E-Bikes sind omnipräsent. Im letzten Jahr waren laut dem Branchenverband Velosuisse fast 50 Prozent der hierzulande rund 500'000 verkauften Velos mit Elektrounterstützung ausgestattet – 2005 wars noch nicht einmal jedes 150. verkaufte Velo. Rund 15 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind auf E-Bikes unterwegs, schätzt Frank Simon Aeschbacher (57), CEO der Swiss E-Mobility Group (SEMG). Er erwartet, dass E-Bikes mittelfristig rund 80 Prozent des Schweizer Velomarkts ausmachen werden.
Besonders beliebt für den Alltag sind die sogenannten City-E-Bikes. Ihr Motor muss nicht ganz so stark sein wie bei einem E-Mountainbike und die Reichweite nicht für die ganz lange Tour ausgelegt sein wie bei einem Trekking-Modell. Preislich bewegen sich viele City-E-Bikes daher in tieferen Sphären als vollausgestattete Highend-Modelle. Vier aktuelle E-Bikes mussten sich jetzt im grossen SonntagsBlick-Test beweisen.
Ampler Stellar
Seit letztem Sommer ist die estländische E-Bike-Marke Ampler mit eigenem Shop in Zürich vertreten. Das Credo von Co-Gründer Ardo Kaurit (32, hier gehts zum Porträt): stylische, leichte Bikes fürs tägliche Pendeln, denen man das E nicht ansieht. «Das ist Ampler beim Stellar absolut gelungen», meint SonntagsBlick-Redaktorin Kim Hüppin (25). «Für mich das schönste Bike im Test, auch wenn das knallige Rot nicht ganz meinen Geschmack trifft.»
Rot sieht die Testerin zuerst auch beim Preis: 3090 Franken – das teuerste E-Bike im Test. Aber jedes Detail des in Estland entwickelten und hergestellten Stellar wirkt solide und hochwertig, nichts lottert, nichts knarzt. Schön gemacht etwa das in den Rahmen eingelassene Display, das unter anderem die Restreichweite anzeigt. Je nach angewählter Unterstützung liegen zwischen 50 und 100 Kilometer drin. Mehr Infos – etwa das aktuelle Tempo oder der Standort des Bikes – lassen sich über die firmeneigene Ampler-App abrufen.
Motor Hinterrad-/Nabenmotor, 250 Watt, 45 Nm Drehmoment
Akkugrösse 336 Wattstunden
Reichweite (Werk) 50 bis 100 Kilometer
Ladezeit 2,5 Stunden
Akku herausnehmbar Nein (nur durch Spezialisten)
Schaltung Microshift Advent 9-Gang-Schaltung
Gewicht 17,8 kg
Preis 3090 Franken
Erhältlich bei amplerbikes.com
Besonderheiten Selbst bei leerem Akku fährt sich das Stellar fast wie ein gewöhnliches Velo.
Test-Fazit Das teuerste, aber auch ausgereifteste E-Bike im Test, das mit solider Verarbeitung und schönen Detaillösungen punktet.
Motor Hinterrad-/Nabenmotor, 250 Watt, 45 Nm Drehmoment
Akkugrösse 336 Wattstunden
Reichweite (Werk) 50 bis 100 Kilometer
Ladezeit 2,5 Stunden
Akku herausnehmbar Nein (nur durch Spezialisten)
Schaltung Microshift Advent 9-Gang-Schaltung
Gewicht 17,8 kg
Preis 3090 Franken
Erhältlich bei amplerbikes.com
Besonderheiten Selbst bei leerem Akku fährt sich das Stellar fast wie ein gewöhnliches Velo.
Test-Fazit Das teuerste, aber auch ausgereifteste E-Bike im Test, das mit solider Verarbeitung und schönen Detaillösungen punktet.
Auch die Eindrücke nach der ersten Testfahrt können sich durchaus sehen lassen: «Das Stellar ist äusserst wendig und agil, wirklich toll zum Fahren. Die Unterstützung des E-Motors setzt nicht ruckartig ein, sondern schön sanft und kaum spürbar. An Steigungen könnte sie aber noch etwas kräftiger sein», meint die Testerin.
Electra Loft Go!
Nicht ganz so angetan ist SonntagsBlick-Redaktor Lorenzo Fulvi (22) nach der ersten Fahrt auf dem Go Loft! des US-Branchenriesen Electra. Dessen auf Style getrimmte Modelle werden seit kurzem auch von E-Bike-Marktleader M-Way in der Schweiz vertrieben. «Auf diesem Bike möchte ich keine längeren Touren machen. Der Sattel ist hart und unbequem. Und trotz nur 21 Kilo fühlt es sich nicht besonders handlich und dynamisch an.»
