Unser Navi zeigt nur Blau – als wären wir mitten im Meer. Findet das Navigationssystem des automobilen Newcomers Ineos unseren Standort nicht? Nein, wir befinden uns mit dem neuen Geländewagen Grenadier tatsächlich im Meer und durchqueren bei Ebbe die Morecambe Bay an der englischen Westküste.
Auf den ersten Blick wirkt der Grenadier wie eine Kopie des legendären Land Rover Defender von 1948. Eine entsprechende Klage wegen Urheberrechtsverletzung von Land Rover wurde jedoch abgewiesen, obwohl der Grenadier genau die gleich kantige Form mit langer Motorhaube, fast senkrechter Windschutzscheibe und Ersatzrad am Heck hat. Unter der eigentlich schon 75 Jahre alten Silhouette steckt allerdings modernste Technik. Ineos hat sich für den Grenadier mit renommierten Partnern zusammengetan. Motoren und Getriebe stammen von BMW sowie ZF und wurden von Magna Steyr in Österreich für den Geländeeinsatz optimiert. Die Österreicher bauen auch die G-Klasse für Mercedes.
Der Arbeiter
Das Ziel von Ineos war es, einen kompromisslosen Offroader zu bauen. Kein Lifestyle-Fahrzeug, sondern ein einfach zu bedienendes Arbeitstier. Deshalb setzt Ineos beim Grenadier mehr auf Mechanik als Elektronik. Die Geländeuntersetzung für den permanenten 4x4 legen wir klassisch und mit einer gehörigen Portion Kraft über einen separaten Hebel ein. Hier lässt sich auch das Sperrdifferenzial zwischen den Achsen aktivieren. Vorder- und Hinterachse verfügen separat nochmals über eine Sperre zwischen den einzelnen Rädern. Diese aktivieren wir über grosse Knöpfe, die sich im Dachhimmel befinden. Dort sind wie in einem Flugzeug weitere Schalter untergebracht – etwa für die Bergabfahrhilfe, den Wat- und Offroad-Modus sowie optionale Seilwinden und externe Arbeitslampen.
Der Ineos Grenadier ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt ähnlich den Flugzeugen von Airbus. Die Bauteile der Linienjets stammen aus Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Beim Offroader kommen das Design und das Geld für die gesamte Entwicklung aus England. Bei Motoren und Getriebe wird mit BMW und ZF auf deutsche Ingenieurskunst gesetzt. Die Offroad-Gene steuert mit Magna Steyr Österreich bei. Die Achsen von Carraro und die Bremsen von Brembo kommen aus Italien. Und alle Bauteile werden im ehemaligen Smart-Werk in Hambach in Frankreich zusammengebaut.
Der Ineos Grenadier ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt ähnlich den Flugzeugen von Airbus. Die Bauteile der Linienjets stammen aus Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Beim Offroader kommen das Design und das Geld für die gesamte Entwicklung aus England. Bei Motoren und Getriebe wird mit BMW und ZF auf deutsche Ingenieurskunst gesetzt. Die Offroad-Gene steuert mit Magna Steyr Österreich bei. Die Achsen von Carraro und die Bremsen von Brembo kommen aus Italien. Und alle Bauteile werden im ehemaligen Smart-Werk in Hambach in Frankreich zusammengebaut.
Auf unserer Tour durch die schottische und englische Wildnis der Nationalpärke Northumberland, Kielder Forest und Lake District können wir alle Systeme testen. Wir fahren durch Schlamm und über Felsen, Hänge hoch und Hänge runter. Die 26,4 Zentimeter Bodenfreiheit, 58,5 Zentimeter Federweg sowie die Böschungswinkel von 35,5 Grad vorne und 36,1 Grad hinten lassen uns jedes Hindernis überwinden. Oder durchqueren – wie gerade die Morecambe Bay. Dafür bietet der Grenadier 80 Zentimeter Wattiefe.
