Auf einen Blick
- Knapp jeder vierte Arbeitnehmende in der Schweiz ist unzufrieden
- Lohngespräche fehlen bei vielen, was zu Frustration führt
- 45 Prozent der Arbeitnehmenden haben keine Lohngespräche
- Einige sehen Lohngespräche als Respekt, andere als unnötig
- Ungerechte Lohnverteilung und Bonussysteme werden stark kritisiert
Knapp jeder vierte Arbeitnehmende in der Schweiz ist mit seinem Gehalt unzufrieden – und bei 45 Prozent finden nicht einmal Lohngespräche statt. Die Aussicht auf eine Lohnerhöhung? Für ebenso viele Schweizerinnen und Schweizer scheint sie unwahrscheinlich.
Besonders in der jetzigen Phase der Gehaltsverhandlungen wird deutlich, dass das Thema Lohn bei vielen für Unzufriedenheit sorgt. In der Community sorgt das für teils ernüchternde, teils aufgebrachte Reaktionen.
«Hat mit Anstand und Respekt zu tun»
So berichtet Blick-Leserin Rosemarie Stierl von ihren Erfahrungen: «Ich hatte während meiner ganzen Berufstätigkeit nie Lohngespräche gehabt mit dem Arbeitgeber. Ausser, wenn ich mich für eine neue Stelle bewarb.» Auch Louis Bielmann blickt auf eine lange Karriere ohne Gehaltsverhandlungen zurück: «Ich war 10 und 32 Jahre beim gleichen Arbeitgeber und hatte nie ein Lohngespräch oder sonst ein Mitarbeitergespräch.» Eine Praxis, die für viele kaum nachvollziehbar ist – vor allem, weil der finanzielle Druck steigt.
Während einige die fehlenden Gespräche als Normalität hinnehmen, gibt es auch klare Stimmen, die Lohngespräche als einen Akt des Respekts betrachten. So betont Daniel Keller: «Lohngespräche zu führen gehört in jeden anständigen Betrieb, egal welcher Grösse. Hat mit Anstand und Respekt zu tun.»
Aber es gibt auch Gegenstimmen, die zeigen, dass nicht in jedem Betrieb Zeit und Raum für Gehaltsverhandlungen vorhanden ist. Rudolf Wymann beispielsweise glaubt, dass man in kleineren Unternehmen schlichtweg andere Prioritäten hat: «Man ist ja angestellt, um zu arbeiten und nicht um Lohngespräche zu führen. In einem Kleinbetrieb muss gearbeitet und nicht gesprochen werden.»
Ungerechte Verteilung der Löhne
Doch nicht nur die fehlenden Gespräche sorgen für Frustration. Viele User kritisieren auch das Bonussystem und die oft ungerechte Verteilung der Löhne. Eva Betschart erinnert sich an ihre Zeit im Arbeitsleben: «Hat dem Vorgesetzten deine Nase nicht gepasst, hattest du trotz guter Leistungen null Chancen, weder befördert zu werden noch eine Lohnerhöhung zu erhalten.»
Ein weiteres Problem, das einige ansprechen, ist die Verteilung der Löhne in den Unternehmen. Ernst Vonlanthen erklärt, dass es in seiner Firma keine Lohngespräche gab, sondern einen automatischen Teuerungsausgleich. Das Bonussystem wurde zwar nach individuellen Leistungen berechnet, jedoch sieht er auch hier die Gefahr der Ungleichheit: «Von Kader aufwärts ging die Lohnschere immer weiter auf.»