In höchster Unterstützungsstufe liefert der Nabenmotor am Hinterrad immerhin genug Power, um Steigungen mühelos hochzukraxeln. Dann schmilzt aber die Reichweite des mit 2249 Franken zweitgünstigsten Bikes im Test wie Glacé an der Mittagssonne: Statt theoretisch 65 Kilometer beim kleinsten Akku dürfte es mit voller Unterstützung höchstens 30 Kilometer weit gehen.
Motor Hinterrad-/Nabenmotor, 250 Watt, 40 Nm Drehmoment
Akkugrösse 250 Wattstunden
Reichweite (Werk) Bis zu 65 Kilometer
Ladezeit 4 Stunden
Akku herausnehmbar Nein (nur durch Spezialisten)
Schaltung Shimano 7-Gang-Schaltung mit Freilauf
Gewicht 21 kg
Preis 2249 Franken
Erhältlich bei electrabikes.com
Besonderheiten Mit dem optional erhältlichen Range Extender kann die Reichweite verdoppelt werden.
Test-Fazit Sehr stylisches E-Bike im Retrodesign, das punkto Verarbeitung aber einige Schwächen offenbart.
Motor Hinterrad-/Nabenmotor, 250 Watt, 40 Nm Drehmoment
Akkugrösse 250 Wattstunden
Reichweite (Werk) Bis zu 65 Kilometer
Ladezeit 4 Stunden
Akku herausnehmbar Nein (nur durch Spezialisten)
Schaltung Shimano 7-Gang-Schaltung mit Freilauf
Gewicht 21 kg
Preis 2249 Franken
Erhältlich bei electrabikes.com
Besonderheiten Mit dem optional erhältlichen Range Extender kann die Reichweite verdoppelt werden.
Test-Fazit Sehr stylisches E-Bike im Retrodesign, das punkto Verarbeitung aber einige Schwächen offenbart.
«Schade», findet Fulvi: «Optisch gefällt mir das Loft Go! im Retrostyle sehr gut, besonders in dieser Farbkombination. Doch es wirkt nicht sonderlich solide verarbeitet – die Schutzbleche klappern, die Bremsen sind schwach, und das Panel zum Einstellen der Unterstützung kommt in Billigplastik.» Am Schluss sind sich alle Tester einig: Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt beim Electra nicht.
Ego Movement Skarabäus Flex
Der Schweizer E-Bike-Hersteller Ego Movement ist mit sieben eigenen Shops in der Schweiz und Liechtenstein vertreten. Zum Test schickt Co-Gründer Daniel Meyer das soeben gestartete Skarabäus ins Rennen: «Es ist unser günstigstes und zugleich sportlichstes Modell. Der Name bezieht sich auf den Lack: Wie beim ägyptischen Glückskäfer ändert sich je nach Sonneneinstrahlung die Farbe.» Tester Raoul Schwinnen (57) gefällts: «In meinen Augen das optisch ‹normalste› Bike im Test mit einem elegant schmalen Rahmen. Und obwohl es sich sehr leicht anfühlt, wirkt es solide.»
Mit einem Gewicht von 18,5 Kilo ist das Skarabäus tatsächlich das zweitleichteste Modell in der Runde – nur das Ampler Stellar bringt noch etwas weniger auf die Waage. Entsprechend agil fährt es sich: «Ein E-Bike für Leute, die gern sportlich unterwegs sind – schon wegen der stark nach vorne gebeugten Sitzposition. Es fühlt sich sehr straff an, aber auch äusserst handlich.» Dass es sich beim Motor um den nominell schwächsten aller getesteten E-Bikes handelt, wäre Schwinnen nicht aufgefallen: «Die Unterstützung ist absolut ausreichend, könnte hier und da aber noch etwas spontaner einsetzen.»
Motor Hinterrad-/Nabenmotor, 250 Watt, 30 Nm Drehmoment
Akkugrösse 350 Wattstunden
Reichweite (Werk) 60 bis 90 Kilometer
Ladezeit 4 Stunden
Akku herausnehmbar Nein (nur durch Spezialisten)
Schaltung L-Twoo 10-Gang-Schaltung
Gewicht 18,5 kg
Preis 2498 Franken
Erhältlich bei egomovement.com, m-way.ch
Besonderheiten Via App mit ihren vielen Zusatzfunktionen lässt sich das Bike sogar abschliessen.
