«Das Bike ist für jüngere, sportliche Velofahrer ausgerichtet»
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E-Bike Ampler Axel im Test:«Das Bike ist für sportliche Velofahrer ausgerichtet»

Ampler-Gründer Ardo Kaurit aus Estland
Der Bill Gates der E-Bike-Szene

Was 2014 als Projekt unter Freunden in Estland begann, ist heute ein internationales E-Bike-Unternehmen. Ampler Bikes um Co-Gründer Ardo Kaurit hat nun den ersten Schweizer Showroom in Zürich eröffnet. Die Mission: Die Welt mit E-Bikes ein bisschen besser machen.
Publiziert: 30.07.2022 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2022 um 15:52 Uhr
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Ardo Kaurit (31) ist Co-Gründer und CEO der estländischen E-Bike-Marke Ampler, die vor kurzem den ersten Schweizer Showroom an der Badenerstrasse in Zürich eröffnet hat.
Foto: Philippe Rossier
Andreas Engel

Hinterhof-Garagen sind das Start-up-Klischee schlechthin: Seit der Gründung des IT-Giganten Microsoft 1975 ist dieses Bild fest in den Köpfen verankert. Bill Gates (66) und Paul Allen (1953–2018) legten in einer Garage in Albuquerque (USA) den Grundstein für eines der erfolgreichsten Unternehmen aller Zeiten. Seither hoffen Millionen von Start-ups auf eine ebenso erfolgreiche Garagen-Karriere.

Auch bei Ampler begann alles in einer Garage, doch Parallelen zu Bill Gates und Co. gibt es bei den drei Gründern des estnischen E-Bike-Herstellers Ardo Kaurit (31), Hannes Laar (31) und Rait Udumäe (34) sonst keine. «Wir sind nie mit dem Ziel gestartet, ein Unternehmen zu gründen», erklärt CEO Kaurit in Zürich, wo Ampler jüngst den ersten Schweizer Showroom eröffnet hat – den fünften in Europa nach Amsterdam, Berlin, Köln sowie Tallinn (Estland).

Werkstatt als zweites Zuhause

Dass Ampler zu einer internationalen E-Bike-Marke wurde, war eher Zufall und dem Erfindungsgeist der drei langjährigen Kollegen zu verdanken. «E-Bikes waren vor acht Jahren in Estland noch überhaupt nicht verbreitet. Eins zu kaufen, das wäre viel zu teuer gewesen», erzählt Kaurit. «Also sagten wir uns: Bauen wir selbst eins!» Den Background dazu hatten die drei jungen Esten. «Rait war schon davor Velo-Konstrukteur und Hannes ein leidenschaftlicher Ingenieur und Töff-Bastler, den ich an der Hochschule in Tallinn kennengelernt hatte.»

Kaurit selbst hatte sich wie schon sein Vater als professioneller Motocrosser einen Namen gemacht – die heimische Garagen-Werkstatt war quasi sein zweites Zuhause. «Nach meiner Motocrosskarriere habe ich Mechatronik studiert – also eine Kombination aus Informatik, Mechanik und Elektronik. Ideal zur Konstruktion eines E-Bikes, wie sich später herausstellte», blickt Kaurit schmunzelnd zurück. Über Monate eigneten sich alle drei Fachwissen an, kauften Komponenten günstig im Web, schraubten den ersten Prototyp zusammen – mit Erfolg. «Wir waren selbst überrascht, wie viel Spass das Bike machte», erinnert sich Kaurit. Und liessen Bekannte testen. «Und alle waren sehr begeistert von unserem Velo.»

Es fehlten überzeugende Produkte

Gemeinsam reiste das Trio an die Leitmesse Eurobike in Friedrichshafen (D) – und sie stellten erstaunt fest: Interesse an E-Bikes ist da, doch überzeugende Produkte fehlen. «Grosse Hersteller brachten einfach Batterien und E-Motor an bestehenden Velos an. So waren die Bikes schwer und klobig und auch zum Fahren nicht sonderlich gut», erinnert sich Kaurit. Also das Gegenteil dessen, was die Freunde wollten: ein leichtes, elegantes Bike, dem man die Elektro-Unterstützung nicht ansieht, das aber doch für längere Pendlerfahrten taugt. Voller Zuversicht folgten weitere Prototypen. Zwei Jahre nach der Idee wird Ampler Bikes gegründet – es ist Frühsommer 2016.

Ardo Kaurit wird zum CEO. «Einer musste ja», wie der stets im grauen T-Shirt und grauen Jeans auftretende Este lachend anmerkt. Laar und Udumäe tragen Chefposten in Technik und Infrastruktur. Ihr Ziel sei nicht gewesen, die Welt zu verändern. Kaurit: «Am Anfang wollten wir einfach ein gutes Produkt, bei dem die Leute sagen: Hey, E-Bikes sind cool!» Doch das Denken habe sich später gewandelt. «Heute wollen wir Leute für das Velofahren in Städten begeistern und dafür, so für ihre Gesundheit als auch die Umwelt etwas Gutes zu tun.»

