Wir staunen: Trotz Modellpflege erhält der BMW X5 nicht den riesigen Kühlergrill mit Monster-Niere wie zuletzt alle anderen neuen BMW-Modelle. Trotzdem vermittelt die überarbeitete Front mit dem beleuchteten Kühlergrill und 35 Millimeter schmaleren Scheinwerfern genügend Prestige für den stattlichen, 4,94 Meter langen und zwei Meter breiten BMW-SUV.
Bei der Präsentation fahren wir die Plug-in-Hybrid-Variante xDrive 50e. Sie gibts neu mit grösserem Akku für mehr elektrische Reichweite. Natürlich interessiert uns, was der grössere Akku bringt. BMW verspricht 94 bis 110 Kilometer. Als wir mit vollgeladener Batterie losfahren, weist der Bordcomputer 111 Kilometer elektrische Reichweite aus. Wegen der rein elektrischen Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und der nutzbaren Batteriekapazität von 25,7 Kilowattstunden (brutto 29,5 kWh) fährt man damit wohl die meiste Zeit elektrisch.
BMW weist für den xDrive 50e mit dem Dreiliter-Sechszylinder und Elektromodul einen Verbrauch von 1,1 l/100 km und 22,9 bis 27,0 kWh/100 km aus. Wir kommen auf unserer Testfahrt im Hybridbetrieb trotz flotter Fahrweise auf 21,9 kW/h beziehungsweise 3,9 l/100 km. Nicht schlecht! Und weil der neue Onboardlader mit 7,4 kW jetzt fast doppelt so schnell Energie saugt als zuvor, sind die leeren Batterien nach viereinhalb Stunden wieder vollgeladen.
Power im Überfluss
Power gibts im X5 xDrive50e im Überfluss. Mit einer Systemleistung von 489 PS (360 kW) hat er jetzt 96 PS mehr als zuvor. Und auch beim maximalen Drehmoment wurde eine Schippe draufgelegt – 700 statt wie bisher 600 Nm. Damit gehts mit dem Teilzeitstromer trotz des stattlichen Gewichts von 2,4 Tonnen flott vorwärts (0–100 km/h in 4,8 s). Beim Sprint gibt sich der X5 also keine Blösse und wirkt dabei auch nie angestrengt. In Kurven hilft der Allradantrieb für stets optimale Traktion und das Zusammenspiel zwischen der Achtgang-Automatik und dem Antriebsmodul läuft souverän-geschmeidig ab. Zu noch mehr Komfort trägt die freilich straff ausgelegte Fahrwerkskombination aus Luftfeder und adaptiven Dämpfern bei.
Wie in allen neuen BMWs gibts jetzt auch im Cockpit des X5 das gekrümmte Display, das sich aus einem 12,9 Zoll grossen Monitor für die digitalen Instrumente sowie einem 14,9-Zoll-Touchscreen zusammensetzt. Es wirkt optisch deutlich frischer und moderner als bisher. Und mit den neuen Bildschirmen gibts jetzt auch die aktuellste Version des BMW-Betriebssystems.
Noch gibts den iDrive-Controller
War die Bedienung bisher eine Stärke von BMW, ändert sich das auch beim überarbeiteten X5 nicht. Die Münchner Techniker sind so schlau und halten (noch) am iDrive-Controller inklusive der Direktwahltasten fest. Dies erleichtert die Handhabung des Infotainments im Vergleich zu einem reinen Touchscreen-Konzept deutlich und lenkt den Fahrer weniger vom Verkehrsgeschehen ab. Dennoch verzetteln sich auch die bayerischen Bedienungslogiker mit dem neuen System und den verschachtelten Menüs etwas.
Was uns zudem bei unserem Testwagen aufgefallen ist: Auch nach der Modellpflege gibts für die Plug-in-Hybrid-Variante keine dritte Sitzreihe – zu gross ist der Platzbedarf für den Akku und dessen Elektronik. Aus dem gleichen Grund ist auch das Kofferraumvolumen von 500 bis 1720 Liter rund 150 Liter kleiner als bei den reinen X5-Verbrennervarianten. Doch damit können X5-Plug-in-Fahrer bestimmt leben.
Stolze Preise
Ob sie das auch mit den stolzen Preisen können, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Das Diesel-Einstiegsmodell X5 xDrive 30d gibts ab 99’100 Franken. Alle anderen Varianten kosten bereits über 100’000 Franken. So startet der Basisbenziner X5 xDrive 40 i ab 101’600 Franken, der von uns gefahrene Plug-in X5 xDrive 50e ab 111’500 Franken. Die Topversion schliesslich, der X5 M60i xDrive mit 4,4-Liter grossem V8 und 530 PS gibts ab 136’200 Franken. Allerdings: Auch das Konkurrenz-Modell Mercedes GLE startet ab 98'700 Franken – also praktisch auf dem gleichen Niveau.