Die Unia ist stets zur Stelle, wenn es darum geht, gegen Arbeitgeber und Unternehmen auszuteilen. In den vergangenen Wochen stand die Gewerkschaft aber wiederholt selbst am Pranger: «Unia besitzt Immobilien im Wert von über einer halben Milliarde», titelte der «Tages-Anzeiger» Mitte September. Kurz darauf vermeldete der Blick, dass die Gewerkschaft in Wirklichkeit noch viel reicher sei, und schlussfolgerte daraus: «Die Linken sind die besseren Kapitalisten.»
So weit, so gut. Doch nun muss die Unia gar eine Breitseite aus den eigenen Reihen einstecken. Vor wenigen Tagen veröffentlichte die linke Zürcher Zeitung «P. S.» einen kritischen Artikel über «die rote Vermieterin». Kernaussage des Beitrags: Die Unia sei eine Gewerkschaft, die «dank dem aufgeheizten Immobilienmarkt» seit 2005 gut 200 Millionen Franken Immobilien- und Kapitalgewinne erwirtschaftet habe.
Gewinne auf Kosten der Arbeiter
«Die Mieten der Unia-Wohnungen orientieren sich im Gegensatz zu Wohnbaugenossenschaften am Prinzip der Marktmiete, also nicht nur an der Deckung der anfallenden Kosten und des Finanzierungsbedarfs, sondern am Marktpreis.»
Für das «P. S.»-Magazin ist deshalb klar: Die Gewerkschaft erzielt Gewinne auf Kosten von Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeitern.
Serge Gnos, Kommunikationschef der Unia, wehrt sich gegen diese Vorwürfe aus dem eigenen Lager: «Der Artikel erweckt den Eindruck, wir würden in unserem Immobilienportfolio nach kurzfristigen und maximalen Renditen streben. Das ist falsch.»
In Ballungszentren unter Marktniveau
Die Unia denke sehr langfristig, pflege ihr Liegenschaftsportfolio mit Umsicht und spekuliere nicht mit ihren Liegenschaften. «Im Gegensatz zu Wohnbaugenossenschaften bevorzugt die Unia aber keine einzelnen Mitglieder oder Mieterinnen. Deshalb bieten wir auch keine Kostenmieten an.» Die Bruttorenditen seien je nach Liegenschaft sehr unterschiedlich.
In Ballungszentren, wo der Wohnungsmarkt sehr angespannt sei, lägen die Unia-Mieten jedoch unter Marktniveau.
Die Grundsatzkritik am Unia-Vermögen kann Gnos erst recht nicht nachvollziehen: «Das Vermögen nützt kollektiv unseren Mitgliedern. Niemand zieht daraus einen persönlichen Vorteil.» Die Erträge würden helfen, Arbeitskämpfe durchzustehen und den Beteiligten Streikgelder zu zahlen.