Auf einen Blick
- Google-Navisystem im Renault Scenic E-Tech Electric überzeugt im Alltag
- Reale Reichweite geringer als versprochen, aber ausreichend für Pendler
- Mit 545 bis 1670 Liter grosser Kofferraum, aber hohe Ladekante
Was sich schon bei Redaktionskollege Andreas Engel zum Testauftakt beim Trip nach Deutschland bewährt hat, verdient jetzt auch im Nahverkehr grosses Lob: das Google-Navisystem im Renault Scenic E-Tech mit Sprachbedienung und Staumanager.
Die von uns eingesprochene Zieladresse wird stets sofort korrekt übernommen – und in fast allen Fällen lotst uns das Navi zudem zeiteffizient an den verschiedenen Feierabendstaus vorbei. Oft über teils recht abenteuerlich anmutende, weil schmale Landsträsschen oder gar Feldwege. Und bislang versuchte der Scenic nur einmal, uns durch einen verbotenen Linksabbieger zu schicken. Auch die vorausberechneten Zeitangaben sowie die Rest-Akkukapazität bei Ankunft sind jeweils sehr verlässlich.
Fast 500 km Alltagsreichweite
Weniger realistisch im Alltag sind allerdings die im Prospekt versprochenen 625 Kilometer Reichweite mit der grossen 87-kWh-Batterie. Starten wir mit vollgeladenem Akku (100 Prozent), weist uns der Bordcomputer meist eine Reichweite zwischen 440 und 480 Kilometern aus. 500 oder gar über 600 Kilometer Reichweite haben wir auf dem Display allerdings noch fast nie gesehen. Aber egal, auch mit den realen rund 470 Kilometern Reichweite pendeln wir locker die ganze Woche ins Büro oder zum Flughafen, ohne einmal nachzuladen. Denn unsere Erfahrungen zeigen, dass der Scenic E-Tech Electric innerorts im Schnitt 16,0 kW/100 km, auf der Autobahn dagegen rund 24,0 kW/100 km Strom saugt.
Die Energie-Rekuperation können wir über Wippen hinter dem Lenkrad einstellen. Vier Stufen stehen zur Wahl, vom Segeln (für maximale Effizienz auf Autobahn und Landstrasse) bis hin zu starker Rekuperation (praktisch im Feierabend-Stop-and-go-Verkehr), mit der man dann meist ohne Bremspedal auskommt. Allerdings: Echtes One-Pedal-Driving bis zum Stillstand ist nicht möglich, der Scenic schleppt sich stets im Kriechgang weiter.
Hebelwirrwarr
Einziger Kritikpunkt beim Infotainment ist der teils schwache DAB-Radioempfang. Egal, ob in Tiefgaragen oder in nicht ausgebauten Tunnels – da, wo Autos anderer Marken weiterhin problemlos Radiosignale empfangen, gibts im Scenic nur noch Rauschen. Und wenn wir schon beim Kritisieren sind: An die drei Bedienschalter (oben Fahrstufe, in der Mitte Scheibenwischer und unten Radiobedienung) haben wir uns auch nach vier Monaten und inzwischen über 6000 Testkilometern noch immer nicht gewohnt. Wohl nicht zum letzten Mal erwischen wir – etwa in der Hektik beim Manövrieren in der Einkaufscenter-Tiefgarage – statt des Hebels für den Rückwärtsgang den direkt darunterliegenden für den Scheibenwischer.
Antrieb Elektromotor, 218 PS (160 kW), 300 Nm, 1-Stufen-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,9 s, Spitze 170 km/h, Batterie 87 kWh, max. Ladeleistung AC/DC 22/150 kW, Reichweite WLTP/Test 625/470 km
Masse L/B/H 4,47/1,86/1,57 m, Gewicht 1993 kg, Laderaum 545–1670 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 18,9/21,1 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 49'700 Franken, Testwagen plus Optionen (u.a. Panoramadach, Pack Augmented Vision, Zweifarblackierung) 53'950 Fr., Basis Scenic E-Tech «Evolution» ab 43'700 Fr.
Antrieb Elektromotor, 218 PS (160 kW), 300 Nm, 1-Stufen-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,9 s, Spitze 170 km/h, Batterie 87 kWh, max. Ladeleistung AC/DC 22/150 kW, Reichweite WLTP/Test 625/470 km
Masse L/B/H 4,47/1,86/1,57 m, Gewicht 1993 kg, Laderaum 545–1670 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 18,9/21,1 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 49'700 Franken, Testwagen plus Optionen (u.a. Panoramadach, Pack Augmented Vision, Zweifarblackierung) 53'950 Fr., Basis Scenic E-Tech «Evolution» ab 43'700 Fr.
Apropos Einkaufen: Der Kofferraum ist mit 545 Litern für die kompakte Fahrzeuglänge von 4,47 Metern ordentlich gross. Und lässt sich durch die dreifach umklappbare Rückenlehne gar bis 1670 Liter erweitern. Damit ist der Scenic-Gepäckraum grösser als zum Beispiel jener des 10 Zentimeter längeren VW ID.4. Was beim Renault dagegen weniger praktisch ist, ist die sehr hohe Ladekante. Ärgerlich, wenn es beim Gartencenter schwere Säcke mit Erde oder beim Getränkehändler Harasse und Weinkartons einzuladen gilt. Dafür sind die Sitze bequem und bieten guten Seitenhalt. Und hinten gibts für die Passagiere richtig viel Beinfreiheit.
Nach dem ersten erfolgreichen Auslandstrip und jetzt bestandener Prüfung im Alltag sind wir gespannt, wie sich der frontgetriebene Scenic E-Tech Electric in den kommenden Wochen bei Schnee und Eis schlägt – ob dann die teilautonomen Fahrfähigkeiten weiterhin so gut wie bis anhin funktionieren? Wir werden es herausfinden.