Das Xplorer Beast des Genfer Start-ups Miloo will nichts weniger als das extremste, stärkste und vielseitigste E-Bike der Welt sein. Nachdem Blick bereits im Februar bei der Enthüllung des Hightech-Geräts im Zürcher Showroom unweit der Bahnhofstrasse dabei war, wollten wir das E-Bike kurz vor Marktstart nun selbst einmal unter die fetten 27,5-Zoll-Geländereifen nehmen. Zu Beginn gibt Olivier Fabrikant (62), als General Manager für den Deutschschweizer Markt verantwortlich, eine kurze Einführung in die mitunter komplexe Technik des Xplorer Beast.
«An diesem Prototyp kann über das im Rahmen integrierte Display zwischen neun verschiedenen Unterstützungsstufen ausgewählt werden. Um es den Kunden in der Praxis leichter zu machen, wird es beim Serienmodell nur fünf Stufen geben», erklärt Fabrikant. Damit könne nicht nur die Kraft der Unterstützung über die selbst entwickelte App vorab individuell festgelegt werden, sondern auf Wunsch auch die Höchstgeschwindigkeit von bis zu 45 km/h in zwei Stufen auf 25 oder 32 km/h gedrosselt werden. «Das Xplorer verfügt über eine besonders robuste 7-Gang-Nabenschaltung, bei der der Tretvorgang jeweils unterbrochen werden muss, um den nächsten Gang einzulegen. Ein echtes Profi-Getriebe, das in der Praxis aber etwas Übung verlangt», so Fabrikant.
Power zum Abheben
Ein weiteres Feature kennen wir bereits von den bisher schon erhältlichen Miloo-Modellen Classy Beast und Mighty Beast: Durch Drücken eines kleinen Hebels am Lenker beschleunigt das E-Bike ohne Treten der Pedalen, womit sich das Hightech-Velo wie ein Elektro-Scooter fahren lässt. Wie viel Kraft der mit Bafang entwickelte, stärkste kommerzielle E-Bike-Motor tatsächlich hat, merken wir schon auf den ersten Metern im Zürcher Mittagsverkehr. Beim Ampelstart in höchster Unterstützungsstufe setzen die maximal 1250 Watt verzögerungsfrei ein – und uns lüpft es kurz das Vorderrad!
Wir tasten uns allmählich an die Power des Mittelmotors heran, gewöhnen uns schnell an die unkonventionelle Nabenschaltung und geben auf gerader Strecke ohne Verkehr Vollgas: Wahnsinn, wie kraftvoll das Xplorer nach vorn zieht und wie schnell 35, 40 und bald 45 km/h erreicht sind! Selbst steile Anstiege klettert das Bike scheinbar mühelos hinauf – dem maximalen Drehmoment von bis zu 200 Nm sei Dank.
Echtes Profigerät
Das in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Extrem-Abenteurer Mike Horn entwickelte Xplorer ist aber vor allem zum Fahren unter besonders anspruchsvollen Bedingungen konzipiert: Horn soll das Super-Bike vergangenen Winter deshalb auf einem der höchsten Gipfel der Schweiz getestet haben. Ganz so extrem wirds in unserem Test nicht. Um aber eine ungefähre Vorstellung zu bekommen, was das nur 19 Kilogramm (mit Akku 29 kg) schwere Xplorer mit seinem besonders steifen Karbonrahmen zu leisten imstande ist, gehts auf kurvigen Schotterpisten rund um den Zürcher Üetliberg.
Auffällig: Das Bike fühlt sich unglaublich stabil an – selbst auf lockerem Untergrund kommt das Xplorer dank der breiten Geländebereifung (für die Stadt sind auch Reifen mit weniger Profil erhältlich) quasi nicht ins Rutschen. Der grosse Lenkwinkel der vorderen Federgabel und die 3-Punkt-Hinterradaufhängung, bei der sich die Dämpfstärke beim Ein- und Ausfedern je nach Situation anpassen lässt, sollen Fahrten in unwegsamem Gelände zusätzlich vereinfachen.
Höher, schneller, weiter
Wird allerdings die Spitzenleistung des Xplorer Beast rege genutzt, schlägt sich das auch negativ auf den im Rahmen untergebrachten 1000-Wh-Akku nieder: Im Vollgas-Modus liegen so nur rund 35 Kilometer elektrischer Reichweite drin. Wer die Unterstützung auf gemässigtem Level nutzt, schafft laut Miloo bis zu 100 Kilometer.
Doch an die Möglichkeit eines leeren Akkus während der Expeditionsfahrten haben die Macher gedacht: Neben einem noch mal 1000 Wh grossen Akku für den Gepäckträger sind alternativ auch kompaktere 672-Wh-Batterien zur Mitnahme in den hinteren Seitentaschen erhältlich. Clever: Die Zusatzakkus lassen sich über ebenfalls erhältliche Sonnenkollektoren (Leistung: 180 W) auch fernab des nächsten Stromanschlusses aufladen und können als Powerbank auch für weitere elektrische Geräte genutzt werden.
Wahnsinn – auch im Preis
All die Hightech-Komponenten haben natürlich auch ihren (Auf-)Preis: Das auf 100 Stück limitierte und nummerierte Miloo Xplorer Beast kostet in der Basisausstattung bereits 10'899 Franken. Doch die Liste mit Extras ist lang: Ein ABS-Bremssystem kostet 699 Franken, der Karbongepäckträger mit integrierten Blinkern weitere 999 Franken. Soll es der erwähnte Zusatz-Akku sein: 1299 Franken. Die kleineren Batterien schlagen mit 899 Franken zu Buche, plus 699 Franken für die Sonnenkollektoren. Mit im Lenker integrierten Blinkern, spezieller Rahmenfarbe und CNC-gefrästen Rückspiegeln kann das vollausgestattete Xplorer Beast so auch bis zu 18'000 Franken kosten. Ein echtes Wahnsinns-Bike – auch beim Preis.