Einst ein boomendes Segment, sind inzwischen fast alle Grossraum-Limousinen vom Markt verschwunden. Selbst der frühere Van-Pionier Renault Espace mutiert in seiner neuesten Generation zum trendigen SUV.
Toyota-Nobeltochter Lexus geht diesen Trend nicht mit und bringt uns den einst beliebten Van zurück. Allerdings, wie es sich für die Luxusmarke geziemt, mit äusserst exklusivem Ausbaustandard. Der Lexus LM, was für Luxury Mover steht, ist weniger für die budgetbewusste Grossfamilie konzipiert als vielmehr für Institutionen wie Luxushotels oder VIP-Fahrdienste, die ihre noblen Gäste auf der Strasse standesgemäss verwöhnen möchten.
Kein Wunder fühle ich mich nach meiner Ankunft am polnischen Flughafen Krakau wie ein Filmstar. Direkt am Flugzeug werde ich abgeholt und anschliessend im Fond des neuen Lexus LM VIP vom Flugfeld ins Hotel chauffiert. Zugegeben: Von aussen wirkt der 5,13 Meter lange und 1,94 Meter hohe LM mit seiner markanten Front, den beiden Schiebetüren und der Schuhschachtel-Form nicht sonderlich elegant. Doch der Nobeltransporter will nicht in erster Linie schön sein, sondern seine Passagiere mit viel Komfort und Luxus verwöhnen.
Ledersitze im Airline-Stil
Und das schafft der Allradler auf der rund halbstündigen Fahrt vom Flughafen zum Hotel eindrucksvoll. Vorne lenkt der Chauffeur – diskret hinter einer Trennscheibe, die sich auf Knopfdruck absenken oder für mehr Intimsphäre auch intransparent dimmen lässt. Derweil räkle ich mich auf einem grossen und breiten Ledersitz im Airline-Stil, der sich via Smartphone-Bedienung komplett in einen Schlafsessel verwandeln lässt. Der Fauteuil lässt sich belüften oder beheizen und bietet diverse Massage-Programme. Wie im Flugzeug lässt sich aus der Armlehne ein Tischchen herausklappen. Auf diesem kann ich arbeiten oder ein kühles Getränk aus dem Kühlschrank an Bord geniessen.
Auch diese Lexus-Modelle sind neu
Auf dem riesigen, über die ganze Fahrzeugbreite reichenden 48-Zoll-HD-Breitbildschirm sehe ich mir ein Informations-Video übers neue Fahrzeug und die zu bereisende Gegend an. Natürlich lassen sich so auch Kinofilme geniessen oder Computergames spielen. Dass ich in einem fahrenden Auto sitze, ist kaum zu spüren. Von den teils schlechten Strassen kriege ich auf meinem Luxussessel nichts mit – das aufwendig konstruierte Fahrwerk schluckt alle Unebenheiten. Und auch vom Hybridantrieb ist in der ausgezeichnet geräuschgedämmten Passagierkabine praktisch nichts zu hören.
Arbeitsplatz weniger komfortabel
Ganz anders, wenn man als Fahrer am Lenkrad des LM VIP sitzt. Inzwischen haben wir die Rollen getauscht. Jetzt geniesst ein Journalistenkollege den Luxus im Fond, während ich vorne chauffiere. Und schnell merke ich: Vorne sind auf dem Fahrer- und Beifahrersitz die Platzverhältnisse durch die breite Mittelkonsole und die Trennwand im Rücken deutlich weniger feudal. Zudem ist hier der Hybridantrieb, bestehend aus dem 2,5-Liter-Benziner und einem Elektromodul mit total 250 PS (184 kW) Systemleistung, deutlich besser zu hören. Vor allem beim Beschleunigen ist das Leergewicht von 2,4 Tonnen spürbar – dann wird auch der Motor, nicht zuletzt in Verbindung mit dem stufenlosen CVT-Getriebe, laut. 8,7 Sekunden dauert es, bis die rollende Sänfte aus dem Stand Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h.
Was für ganz vorne gilt, gilt auch für ganz hinten. Die Platzverhältnisse im Kofferraum sind ebenfalls nicht besonders üppig. 110 bis 752 Liter stehen hier zur Verfügung. Mit allzu vielen Koffern sollte das zu chauffierende VIP-Paar im LM VIP folglich nicht reisen.
Vier- oder Siebenplätzer
Zusätzlich zur höchst exklusiven Vier-Sitzer-Variante LM VIP ab 169’900 Franken bietet Lexus auch die etwas günstigere Sieben-Plätzer-Version LM Excellence mit 2-2-3-Sitzkonfiguration an. Auch dieser Personentransporter verwöhnt ab 149’900 Franken seine Insassen mit viel Luxus (zum Beispiel Massagesitze in der zweiten Reihe, grosse Bildschirme und Mark-Levinson-Premium-Soundanlage).
Das ganz grosse Verkaufsvolumen erwartet Lexus vom LM in Europa nicht. So sind für die Schweiz fürs erste Jahreskontingent gerade mal fünf Fahrzeuge vorgesehen. Doch wer weiss, vielleicht setzt das eine oder andere Schweizer Nobelhotel für den Transfer seiner VIP-Gäste zum Flughafen künftig statt auf britische oder deutsche bald auf japanische Noblesse?