Die neue Corvette C8 Stingray im Test
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Motor sitzt nicht mehr vorne:Die neue Corvette C8 Stingray im Test

Erster Test des 482 PS starken Kult-Sportwagens
So heftig fährt die neue Corvette

Seit 2020 dröhnt die neue Corvette C8 Stingray bereits über die US-Highways, die europäischen Fans mussten sich über ein Jahr länger gedulden. Der erste Test der neuen «Vette» mit Mittel- statt Frontmotor soll zeigen, ob sich das Warten gelohnt hat.
Publiziert: 12.10.2021 um 01:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2021 um 08:26 Uhr
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Endlich donnert die neue Chevrolet Corvette in achter Auflage auch über europäische Strassen.
Foto: zVg
Andreas Engel

Wer an US-Sportwagen denkt, dem kommt unweigerlich ein Name in den Sinn: Die Chevrolet Corvette, von Fans schlicht «Vette» genannt, donnert seit beinahe 70 Jahren über die US-amerikanischen Highways und hat nicht nur in den USA zahlreiche und prominente Fans (hier holt Sylvester Stallone seine Corvette ab), sondern auch in Europa. Das bekannte Markenzeichen der Sportler-Ikone: lange Haube, unter der ein fetter V8-Saugmotor hockt. Doch damit ist nun Schluss!

Ja, die Ingenieure im Chevrolet-Hauptsitz Detroit haben bei der achten Generation das wahr gemacht, was sie hinter vorgehaltener Hand schon lange geplant hatten: Das ikonenhafte 6,2-Liter-Monster hinter den Fahrer zu hieven, um so die Vette von einem Front- in einen Mittelmotorsportwagen zu wandeln.

Gewicht rückt nach hinten

Vorteil dieser Konstruktion: Eine deutlich bessere Gewichtsverteilung, die von der Vorder- jetzt deutlich näher an die angetriebene Hinterachse rückt. Somit drücken nun 60 Prozent des Leergewichts von 1655 Kilo auf die hinteren 20-Zoll-Walzen. Ausserdem liegt der Drehpunkt des gesamten Wagens nicht mehr vor dem Fahrer, der wegen der kürzeren Haube um stolze 40 Zentimeter nach vorne rückt, sondern genau in seinem Rücken.

Corvette-Testfahrer Patrick Hermann, der die Vette auf der legendären Nürburgring-Nordschleife ausgiebigen Tests unterzog, beantwortet die Frage, wie sich die Rundenzeiten bei der neuen Generation gegenüber dem Vorgänger verändert hätten, kurz und knapp mit «dramatisch». Dramatisch, gutes Stichwort: Mit leicht schwitzigen Händen gleiten wir ins deutlich aufgewertete und mit edleren Materialien versehene Cockpit, dessen einziges Manko die mit kleinen Knöpfchen überladene Mittelkonsole darstellt, die den Fahrer vom Co-Piloten trennt.

Pure Emotionen mit 482 Pferden

Druck auf den Startknopf, und der Achtzylinder-Smallblock grollt drauf los. Klar sind seine 482 PS und bis zu 613 Nm Drehmoment heute eigentlich politisch völlig unkorrekt. Aber erstens mussten die Amis für die Einhaltung der EU-Abgasnorm einen klang- und abgase-reduzierenden Partikelfilter verbauen. Und zweitens weckt dieses Wummerkonzert im Rücken einfach grosse Emotionen, die über das wahre Ausmass der puren Kraftansammlung hinausgehen.

Apropos Kraft: Von der gibts in diesem Gerät im Überfluss. Und das merken wir beim ersten unsachten Tritt auf Gaspedal: Auf den regenglatten Strassen lässt sich das Heck nicht zwei Mal bitten und tänzelt zum Konzert des voluminös gröhlenden V8 im Takt. Nach dem Schreck folgt die Einsicht: Trotz aller vorhandenen fahrelektronischen Helferlein – unter anderem neu auch extra auf Performance-Fahrten im Regen ausgelegte Traktionskontrollen – will die Vette mit Gefühl bewegt werden. Vom Attacke-Modus schalten wir in «Sport» – abtasten ist angesagt. Nun sind auch schnelle Richtungswechsel für Rennsport-Laien ohne Angstschweiss auf der Stirn problemlos möglich, und die perfekt den Lenkbefehlen folgende Vette geniesst schnell unser vollstes Vertrauen.

Boller- und Reisewagen

Als die Strassen rund um die Main-Metropole Frankfurt (D) endlich komplett abgetrocknet sind, wollen wirs aber richtig wissen: Bleifuss runter, Tachonadel hoch! In einer wahren Boller-Orgie jagt die Corvette dank Launchcontrol aus dem Stand in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 – theoretisch lägen bis zu 296 km/h Spitze drin. Der Achtgang-Doppelkupplungs-Automat erledigt seine Aufgabe vorbildlich und äusserst präzise, und auch das perfekt abgestimmte, nie zu bockig wirkende Fahrwerk kann hier positiv erwähnt werden.

Und – man höre und staune – selbst an eine Zylinder-Abschaltung haben die US-Carguys gedacht, womit auf gleichmässigen Autobahn-Etappen vier der acht Zylinder kurzzeitig den Dienst quittieren und so den ohnehin hohen Normverbrauch von 12,1 l/100 km realitätsnah erscheinen lassen.

Fazit

Das vom Front- zum Mittelmotorsportler geänderte Konzept lässt die Vette ganz klar an die europäische Konkurrenz aus Maranello (I) oder Zuffenhausen (D) ranrücken. Sie ist zwar weder beim Design mit dem doch etwas klobigen Heck, noch bei der Fahrpräzision ganz auf dem hohen Niveau der filigranen Euro-Fighter. Doch genau das macht für uns den Reiz der Vette aus, die im Geiste immer noch ein bollernder US-Sportler sein will. Und dies zu Preisen ab 113'690 Franken (Launchedition-Coupé mit herausnehmbarem Hardtop) bzw. 120'760 Franken (Launchedition-Cabrio mit erstmals elektrisch versenkbarem Hardtop) – konkurenzlos.

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