Neuer DS 9 im Test auf den Spuren der legendären Citroën DS
Frankreich hat wieder eine Göttin

Bei Citroëns legendärer DS kommen Automobil-Enthusiasten ins Schwärmen. Die neue Luxus-Limousine DS 9 der Citroën-Nobeltochter DS soll die geliebte Göttin nun beerben. Ob das gelingt, zeigt ein erster Test des neuen DS-Flaggschiffs.
Publiziert: 05.06.2021 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2021 um 14:57 Uhr
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Früher stand Citroën für edle Limousinen mit unverwechselbarem Design und innovativer Technik.
Foto: zVg
Andreas Engel

Früher stand Citroën für edle Limousinen mit unverwechselbarem Design und innovativer Technik. Kaum ein Modell verkörperte die Grande Auto-Nation so perfekt wie Citroëns legendäre DS von 1955, französisch ausgesprochen als «(la) déesse» und daher mit dem legendären Rufnamen belegt: die Göttin.

Dieses Erbe trat ab 2015 Citroëns Nobelableger DS an – bisher ist das mit den Modellen DS 3 und DS 5 mässig gelungen, und der DS 7 ist ein SUV. Der ab diesem Sommer erhältliche DS 9 soll nun endlich wieder an die DS-Tradition anknüpfen. Blick konnte die Limousine bei einer Testfahrt auf die Probe stellen.

Das Design

Zuerst mal staunen wir: Es gibt sie wirklich noch, die schicken Limousinen «made in France»! Der DS 9 streckt sich opulent auf 4,93 Meter Länge und überzeugt uns optisch mit klaren Flächen und eleganten Linien. Zur Designikone wie seine göttlicher Urahnin wird der neue DS 9 jedoch wohl eher trotzdem nicht werden.

Doch die Franzosen wissen, wie sie die Historie auch in die Moderne transferieren können: etwa mit kleinen Details wie den gelben Seitenmarkierungsleuchten an den oberen Ecken der Heckscheibe – dort, wo bei der DS einst die Blinker sassen. Eine über die Motorhaube laufende Chrom-Zierleiste gab es damals nicht – sie steht aber stellvertretend für jenes Anderssein, mit dem DS heute punkten will.

Das Interieur

Mitte der 1950er-Jahre waren Autos innen schlichter. Ganz anders der neue DS 9: Das komplette Armaturenbrett ist mit Nappa bezogen, Metallflächen analog zur Zierleiste auf der Haube im «Clou de Paris»-Muster geprägt. Verspielte Dekorelemente wurden aus Kristallglas geformt und der Dachhimmel mit Alcantara ausstaffiert. Dank 2,90 Meter Radstand reist es sich auch hinten fürstlich, und so dürfte sich Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (43) freuen, endlich mal in einer neuen Voiture aus eigenen Landen hinten rechts Platz zu nehmen.

Über ein Detail dürfte sich Monsieur Le Président allerdings wundern: Die äusserst bequemen, klimatisierten Sitze verfügen über eine Massagefunktion, die im pneumatischen Betrieb eigenartige Geräusche macht. Sind die 14 Lautsprecher aus der Premium-Soundanlage aber aufgedreht, ist davon nichts mehr zu hören.

Die Technik

Für ganz besonderes Aufsehen sorgte bei der Vorstellung der 1955er DS die einzigartige Hydropneumatik – eine Art Niveauregulierung, die die Göttin quasi über den Asphalt schweben liess. Doch auch mit anderen technischen Kniffen wie den mitlenkenden Fernscheinwerfern war Citroëns DS damals der Zeit voraus.

Auch der DS 9 ist mit jeder Menge Hightech ausgestattet, etwa mit «Active Scan Suspension»: Die aktive Federung erkennt mittels Kameras den Strassenzustand und gleicht Unebenheiten in Echtzeit aus. Selbstredend beherrscht der DS 9 auch autonomes Fahren des Levels 2 (Spurhalten, Lenken, Bremsen) und verfügt über Finessen wie Nachtsichtgerät oder die selbstregulierenden LED-Scheinwerfer.

Das Fahren

Für die Testfahrt steht uns der DS 9 als 225 PS starker E-Tense zur Verfügung: Das Plug-in-Hybridsystem mit 360 Nm bezieht seine Kraft aus einem 1,6-Liter-Turbobenziner sowie einem E-Motor. Der 11,9-kWh-Akku im Unterboden sorgt für elektrische Reichweiten von 40 bis 50 Kilometer. Zum Sportwagen wird die rund 1,8 Tonnen schwere Limousine so nicht, aber geschmeidig und dank der tollen Dämmung flüsterleise geht es in 8,3 Sekunden auf 100 km/h (Spitze 240 km/h).

Die Adaptivdämpfer bügeln – wie oben beschrieben – die Bodenunebenheiten gekonnt aus. So schwebend wie bei der klassischen DS fühlt sich die Fahrt im DS 9 allerdings nicht an. Doch wo die Göttin einst durch Kurven wankte, lenkt der neue DS 9 jetzt dafür äussert präzise ohne grosse Wankbewegungen ein und lässt uns trotz der üppigen Dimensionen so auch den Fahrspass nicht vermissen.

Wer es allerdings noch kräftiger mag, muss sich noch bis Anfang nächsten Jahres gedulden. Dann wird der DS 9 auch als Plug-in-Topmodell mit satten 360 PS und – sehr wichtig gerade für die Schweiz – dann mit Allradantrieb angeboten.

Die Erfolgschancen

Frankreich hat endlich wieder ein richtiges Flaggschiff! Optisch präsent, innen mit viel Luxus und französischer Eigenständigkeit – ja, der DS 9 dürfte seine Fans finden. Denn mit Blick auf die Konkurrenz gestalten sich auch die Preise für so eine Luxuslimousine fair: Los gehts beim in der Schweiz wohl weniger gefragten Benziner (225 PS) ab 62'200 Franken. Die gefahrene Plug-in-Hybrid-Version (WLTP-Verbrauch 1,7 l/100 km) schlägt mit 65'900 Franken zu Buche. Das ab Frühjahr 2022 erhältliche 360-PS-Topmodell mit 4x4 startet ab 77'400 Franken.

Eines ist aber fast sicher: So erfolgreich wie die ikonenhafte Citroën DS dürfte der neue DS 9 kaum werden. Alleine am ersten Abend des Pariser Autosalons 1955 sollen rund 12'000 Vorbestellungen für die Göttin eingegangen sein, und in den 20 Produktionsjahren wurde die DS insgesamt fast 1,5 Millionen Mal verkauft.

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