Test-Fazit Das sportlichste Bike im Test, das mit solider Verarbeitung und coolem Design punktet.
Motor Hinterrad-/Nabenmotor, 250 Watt, 30 Nm Drehmoment
Akkugrösse 350 Wattstunden
Reichweite (Werk) 60 bis 90 Kilometer
Ladezeit 4 Stunden
Akku herausnehmbar Nein (nur durch Spezialisten)
Schaltung L-Twoo 10-Gang-Schaltung
Gewicht 18,5 kg
Preis 2498 Franken
Erhältlich bei egomovement.com, m-way.ch
Besonderheiten Via App mit ihren vielen Zusatzfunktionen lässt sich das Bike sogar abschliessen.
Test-Fazit Das sportlichste Bike im Test, das mit solider Verarbeitung und coolem Design punktet.
Gelungen findet der Tester die Einbindung der App. Das E-Bike kann auch ohne Smartphone über das filigrane Display am Lenker bedient werden. Die App bietet aber deutlich mehr Zusatzinfos wie Tempo und Reichweite und sogar eine auf Velos abgestimmte Navigation. «Am coolsten finde ich, dass man das E-Bike sogar mit der App verriegeln kann – so muss man nie mehr einen Schlüssel dabeihaben», so Schwinnen abschliessend.
Fischer Cita 3.2i
Letzter Kandidat ist das Cita 3.2i der Schweizer Traditionsmarke Fischer unter die Räder. Stylisch oder sportlich ist am Cita nichts – muss es aber auch gar nicht sein: «Das E-Bike ist auf ein älteres Publikum ausgerichtet, das in der Stadt zum Einkaufen fährt oder ab und an einen Ausflug unternimmt», meint Mobilitätsredaktor Andreas Engel (38). Entsprechend wird Komfort beim Cita 3.2i grossgeschrieben: Als einziges Bike verfügt es über Federgabel und einen ultrabequemen, gefederten Sattel.
Da es sich beim Cita 3.2i um ein Auslaufmodell handelt, kostet es statt schon günstiger 2090 aktuell nur noch 1390 Franken. Ein Super-Schnäppchen, wie der Tester findet: «Das Fischer-Bike hat nicht nur den stärksten Motor im Test, sondern auch den grössten Akku, der sich als einziger aus dem Rahmen herausnehmen lässt. Praktisch, wenn keine Steckdose im Velokeller vorhanden ist.»
Motor Mittelmotor, 250 Watt, 65 Nm Drehmoment
Akkugrösse 418 Wattstunden
Reichweite (Werk) Bis zu 100 Kilometer
Ladezeit 5,8 Stunden
Akku herausnehmbar Ja
Schaltung Shimano Nexus 7-Gang-Nabenschaltung
Gewicht 27 kg
Preis 2090 Franken (Streichpreis aktuell 1390 Fr.)
Erhältlich bei fischer-ebikes.ch
Besonderheiten Als einziges Bike im Test lässt sich der Akku aus dem Rahmen herausnehmen.
Test-Fazit Ein solides, voll auf Komfort ausgerichtetes Citybike, das mit einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Motor Mittelmotor, 250 Watt, 65 Nm Drehmoment
Akkugrösse 418 Wattstunden
Reichweite (Werk) Bis zu 100 Kilometer
Ladezeit 5,8 Stunden
Akku herausnehmbar Ja
Schaltung Shimano Nexus 7-Gang-Nabenschaltung
Gewicht 27 kg
Preis 2090 Franken (Streichpreis aktuell 1390 Fr.)
Erhältlich bei fischer-ebikes.ch
Besonderheiten Als einziges Bike im Test lässt sich der Akku aus dem Rahmen herausnehmen.
Test-Fazit Ein solides, voll auf Komfort ausgerichtetes Citybike, das mit einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
So kräftig der feinfühlig ansprechende Mittelmotor in flachen Gefilden auch ist: Das stattliche Gewicht von 27 Kilo lässt sich nicht kaschieren. An Steigungen hat das Modell deutlich mehr Mühe als seine Konkurrenten. Auch die Nabenschaltung, bei der das Treten jeweils unterbrochen werden muss, um den nächsten Gang einzulegen, ist eher für gemütliche Citycruiser als rasante Kurvenkratzer geeignet. Dennoch findet Engel: «Wer auf der Suche nach einem komfortablen, robusten und günstigen City-E-Bike ist, kann beim Cita 3.2i fast nichts falsch machen.»