Optisch hat sich beim neuen Mercedes GLC nicht viel verändert. Warum auch, schliesslich war der aktuelle GLC das meistverkaufte Mercedes-Modell der letzten zwei Jahre. Dank etwas mehr Radstand ist der Neue sechs Zentimeter länger (4,72 m) und einen halben Zentimeter flacher (1,64 m) – was ihn zusammen mit den etwas stärker ausgeformten Radhäusern und dem knackigen Heck noch eine Spur dynamischer als den Vorgänger ausschauen lässt.
Der Quantensprung liegt jedoch unter dem Blech bei der Technik. So setzt Mercedes beim neuen GLC konsequent auf Hybrid- und Allradantrieb. Es gibt den beliebten SUV als Mildhybrid-Benziner und -Diesel mit Elektro-Startergenerator sowie als Plug-in-Hybrid (Benzin und Diesel) mit rekordverdächtigen 130 Kilometern rein elektrischer Reichweite. Bei den Plug-in-Hybriden, wir sind vor allem die Topversion GLC 400e mit 381 PS und 650 Nm Systemleistung gefahren (0–100 km/h in 5,6 s), gehts nach dem Druck auf den Startknopf erstmal rein elektrisch los. Mit der versprochenen elektrischen Reichweite (WLTP 130 km, bei unserer Probefahrt 109 km) können viele den Alltag (Stadtfahrten, Pendeln zum Arbeitsplatz) wohl rein elektrisch bewältigen – ohne einen Tropfen Benzin oder Diesel.
Exzellenter Komfort
Auf längeren Fahrten schaltet sich dann irgendwann automatisch der Zweiliter-Vierzylinder-Benziner zu – für den Fahrer freilich kaum zu spüren, weil der neue GLC ausgezeichnet geräuschgedämmt ist. «Diesbezüglich erreichen wir fast S-Klassen-Niveau», bemerkt Baureihenleiter Peter Kolb stolz. Tatsächlich ist der Fahrkomfort des GLC exzellent – vor allem mit der optionalen Luftfederung und Allradlenkung. Bodenwellen, Schlaglöcher – wird alles unaufgeregt ausgebügelt. Und dank der bis zu 4,5 Grad mitlenkenden Hinterrädern reduziert sich der Wendekreis um 90 Zentimeter auf 10,9 Meter. Einzig die stattlichen 2,4 Tonnen Gewicht des GLC 400e sind ab und an, vor allem natürlich in flott gefahrenen Kurven, zu spüren. Da fühlt sich der mit 259 PS zwar schwächere, aber mit 1925 Kilogramm auch deutlich leichtere Mildhybrid-Benziner GLC 300 sportlicher an.
Beim Platzangebot hat Mercedes gezaubert. Trotz C-Klasse-Gene sitzt man vorne im GLC sehr komfortabel – und hinten bequem. Mitten auf dem Armaturenbrett schwebt leicht zum Fahrer geneigt ein 11,9-Zoll-Screen. Dort lässt sich alles kontrollieren und bedienen, was des Technikfreaks Herz bewegt. Trotz der 31,2 kWh grossen Hybrid-Batterie wuchs der Kofferraum auf 620 beziehungsweise 1680 Liter und gehört damit zu den grössten seiner Klasse.
Geländekraxler
Besonders erwähnenswert sind die verbesserten Geländefähigkeiten des neuen Mercedes-SUV. Auch wenn die meisten GLC mit ihrem serienmässigen 4x4 in der Praxis als höchstes Hindernis wohl nur mal einen etwas höheren Randstein bewältigen müssen, kann der neue GLC offroad. Und zwar richtig offroad! Davon konnten wir uns im eigens für unsere Testfahrten angelegten Geländeparcours überzeugen, den wir komplett im Elektromodus absolvierten. Rutschige Steigungen, verquere und ausgewaschene Pfade, Geröll, rutschige Abfahrten, enge Waldwege – alles kein Problem für den neuen GLC und seine zahlreichen, allerdings mehrheitlich optionalen elektronischen Helferchen. Dazu gehört auch die «transparente Fronthaube». Mithilfe der Kameras in den Aussenspiegeln und der Front wird in Echtzeit ein Bild errechnet, wie es aktuell unter der Vorderachse des Fahrzeugs aussieht und aufs Zentraldisplay eingeblendet. Hilfreich, in äusserst unwegsamem Gelände.
Über die Preise der erst Ende Jahr erhältlichen Plug-in-Hybrid-Modelle schweigt sich Mercedes noch aus. Bekannt sind dagegen die Tarife der noch in diesem Monat zur Auslieferung kommenden Mild-Hybrid-Versionen. Sie starten ab 65’800 Franken (GLC 220d, 197 PS) respektive 67’800 Franken (GLC 200, 204 PS). Der 258 PS starke und besser ausgestattete GLC 300 kostet dagegen schon stattliche 78’400 Franken. Setzt es in Deutschland Kritik für den um 15 Prozent höheren Basispreis des neuen GLC ab, beträgt in der Schweiz der Preisaufschlag beim günstigsten GLC-Modell (220 d) «nur» 5,1 Prozent – vertretbar mit Blick auf die vielen Neuerungen. Allerdings sind wir gespannt, wie der Schweizer Mercedes-Importeur die Plug-in-Varianten einpreisen wird. Schliesslich ist die Marke ja auf dem Weg zur reinen Luxusmarke – zur «Ökonomie der Sehnsucht», wie es Konzernchef Ola Källenius kürzlich formulierte.