts
Im Berner Quartier Kirchenfeld soll laut der «Handelszeitung» vor kurzem ein Bieterverfahren für ein kleines Dreifamilienhaus stattgefunden haben. Das höchste Gebot lag 50 Prozent über dem Startpreis. Der Kaufpreis war damit mehr als doppelt so hoch wie die Verkehrswertschätzung.
«In unserer Region ist es gang und gäbe, dass Investorinnen und Investoren aus Zürich oder Basel mitbieten», sagt Lars Egger, CEO der Espace Real Estate AG in Solothurn gegenüber der «Handelszeitung».
Auch Pensionskassen und Vorsorgeeinrichtungen fallen mit einer Zahlungsbereitschaft auf, die bis vor kurzem undenkbar gewesen wäre. «Wir sitzen auf einer tickenden Zeitbombe», sagte Experte Donato Scognamiglio, Chef des Immobilien-Beratungsinstituts IAZI, dazu vor kurzem zu Blick.
Hohes Risiko für Private
Dieser Run auf Liegenschaften führt zu einer Überhitzung des Markts. Aus Mangel an Alternativen sind Anleger bereit, für Immobilien horrende Preise zu bezahlen. Käufer blättern für ein Topobjekt bis zu 50-mal die Jahresmiete hin. Das bedeutet, dass der Käufer mehr als 50 Jahre warten muss, bis er das investierte Geld wieder reingeholt hat.
Dieses Vorgehen birgt für Private deutlich höhere Risiken als für institutionelle Investoren. Denn Pensionskassen und Versicherungen finanzieren ihre Immobilen meist vollständig mit eigenen Mitteln.
Private dagegen müssen Hypotheken aufnehmen. Banken hätten nun darauf reagiert, heisst es im Artikel. Sie vergeben ihre Kredite laut eigenen Angaben konservativer. Nicht zuletzt aufgrund der eindringlichen Warnung der SNB. (dvo)