Neuer DS 3 E-Tense im Blick-Test
Mini-Stromer zum Luxus-Tarif

Die französische Luxusmarke DS wertet ihren Kompakt-SUV DS 3 auf. Die rein elektrische Version E-Tense erhält einen stärkeren Motor und mehr Reichweite. Was bleibt, ist der für einen Kleinwagen ungewöhnliche Premium-Touch – und der saftige Preis.
Publiziert: 02.02.2023 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2023 um 16:36 Uhr
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Die französische Luxusmarke DS, einst Edeltochter von Citroën, wertet den Kompakt-SUV DS 3 auf. Blick ging im Cityflitzer in der rein elektrischen Version E-Tense auf Probefahrt.
Foto: @GREG
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Eine neue Automarke zu etablieren, ist alles andere als einfach. Davon kann die ehemalige Citroën-Edeltochter DS ein Chanson trällern. Seit 2014 versucht sich DS als Premium-Brand zu etablieren – zuerst im PSA-Konzern (Peugeot, Citroën, Opel), seit 2021 beim Branchengiganten Stellantis (Fusion von PSA und Fiat-Chrysler). Die Erfolge sind bisher überschaubar, die Bekanntheit über Frankreichs Grenzen hinaus noch mager.

Und das, obwohl DS mittlerweile ein paar ganz ansehnliche Autos auf die Strasse gebracht hat: Nach dem SUV DS 7 Crossback und der Premium-Limousine DS 9 kam letztes Jahr der schicke Kompakt-Crossover DS 4 auf den Markt. Den bereits seit 2019 erhältlichen Mini-SUV DS 3 werten die Franzosen jetzt mit einem Facelift auf. Blick konnte den ab Februar erhältlichen Luxuszwerg schon testen.

Vor der Fahrt

Im Anpreisen ihrer Produkte spielen französische Marketingstrategen schon in der obersten Autoliga. Die Marke sei «vom Geiste der Avantgarde geprägt», verkörpere «die französische Art des Reisens» und biete einzigartige Erlebnisse dank ihres «Pariser Luxus-Savoir-faire». Materialien, Verarbeitung, Technologie – laut DS alles vom feinsten. Und was wir im nur 4,12 Meter kurzen Kompakt-SUV vorfinden, kann sich echt sehen lassen. Rautenformen an Mittelkonsole, Armaturenbrett und der Sitzsteppung dominieren das Design des Innenraums – kombiniert mit viel Leder und Metall und wirklich edel. Dass wir beim Abklopfen hier und da auf Hartplastik stossen – geschenkt. Cool: Der grosse 10,3-Touchscreen des Infotainments ist serienmässig an Bord.

Auf der Strasse

Seit Jahren sorgt DS in der Rennserie Formel E für Furore und stromerte schon zwei Mal zum Titel in Fahrer- und Teamwertung. Der rein elektrische DS 3 E-Tense hat mit Rennsport allerdings nichts am Hut. Zwar erhält er zum Facelift einen neuen, von DS selbst entwickelten E-Motor, der maximal 156 (115 kW) statt zuvor 136 PS (100 kW) auf die Vorderräder bringt. Doch zum Boliden wird der E-Tense so nicht: Auch bei durchgetretenem Gas nimmts der DS 3 gemütlich (0–100 km/h in 9,1 s), wobei der Antritt bei höheren Tempi spürbar kräftiger ausfällt. Das Fahrwerk ist komfortabel, aber im Vergleich zum kürzlich gefahrenen Citroën ë-C4 X nicht übertrieben weich abgestimmt. Topp für einen Kleinwagen ist das sehr tiefe Geräuschniveau im Innenraum.

DS 3 E-Tense

Antrieb Elektromotor, 156 PS (115 kW), 260 Nm@300/min, 1-Gang-Automat, Frontantrieb, Akku brutto 54 kWh (netto 51 kWh)
Fahrleistungen 0–100 km/h in 9,1 s, Spitze 150 km/h, Reichweite WLTP 404 km
Masse L/B/H 4,12/1,79/1,53 m, 1525 kg, Laderaum 350–1050 l
Verbrauch WLTP 15,4 kWh/100 km = 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 44'600 Franken

Antrieb Elektromotor, 156 PS (115 kW), 260 Nm@300/min, 1-Gang-Automat, Frontantrieb, Akku brutto 54 kWh (netto 51 kWh)
Fahrleistungen 0–100 km/h in 9,1 s, Spitze 150 km/h, Reichweite WLTP 404 km
Masse L/B/H 4,12/1,79/1,53 m, 1525 kg, Laderaum 350–1050 l
Verbrauch WLTP 15,4 kWh/100 km = 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 44'600 Franken

Das war super

Klasse, wie viel Platz der DS 3 trotz kompakten Abmessungen bietet. Klar, auf der Rückbank wird der Cityflitzer nicht zum Raumwunder. Vor allem, wenn ein grosser Fahrer am Steuer sitzt, wirds hinten eng. Der Kofferraum reicht mit 350 Litern (mit umgelegter Rückbank bis 1050 l) locker für ausgedehnte Shoppingtrips – da können selbst grössere Kompaktwagen wie der neue Toyota Prius nicht mithalten. Neu ist im DS 3 optional Matrix-LED-Licht an Bord, das in die im Vergleich zum Vorgänger hübscheren Scheinwerfer integriert ist. Nachts leuchtet immer das Fernlicht und damit es den Gegenverkehr nicht blendet, werden einzelne LEDs nach Bedarf abgeschaltet. Auf Testfahrt funktionierte das fast ausnahmslos gut.

Das war schwach

Vor allem Reichweite und Ladeleistung interessieren beim E-Auto. Beides liegt im DS 3 Tense nicht auf Premiumniveau. Die Reichweite beträgt dank leicht grösserem Akku (54 statt 50 kWh) und effizienterem E-Motor theoretisch bis zu 404 Kilometer. Nach der Testfahrt bei einem Verbrauch von rund 17,5 kWh/100 km (Norm: 15,4 kWh) scheinen 300 Kilometer realistischer. Danach warten DS-Fahrer 30 Minuten, bis die Batterie wieder von 10 auf 80 Prozent geladen ist – 100 kW Spitzenladeleistung sind bei einem hochpreisigen Premiumprodukt mau. Apropos Preis: Satte 44'600 Franken kostet der Luxuszwerg in günstigster Ausstattung. Wer dann noch Ledersitze, Assistenten wie Rückfahrkamera mit 360-Grad-Rundumsicht oder Sitzheizung haben will, reisst die 50'000-Franken-Marke. Deutlich günstiger ist der DS 3 in den beiden Benzin- und der Dieselversionen mit 100 oder 130 PS. Hier gehen die Preise bereits ab 31'400 Franken los.

Das bleibt

DS will alles anders machen als die Konkurrenz – das fängt beim Design an. Beim DS 3 ist es die sogenannte Haifischflosse an der B-Säule, die auch unter Autojournalisten fragende Blicke hinterlässt. Eine Verstärkung der Karosserie für mehr Crashsicherheit? «Nein!», sagt DS-Schweiz-Sprecher Dušan Radić. «Die Hafischflosse ist eine Hommage an den Vorgänger Citroën DS 3, der als Rallyefahrzeug den WM-Konstrukteurstitel holte.» Was das Siegerauto sicher nicht hatte: versenkbare Türgriffe. Die sehen nicht nur cool aus, sondern haben beim DS 3 sogar einen Nutzen: bessere Aerodynamik.

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