Neue Bosch-Komponenten für 2025 im ersten Test
Blick fährt das Mountainbike der Zukunft

Immer leichter, immer stärker, immer weiter lautet das Credo der Hersteller im Segment der E-Mountainbikes. Marktleader Bosch hat jüngst die neuesten Innovationen für 2025 präsentiert – Blick hat sie getestet.
Publiziert: 14.12.2024 um 06:12 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2024 um 16:26 Uhr
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Marktleader Bosch hat jüngst die neuesten E-Mountainbike-Komponenten für die kommende Saison vorgestellt. Blick konnte sie rund um den Zürcher Uetliberg bereits ausprobieren.
Foto: Andreas Engel

Auf einen Blick

  • E-Mountainbikes machen über 40 Prozent aller E-Bike-Verkäufe aus
  • Bosch stellt neue E-Mountainbike-Komponenten für verbesserte Fahrdynamik vor
  • Blick konnte die neue Technik rund um den Zürcher Uetliberg testen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Jeder dritte Schweizer Haushalt besitzt mittlerweile ein E-Bike – satte 50 Prozent mehr als vor drei Jahren. Dies geht aus einer aktuellen Marktstudie des Forschungsinstituts Yougov hervor. Neben City- und Trekkingbikes stehen elektrische Geländemodelle besonders hoch im Kurs: Laut neuesten Zahlen des Branchenverbands Velosuisse machen E-Mountainbikes inklusive der besonders robusten SUV-Varianten mittlerweile über 40 Prozent aller E-Bike-Verkäufe in der Schweiz aus. Die Entwicklungen der Branche sind aber auch in Sachen Technik rasant. «Immer leichter, immer stärker, immer weiter» lautet das Credo der Hersteller.

Jede Menge Hightech

Soeben hat die deutsche Firma Bosch ihre neuesten E-Mountainbike-Komponenten für die kommende Saison vorgestellt. Kernstück ist der weiterentwickelte Performance-Line-CX-Motor, der nach wie vor maximal 85 Nm Drehmoment, 600 Watt Spitzenleistung und bis zu 340 Prozent Tretunterstützung liefert. Mehr Leistung sei nicht nötig, erklärt Claus Fleischer, CEO von Bosch eBike Systems: «Für uns stehen die Werte im idealen Verhältnis von Kraft, Dynamik, Effizienz und Reichweite.»

Das Hauptaugenmerk habe man auf die Feinabstimmung der Sensorik gelegt, um so die Fahrdynamik weiter zu verbessern. Zahlreiche Sensoren würden mehr als 1000 Mal pro Sekunde Daten zu Pedalinput, Beschleunigung, Drehrate, Steigungs- und Neigungswinkel sowie Erschütterungen messen, womit jeweils die passende Motorkraft berechnet wird. 

Im zur Verfügung stehenden Testbike ist neben dem neuen ABS-Pro-Bremssystem auch das weiterentwickelte TRP-eShift-Getriebe verbaut. Die laut Hersteller erste elektrische Schaltlösung für eine Kettenschaltung soll je nach Fahrsituation, Tretrate und Untergrund selbständig die beste Übersetzung wählen, ohne dass der Fahrer die Gänge selber einlegen muss. Das System ist insbesondere für weniger erfahrene E-Mountainbiker konzipiert, die sich voll und ganz aufs Fahren am Berg oder im Trail konzentrieren möchten. Wie gut das funktioniert, wollten wir in einem ersten Vorab-Test selber herausfinden. 

Stark am Berg

Wir starten unsere Tour bei der Zürcher Europaallee Richtung Allmend am Fusse des Uetliberg: Das rund 23 Kilogramm schwere Test-Bike mit seiner mächtigen 29-Zoll-Geländebereifung und dem langen Radstand wirkt anfangs etwas martialisch für die beengten Verhältnisse auf den Strassen der Innenstadt. Die Bremsen packen extrem giftig zu und wollen fein dosiert sein. Die automatische Gangwahl ist anfangs ebenfalls gewöhnungsbedürftig: Je nach Tretrate, die via App oder kleinem Display am Lenker individuell angepasst werden kann, versucht die Sensorik, den für uns jeweils optimalen Gang einzulegen. Besonders in der Stadt klappt das zu Beginn nur bedingt zufriedenstellend: Häufig müssen wir die Elektronik via manuellem Schalthebel überstimmen. Wer möchte, kann das System auch auf komplett manuellen Betrieb umstellen.

Doch schon auf den ersten steileren Anstiegen spüren wir die Vorteile des eShift-Getriebes: Bei Bedarf schaltet es blitzschnell auch mehrere Gänge auf einmal runter und wählt erstaunlich oft die richtige Übersetzung. Praktisch: Dank neuer Berganfahrhilfe gehören wacklige Balanceakte beim Anfahren am Hang der Vergangenheit an. Per Impuls über das Pedal weiss die Elektronik, wie viel Unterstützung der E-Biker benötigt. Noch beeindruckender wirds bei der anschliessenden Downhill-Fahrt auf einem der zahlreichen Trails rund um den Zürcher Hausberg: Schon bei kurzen Tritten aufs Pedal antizipiert das eShift-System, welcher Gang aktuell gewünscht wird – ob für den kurzen Zwischensprint auf der Geraden oder zum Beschleunigen aus engen Kehren. 

Vertrauenswürdige Stabilität

Genauso wichtig wie eine kraftvolle Beschleunigung – wobei der E-Motor unserer Meinung nach nicht weniger Power haben sollte – sind gute Bremsen. Auch wenn das neue ABS-Pro-System auf unserer Testfahrt nicht annähernd sein volles Potenzial zeigen muss, konnten wir im Vergleich zu gewöhnlichen Scheibenbremsen deutliche Unterschiede feststellen. Zuerst testen wir das Anti-Blockier-System auf einem ebenen Feldweg: Wir beschleunigen bis 20 km/h und steigen voll in die Eisen. Unter normalen Umständen hätten wir uns wohl über die Vordergabel verabschiedet – mit ABS Pro kommt das Vorderrad nur leicht ins Rutschen. Im ABS-Trail-Modus sorgt das System für vertrauenswürdige Stabilität, im ABS-Race-Modus für erfahrene E-Mountainbiker kann etwa auch das Hinterrad kontrolliert angehoben werden. 

Fazit: Die neuen E-Mountainbike-Komponenten von Bosch hinterlassen im ersten Test einen guten Eindruck, wobei selbst das automatische eShift-Getriebe nach kurzer Eingewöhnung sogar im Stadtverkehr überzeugen kann. Das getestete Modell mit grossem, im Rahmen integriertem 800-Wattstunden-Akku (Reichweite bis 100 km) ist so im Handel nicht erhältlich, dürfte in ähnlicher Zusammenstellung aber einen mittleren bis hohen vierstelligen Betrag kosten. Hightech hat halt seinen Preis.

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