Lexus spielt auf dem Schweizer Automarkt praktisch keine Rolle. Nur 0,2 Prozent Marktanteil hat Toyotas Nobeltochter. Zu ausgefallen das Design, zu konservativ aber vielleicht auch die Kundenerwartungen. Mit der Elektromobilität wollen die Japaner jetzt ihr Schattendasein beenden.
Bis 2030 soll Lexus rein elektrisch sein. Die Nobelmarke sieht das als Chance, erklärt der Marketing-Vizepräsident für den US-Markt, Vinay Shahani: «Für uns sind die vollelektrischen Modelle eine Möglichkeit, Kunden von anderen Marken zu gewinnen.» Ist zu hoffen, dass dafür der Stromschlag bei Lexus nicht zu spät kommt. Denn eigentlich haben die Japaner die Elektromobilität in den letzten Jahren etwas verschlafen.
Mit neuer Lenkung zum Erfolg
Lexus hat zwar seit 2021 den elektrischen UX im Angebot. Er steht aber für die anfängliche Zurückhaltung von Mutterkonzern Toyota, nicht vorschnell auf die Stromer-Karte zu setzen und lieber den Kunden die Antriebswahl zu lassen. Entsprechend gibts den UX auch noch mit Verbrennungsmotor, natürlich in Kombination mit einem E-Motor als Hybrid.
Jetzt kommt der erste reine Stromer, der RZ 450e. Sein Alleinstellungsmerkmal ist eine neue Steer-by-Wire-Lenkung. Es gibt keine mechanische Verbindung mehr zwischen Lenkrad und Vorderachse, stattdessen werden die Lenksignale elektronisch übermittelt. Dazu gibts im SUV ein neues Lenkrad, das mit seinen zwei Griffhörnern etwas an die Formel 1 oder das Steuerhorn in einem Flugzeug erinnert.
Das Aushängeschild
Doch vor allem brauchts ein Aushängeschild! Deshalb dürfte die ansehnliche Sportwagen-Studie Lexus Electrified Sport Realität werden. Die Japaner haben den dynamischen Stromer mit dem Goodwood Festival of Speed und der Monterey Car Week bei zwei der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres unter dem Titel «The Next Chapter of Lexus» (Das nächste Lexus-Kapitel) präsentiert.
Dass bei diesen beiden Events eine kaufkräftige Klientel die Autos in Augenschein nimmt, macht die Realisierung nur wahrscheinlicher. «Die Resonanz auf die Studie ist immens – gerade von jungen Menschen», sagt Vinay Shahani. Zumindest bei dem Concept Car machen die Japaner keine halben Sachen. Die lange Front und das scharf gezeichnete Heck verströmen klassisches Sportwagen-Feeling, bei dem Fahrer und Co-Pilot fast auf der Hinterachse sitzen. Die Fahrleistungen sind dementsprechend: In weniger als drei Sekunden soll er auf Tempo 100 sprinten. Dank einer Feststoffbatterie soll der Prototyp rund 700 Kilometer weit kommen.
Das Serienmodell dürfte aber kaum mit diesen neuen Akkus bestückt sein. Denn die Serienreife der Feststoffbatterie ist noch zu weit entfernt. Abgesehen davon steht Lexus nicht unter Reichweiten-Handlungszwang. Die neue Elektro-Plattform e-TNGA ermöglicht Reichweiten bis zu 600 Kilometern. Beim Sportwagen könnten es etwas weniger sein, weil für mehr Performance eine leichtere und damit kleinere Batterie verbaut werden dürfte.
Das kommt noch
Neben dem RZ und der Serienversion des Electrified Concept sollen eine klassische Limousine und ein grosser SUV das Lexus-Portfolio ergänzen. Zumindest lassen die von Konzernchef Akio Toyoda vorgestellten Studien diesen Schluss zu. Ausgehend von diesen Autos sind noch Derivate wie ein Cabrio, ein Shooting-Brake oder Kombi denkbar. Kleinere Modelle oder auch ein Pick-up dürften eher der Muttermarke Toyota vorbehalten sein.
Neben den klassischen Elektroautos mit Batterie bleibt im Toyota-Konzern auch die Brennstoffzelle als Stromlieferant ein Thema. Hier liess Lexus mit der Buggy-Studie ROV Concept aufhorchen. Die Nobelmarke will den Wasserstoffantrieb zwar erst einsetzen, wenn er massentauglich ist. Doch wenn es so weit ist, könnten Lexus und Toyota dem Rest der Automobilwelt einen Schritt voraus sein.