DS 9 mit 360 PS und 4x4 im ersten Test
Eine Göttin als Kurvenstar

Mit der Topversion des neuen DS 9 gibt es nun wieder eine echte Oberklasse-Limousine aus Frankreich – mit Plug-in-Hybridantrieb, damit Allrad und 360 PS. Blick geht im DS 9 360 4x4 auf Probefahrt.
Publiziert: 23.02.2022 um 13:51 Uhr
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Der neue DS 9 als Oberklasselimousine des Citroën-Sprosses DS ist zum Frühjahr als Topmodell mit 360 PS und Allradantrieb zu haben.
Foto: @GREG
Wolfgang Gomoll

Manchmal steckt eine Kampfansage im Detail: Mit DS und dem neuen DS 9 will der Autokonzern Stellantis die Tradition grosser Luxus-Franzosen wie der «Göttin» Citroën DS weiterführen – und deutsche Nobelhobel angreifen. Kein Wunder, tragen die 19-Zoll-Felgen am DS 9 französische Namen wie «Versailles». Aber die 20-Zoll-Version, nur an der neuen Topversion E-Tense 360 4x4 zu haben, heisst «München».

Mit 360 PS (265 kW) hat der deftigste DS 9 den Muskelschmalz, um gegen Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse anzufahren – und mit 4x4, was Schweizer Kunden in dieser Preis- und Power-Klasse schätzen. Den Plug-in-Hybrid-Antrieb kennt man vom Peugeot 508 PSE: Vierzylinder-1,6-Liter-Turbobenziner mit 200 PS (147 kW) plus zwei Elektromotoren mit 110 PS (81 kW) vorne und 113 PS (83 kW) hinten.

Mit Allrad «nur» Tempo 190

Rein elektrisch lägen 140, sonst 250 km/h Spitze drin, und auch 5,6 Sekunden auf Tempo 100 heischen Respekt. Im 4x4-Fahrmodus ist stets konstanter Allradantrieb garantiert, egal, wie gut der 11,9-kWh-Akku im Saft steht. «Bei Bedarf nutzen wir den Verbrennungsmotor als Generator», erklärt DS-9-Projektmanager Jean-Philippe Delaire. Deshalb ist die Höchstgeschwindigkeit mit 4x4 auf «nur» 190 km/h limitiert.

Als Verbrauch gibt DS im WLTP 2,1 l/100 km plus 15,5 kWh/100 km an, was wie bei allen Plug-in-Hybriden so eine Sache ist – weil sich die Angabe mit einem hohen Teil elektrischen Fahrens, also häufigem Laden, versteht. Im Hybrid-Modus vermeldet der DS 9 E-Tense 360 4x4 bei leerem Akku bei uns laut Bordcomputer 7,3 l/100 km.

Dynamischer, aber komfortabel

Aber der DS 9 E-Tense will ja vor allem ein Geniesser- und Dynamik-Mobil sein. Das Fahrwerk wurde dem angepasst, die Karosserie liegt vorne 15, hinten 5 Millimeter tiefer. Längere Querlenker und mehr Sturz der Vorderräder helfen beim Einlenken, der DS 9 macht Spass in Kurven. Grössere Bremsen verzögern zudem standfest.

Das prinzipiell ausgewogene adaptive «Active Scan»-Fahrwerk steckt kurze Schläge etwas weniger kommod weg als in «kleineren» DS-9-Modellen, aber bei allem Plus an Sportlichkeit ist auch der DS 9 360 E-Tense in erster Linie eine Reiselimousine, die lange Bodenwellen fein meistert. Die Akustikverglasung schont die Stimmbänder der Passagiere, üppig gepolsterte Sessel die Bandscheiben, und im Komfort-Modus lässt der grosse Franzose allerhöchste Fürsorglichkeit mit den Passagieren walten.

Ausstattungsbereinigt günstig

Soll es plötzlich doch ganz schnell gehen, ist dank E-Hilfe und mit 520 Nm ja stets mehr als genug Kraft da. Allerdings macht der Vierzylinder dann akustisch deutlich, dass er gefordert ist. Also lieber schnell, aber entspannt. Das passt zum Ambiente mit feinem Leder, viel Platz und schmucken Details. Das Infotainment erfordert erst mal etwas Routine, ist dann aber wie all die Assistenten problemlos zu bedienen.

Vergleichen wir mal mit einem populären Konkurrenten. Ein BMW 530e xDrive mit 292 PS (215 kW) kostet 74'400 Franken – allerdings vor Optionen. Jene würden ausstattungsgleich den Preis locker über die 78'900 Franken des gut ausgestatteten DS 9 E-Tense 360 4x4 heben (die DS-9-Basis mit 225 PS kostet übrigens 63'700 Fr.).

Schade nur, dass der 4,93 Meter lange DS 9 E-Tense 4x4 360 nicht mit grösserem Akku wie im kleineren Plug-in-Hybrid DS 9 E-Tense 250 startet, um so 61 Kilometer (WLTP) elektrisch zu fahren. Denn stromern passt gut zum Topmodell, das nun im April mit knappen 50 E-Kilometern loslegt. Aber Überlegungen seien im Gange.

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