Die Überraschung
Im Gelände hält der Grenadier, was er verspricht. Auf der Strasse überrascht er uns mit seinem Fahrkomfort. Trotz robustem Leiterrahmen und Geländereifen fährt der Grenadier ohne zu holpern über Landstrassen. Nachholbedarf haben die Newcomer bei der eher schwammigen und trägen Lenkung. Wegen des geringen Rückstellmoments müssen wir nach dem Abbiegen das Lenkrad stets selbst wieder zurückdrehen – was zu deutlich mehr Lenkarbeit als bei einem normalen Auto führt. «Das liegt an unserer fürs Gelände entwickelten Vorderachse», räumt Lynn Calder, CEO von Ineos Automotive, ein.
Die Dreiliter-Sechszylinder-Motoren von BMW machen grundsätzlich einen guten Job. Aber Benziner wie Diesel haben vor allem in Steigungen etwas zu kämpfen mit den 2,7 Tonnen Leergewicht des Grenadiers. Der 286 PS (210 kW) starke Benziner mit 450 Nm ist die kultiviertere Wahl, während der 249 PS (183 kW) starke Diesel mit 550 Nm sich müheloser durchs Gelände wühlt. Er eignet sich auch besser, um bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger zu ziehen.
Antrieb 3.0-R6-Turbobenziner, 286 PS (210 kW), 450 Nm@1750/min oder 3.0-R6-Turbodiesel 249 PS (183 kW), 550 Nm@1250/min, 8-Gang-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 8,6 o. 9,9 s, Spitze je 160 km/h
Masse L/B/H 4,90/1,93/2,04 m, Leergewicht 2740 kg, Laderaum 1152-2035 l, Anhängelast 3,5 t
Umwelt WLTP 14,4 o. 10,5 l/100 km = 293 o. 263 g/km CO₂, Energie G
Preise Ab 82'290 Fr. (Nutzfahrzeug ab 70'990 Fr.)
Antrieb 3.0-R6-Turbobenziner, 286 PS (210 kW), 450 Nm@1750/min oder 3.0-R6-Turbodiesel 249 PS (183 kW), 550 Nm@1250/min, 8-Gang-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 8,6 o. 9,9 s, Spitze je 160 km/h
Masse L/B/H 4,90/1,93/2,04 m, Leergewicht 2740 kg, Laderaum 1152-2035 l, Anhängelast 3,5 t
Umwelt WLTP 14,4 o. 10,5 l/100 km = 293 o. 263 g/km CO₂, Energie G
Preise Ab 82'290 Fr. (Nutzfahrzeug ab 70'990 Fr.)
Die Moderne
Die Türen zeigen den Arbeiter-Charakter des Grenadiers. Wir müssen sie mit viel Schwung zuziehen, damit sie auch richtig ins Schloss fallen. Das ist laut Ineos der Tribut an die dicke Gummidichtung, damit beim Durchwaten von Gewässern keine Feuchtigkeit in den Innenraum dringt. Ein Touchscreen mit Offroad-Anzeigen ist der einzige Hinweis darauf, dass der Grenadier ein Offroader des 21. Jahrhunderts ist. Navi bietet er aber nur über Android Auto oder Apple Carplay. Wie bei Tesla Model 3 und Model Y dient der Touchscreen auch als Geschwindigkeitsanzeige. Wir hätten sie lieber hinter dem Lenkrad gehabt, aber das ist wohl Geschmacks- und Gewöhnungssache. Auf 4,90 Metern Länge bietet der Offroader auch ausreichend Platz in der zweiten Sitzreihe.
Der Ineos Grenadier ist ein würdiger Defender-Nachfolger, den sich viele Abenteurer-Fans wohl von Land Rover gewünscht hätten. Er ist bei uns ab sofort erhältlich. Die Nutzfahrzeug-Version mit etwas mehr Laderaum startet als Zweisitzer bei 70'990 Franken, die fünfplätzige PW-Variante gibts ab 82'290 Franken. Die Einstiegspreise sind für Diesel und Benziner identisch. Bei nur einem Ineos-Modell soll es aber nicht bleiben. Schon im Sommer wird der Grenadier durch eine Pick-up-Version ergänzt und 2026 soll dann gar ein etwas kleinerer Elektro-Offroader folgen. Wir sind gespannt.