Rennstrecke bei Mistwetter – das hatte ich ja noch nie. Regen, Gischt in der Luft und die Piste glitzert vor Nässe. Ziemlich untypisch für Spanien, selbst um diese Jahreszeit. Das Heck schwänzelt und rutscht herum. Abflug? Ich lenke gegen und fange das ausbrechende Heck wieder auf. Kaum ist das 4,27 Meter lange Coupé wieder ausgerichtet, trete ich das Gaspedal durch. Die digitale Drehzahlanzeige geht in den roten Bereich, Kupplung treten, den Ganghebel kurz in die drei drücken und wieder einkuppeln. Sofort schiebt der Zweisitzer nach vorne. Breites Grinsen.
Ich fahre den neuen Toyota GR86 auf der spanischen Rennstrecke Castelloli nahe Barcelona. Hier darf Autofahren noch Spass machen. Heckantrieb, Saugmotor, knappe Abmessungen, wenig Gewicht: Der GR86 ist eine Fahrspassgarantie. Sogar auf Wasser. Als hätte Toyota das Wetter absichtlich bestellt. Selbst aus der Haarnadelkurve, der langsamsten Stelle der Rennstrecke, kann das Heck ausbrechen, wenn ich zu früh am Gas bin. Natürlich lege ich es auch ein bisschen darauf an. Aber nicht nachmachen auf öffentlichen Strassen.
Feintuning für Spassauto
Der GR86 ist der Nachfolger des GT86. Die Dimensionen sind nahezu gleich geblieben; er wird einen Zentimeter flacher und ist 1,31 Meter hoch. Wie bisher hat Toyota den GR86 zusammen mit dem Subaru BRZ entwickelt. Die beiden Modelle sollen sich nun mehr unterscheiden als bei den Vorgängern. Nur werden wir das in Europa kaum herausfinden, da Subaru den BRZ hier nicht anbieten wird.
Das Konzept ist ebenso geblieben wie der etwas rüpelige Kern – die Ingenieure haben sich aufs Feintuning beschränkt. Verbesserungen bei Aufhängungen, Fahrwerk, Getriebe und Steifigkeit und damit an der Fahrdynamik gehen auf neue Erkenntnisse der Toyota-Motorsportabteilung zurück – Gazoo Racing, deshalb auch GR86. Dabei hilft auch, dass er mit 1275 Kilogramm Leergewicht zwanzig Kilo leichter wurde. Zudem konnten die Ingenieure den Schwerpunkt senken und nach hinten verschieben.
Stärker und schneller
Wie bis anhin übernimmt ein von Subaru entwickelter Vierzylinder-Boxer-Saugmotor den Antrieb. Sein Hubraum steigt von 2,0 auf 2,4 Liter und damit die Leistung von 200 auf 234 PS (172 kW). Das maximale Drehmoment ist von 205 auf 250 Nm angestiegen und liegt neu schon bei 3700 statt erst bei 6600 Touren an.
Davon profitiert die Beschleunigung und so schafft der GR86 den Sprint auf Tempo 100 mit 6,3 Sekunden über eine Sekunde schneller als der Vorgänger (7,4 s). Mit optionaler Automatik sprintet er in 6,9 Sekunde auf Tempo 100, doch die wird in der Schweiz praktisch nicht gekauft.
Dabei wäre sie im Vergleich zum Vorgänger jetzt eine brauchbare Alternative zur Handschaltung. Aber das manuelle Getriebe mit den kurzen Schaltwegen passt besser zum Charakter des GR86. Noch drehen wir in Prototypen unsere Runden, aber gefühlt sind die Autos jetzt schon sensationell ausbalanciert. Das macht auch auf der öffentlichen Strasse im Rahmen der Tempolimits Spass.
Warten bis Sommer 2022
Aussen sind die Autos noch beklebt – der GR86 feiert seine offizielle Europa-Premiere erst am 2. Dezember. Aber die US-Version ist ja längst enthüllt. Dabei betreffen die meisten Unterschiede der beiden Versionen nicht die Optik, sondern den Antrieb wegen der strengeren Abgasvorschriften.
Der Toyota GR86 startet im Mitte nächsten Jahres in der Schweiz. Dabei wird er sich mit dem GR Yaris darum streiten, wer denn jetzt das Einstiegsmodell von Toyotas Sportwagenwelt ist. Von der Leistung her klar der GR86, denn der Yaris ist mit 261 PS (192 kW) stärker und bietet erst noch Allrad.
Nur beim Preis dürfte das Coupé teurer sein als der Sportzwerg. Dieser kostet ab 37'900 Franken. Die Preise für den GR86 sind noch nicht bekannt, sollen laut Toyota Schweiz aber bei um die 40'000 Franken zu liegen kommen.