Pandemie als Branchentreiber

Dieses Umdenken habe bei vielen Menschen stattgefunden – wegen Corona. «Viele Leute hatten plötzlich Angst, den ÖV zu benutzen», sagt Kaurit, «und suchten Möglichkeiten, einen gesünderen Lifestyle zu führen, Freizeit in der Natur zu verbringen.» Die Folge war ein Boom der Branche, von dem letztlich auch Ampler profitierte – trotz aller Schwierigkeiten, sprich Lieferengpässen.

Ebenso wichtig sei auch das Umdenken vieler Städte gewesen, die im Fahrrad plötzlich viel stärker als zuvor eine Alternative zu anderen Transportmitteln gesehen hätten. «Fahrradunfreundliche Städte wie etwa London haben ganze Strassen für Autos geschlossen, um sie den Velos freizugeben. Viele dieser temporären Lösungen sind nun permanent.» Stimme die Infrastruktur, hätten Velos und insbesondere E-Bikes Potenzial, Städte nachhaltig zu verändern, ist Kaurit überzeugt: «Wir wollen das Fahrrad als Transportmittel so verbessern, dass mehr Leute es nutzen, unabhängig von Distanz oder Topografie. Unsere Mission ist letztlich, dass sich alle ohne Emissionen in der Stadt bewegen.»

Die E-Bikes von Ampler

Jedes Produkt müsse einen Zweck haben – davon ist Ampler-Gründer Ardo Kaurit überzeugt. Die Bikes aus estnischer Produktion sind vornehmlich für Pendlerinnen und Pendler im urbanen Umfeld konstruiert: Sie haben keinen so starken Motor wie viele andere E-Bikes (250 W, Heck), verfügen auch nicht über einen Riesenakku (336 Wh), sind dafür aber mit 14 bis 16 Kilo auch rund ein Drittel leichter als das Gros der Konkurrenz. Und so fahren sie nicht nur wie normale Velos – sie sehen auch so aus. Supergünstig sind Ampler-Bikes der zweiten Generation ab rund 3000 Franken zwar nicht. Aber «unsere E-Bikes sind qualitativ sehr hochwertig und robust und für das tägliche Pendeln ausgelegt. Es gibt ähnliche Produkte, die zum Teil deutlich teurer sind – wir bieten meiner Meinung nach viel Wert fürs Geld», meint Gründer Ardo Kaurit.

Philippe Rossier

Jedes Produkt müsse einen Zweck haben – davon ist Ampler-Gründer Ardo Kaurit überzeugt. Die Bikes aus estnischer Produktion sind vornehmlich für Pendlerinnen und Pendler im urbanen Umfeld konstruiert: Sie haben keinen so starken Motor wie viele andere E-Bikes (250 W, Heck), verfügen auch nicht über einen Riesenakku (336 Wh), sind dafür aber mit 14 bis 16 Kilo auch rund ein Drittel leichter als das Gros der Konkurrenz. Und so fahren sie nicht nur wie normale Velos – sie sehen auch so aus. Supergünstig sind Ampler-Bikes der zweiten Generation ab rund 3000 Franken zwar nicht. Aber «unsere E-Bikes sind qualitativ sehr hochwertig und robust und für das tägliche Pendeln ausgelegt. Es gibt ähnliche Produkte, die zum Teil deutlich teurer sind – wir bieten meiner Meinung nach viel Wert fürs Geld», meint Gründer Ardo Kaurit.

Nur Wachstum ist nicht alles

Die Produkte kommen international gut an. Während Ampler 2016 rund 100 E-Bikes auslieferte, waren es letztes Jahr über 5000 – Tendenz ständig steigend. «Im Schnitt haben wir unseren Firmenwert jedes Jahr verdoppelt, auf zehn Millionen Euro 2021.» Gleichzeitig sei auch das Team rasant gewachsen auf heute 160 Mitarbeitende. Das sei einerseits positiv. «Umso mehr wir wachsen, desto grösser ist auch unser positiver Einfluss.» Doch Kaurit mahnt: «Wir wollen weiterwachsen, aber verantwortungsvoll. Werden wir zu schnell zu gross, schadet es eher dem Arbeitsklima, als dass es der Marke hilft.»

Schweiz zweitstärkster Markt

Potenzial gebe es reichlich, glaubt Kaurit – gerade in der Schweiz. Obwohl sie hierzulande nie viel Geld in Werbung investiert hätten, sei das Interesse der Schweizer an Ampler von Anfang an gross gewesen. Mit mehr als 1000 Kunden sei die Schweiz der zweitstärkste Markt. «Trotz aller bisherigen Barrieren wie langen Lieferzeiten, Importzöllen, Währungsschwankungen oder umständlicher Reparatur-Wege. Der Showroom war deshalb für uns nur ein logischer Schritt, um zu zeigen, dass wir bleiben und den Schweizer Markt ernst nehmen.»

Für Ampler sei die Standort-Eröffnung in Zürich ein Meilenstein – und alles andere als einfach. «Wir hatten keine Agentur, die uns bei Suche und Aufbau geholfen hat. Wir haben das alles selber auf die Beine gestellt. Darauf sind wir stolz.» Schliesslich gäbe es sicher nicht viele Unternehmen aus Estland, die einen Showroom in Zürich hätten, meint Ardo Kaurit mit einem neckischen Grinsen zum Ende des Treffens. «Für uns ist die Eröffnung ein grosses Ding.»

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