Europa ist im Visier der chinesischen Autobauer. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Autohersteller aus dem Reich der Mitte den Sprung ins Herz des alten Kontinents ankündigt. Manche dieser chinesischen Autobauer sind Start-ups – und verschwinden oft so schnell wieder, wie sie gekommen sind.
Dongfeng gehört allerdings nicht in diese Kategorie. Die Dongfeng Motor Corporation ist mit über drei Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr eine Grösse in China. Und auch auf dem internationalen Parkett nicht ganz unerfahren. So hat oder hatte Dongfeng schon verschiedene Kooperationen mit ausländischen Herstellern wie Honda, Nissan oder Renault.
Dongfeng startet in Europa mit Luxus-SUV
Dennoch ist der Sprung nach Europa für Chinas Autobauer kein einfacher. Vor allem bei uns, aber auch in Deutschland sind die Autofahrer anspruchsvoll. Anders als asiatische Konkurrenten, die zu viel auf einmal erreichen wollen, plant Dongfeng seinen Eroberungsfeldzug mit Bedacht und startet mit seiner Premiumtochter Voyah erst in ausgewählten Test-Märkten wie der Schweiz, den Niederlanden, Finnland und Dänemark.
Weitere Chinesen, die bald nach Europa kommen
«Voyah stammt von Voyager. Deshalb gehts bei unserem Fahrzeug Voyah Free in erster Linie auch um den Reisekomfort», erklärt Daniel Kirchert, Gründer und CEO von Noyo Mobility, die den Verkauf und den Service in der Schweiz und in Europa organisiert. Kirchert kennt beide Kulturen bestens, war er doch über 20 Jahre für BMW, Nissan und Byton im grossen asiatischen Markt tätig.
Wohl nächstes Jahr startet der Voyah Free bei uns. Zeit also, den Elektro-SUV genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf den ersten Blick erinnert uns der Free-Kühlergrill an die Front des Maserati Levante. Im Innenraum dominieren drei 12,3 Zoll Monitore, welche die gesamte Breite des Armaturenbretts belegen. Die Instrumententafel ist mit Leder bezogen, ebenso wie die bequemen Sitze, die gemäss Lastenheft mehr zum komfortablen Reisen einladen als zur Kurvenhatz.
Luxusgleiter statt Rennmaschine
Dennoch ist der 2340 Kilogramm schwere E-Allradler mit 489 PS (360 kW) und einem Drehmoment von 720 Nm alles andere als untermotorisiert. Nach 4,4 Sekunden erreicht der Voyah Free aus dem Stand die 100-km/h-Marke und wird bis maximal 200 km/h schnell. Dank der grossen Batterie von 106,7 kWh soll der Free mit einer Akkuladung bis zu 500 WLTP-Kilometer weit kommen. Beim Schnellladen ist der China-SUV mit 100 kW aber bestenfalls Durchschnitt – in 45 Minuten sind die Energiespeicher von 20 auf 80 Prozent gefüllt. Als Durchschnittsverbrauch gibt Voyah 20,2 kWh/100 km an. Wir kamen bei unserer Testfahrt (Autobahn, City und Landstrasse) auf 22,1 kWh.
Unterwegs gefällt uns das adaptive Luftfederfahrwerk mit 100 Millimeter Federweg, einer Doppelquerlenker-Vorderachse und einer Mehrlenkerachse hinten gut. Die Abstimmung ist komfortabel, aber nicht weichgespült. Daher wippt die Karosserie auch bei langen Wellen nicht ausgeprägt nach. Die Lenkung dürfte noch etwas direkter ansprechen, agiert aber deutlich harmonischer als bei vielen anderen Modellen aus China.
Der Voyah Free dürfte erst der Anfang einer grösseren Dongfeng-Produktoffensive in Europa sein. Im Heimatmarkt haben die Chinesen unlängst die Kleinwagenmarke Nammi mit attraktiven, kompakten Vier-Meter-Stromern vorgestellt. Und diese preisgünstigen Elektro-Kleinwagen dürften wohl ebenfalls in naher Zukunft nach Europa kommen – und die hiesigen Anbieter weiter unter Druck setzen. Denn es ist davon auszugehen, dass die Nammi-E-Stromer unter den angekündigten Kleinwagenstromern von VW, Renault und Co. eingepreist werden.
Der Voyah Free dürfte erst der Anfang einer grösseren Dongfeng-Produktoffensive in Europa sein. Im Heimatmarkt haben die Chinesen unlängst die Kleinwagenmarke Nammi mit attraktiven, kompakten Vier-Meter-Stromern vorgestellt. Und diese preisgünstigen Elektro-Kleinwagen dürften wohl ebenfalls in naher Zukunft nach Europa kommen – und die hiesigen Anbieter weiter unter Druck setzen. Denn es ist davon auszugehen, dass die Nammi-E-Stromer unter den angekündigten Kleinwagenstromern von VW, Renault und Co. eingepreist werden.
Es gibt sechs verschiedene Fahrmodi – von Eco bis Sport plus, ein selbst abzustimmender Individual-Modus. Witziges Detail: Im Sport-Programm fährt das Armaturenbrett ähnlich wie beim McLaren 720 S nach unten, um einen besseren Blick auf die Motorhaube und die Strasse zu gewähren. Eine nette Spielerei, doch ein Head-up-Display wäre hilfreicher. Etwas mühsam ist die Bedienung: Alle individuellen Einstellungen müssen übers Hauptmenü vorgenommen werden. Das Infotainment nutzt dazu zwar Kachel-Apps als erste Zugriffsebene, grundsätzlich dürften die Menüs aber etwas eindeutiger strukturiert sein.
Preis startet bei rund 70'000 Franken
Platz, auch Kopf- und Kniefreiheit, ist im 4,91 Meter langen Voyah Free genug vorhanden. Der Kofferraum fasst 560 bis 1320 Liter. Dazu gibts vorne für Ladekabel und sonstigen Krimskrams einen weiteren, 72 Liter grossen Laderaum.
Bleibt zum Schluss noch der Preis, welcher ungefähr bei 70'000 Franken starten dürfte. Beim Service setzt Noyo Mobility auf das immer beliebter werdende Kommunikationsmodell per App. Etwa 80 Prozent der Reparaturen werden vor Ort beim Kunden durchgeführt. Zudem wird ein Hol- und Bringservice angeboten. Für alle aufwendigeren Eingriffe am Antriebsstrang sowie der Batterie gibts ein Kompetenzzentrum, das durch ein Netz von Partnerwerkstätten unterstützt wird.