Im BLICK-Test: Mercedes GLC 300 4Matic
Trittbrett zum Erfolg

Der GLC war 2019 der meistverkaufte Mercedes der Schweiz. Nach einer Modellpflege redet er sogar mit uns, guckt für uns nach dem Rotlicht und spart Sprit per Elektromotor.
Publiziert: 25.05.2020 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 16:59 Uhr
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Mercedes GLC 300 4Matic im BLICK-Test: Mit dem neuen Infotainment können wir reden, und es schaut an der Ampel, wann es grün wird.
Foto: Andreas Faust
Andreas Faust

Mercedes gleich Limousine? Diese Zeiten sind lange vorbei. Seit seiner Lancierung 2015 hat der Crossover GLC der klassischen C-Klasse als Bestseller-Benz den Rang abgelaufen. Im letzten Jahr liess er sogar die A-Klasse hinter sich. Erfolgsfaktor: Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener schneiderte ihm eine Karosserie à la Familienkombi im Hochformat. Zur Modell-Auffrischung wurden nun die Benziner mit einem 48-Volt-Bordsystem unter Strom gesetzt.

Das ist neu

Den coolen Doppel-Monitor der A-Klasse gibt die GLC-Elektrik noch nicht her. Aber auch mit dem GLC können wir jetzt reden dank neuem MBUX-Infotainment, das schon recht intelligent auf Sprachbefehle reagiert. Bloss nicht «Mercedes» sagen – das weckt es auf, auch wenn wir nichts von ihm wollen. Ausserdem pilotiert uns der GLC jetzt auf der Autobahn, solange die Hände dennoch am Steuer bleiben. Sogar Fahrspurwechsel per Blinkersetzen kann er und schaut vorher für uns in den Rückspiegel. Und dann gibts noch den neuen elektrifizierten Benziner.

Das gefällt uns

SUVs brauchen einen Turbodiesel? Auch passé. Im GLC 300 hilft ein 14-PS-Elektromotor dem neu 258 PS starken Turbobenziner auf die Sprünge. Er startet den Verbrenner, schiebt beim Anfahren und übers Turboloch hinweg mit an und rekuperiert beim Bremsen, gewinnt also Energie zurück. Fühlt sich an wie ein Diesel, tritt fast an wie ein Diesel, und das sogar noch leiser. Wie bisher überzeugend: Platzangebot bei vernünftigen Aussenmassen, das Kofferraumvolumen mit 550 bis 1600 Litern und der Sitzkomfort. Ausserdem hocken wir buchstäblich im Auto und spüren auch was beim Fahren – im Gegensatz zu den Hochsitzen in manchen Konkurrenten. Mercedes-Innovation des Jahrzehnts ist der Ampellicht-Assistent, der ein Rotlicht im Zentralmonitor so heranzoomt, dass man ohne Kopfverrenken sieht, wenns grün wird. Können wir uns dran gewöhnen.

Das gefällt uns weniger

Ja, es ist ein SUV. Aber eins im Gewand einer Familienkutsche. Wer 632 Franken an den Optionen sparen will, lässt deshalb das Trittbrett weg, das beim Ein- und Aussteigen nervt und den gesammelten Matsch auf den Hosenbeinen verteilt. Der Spurhalte-Assistent sorgt ständig für Schrecksekunden, weil er statt gegenzulenken kurz auf die Bremse tritt, um den Fünfplätzer auf Kurs Fahrbahnmitte zu halten. Doch Abschalten kann ja nicht die Lösung sein. Und die winzigen Touchpads auf dem Lenkrad zur Bedienung sind gut gemeint, aber können viel zu viel, um das alles während der Fahrt sicher zu beherrschen. Da reden wir doch lieber mit dem Benz.

Und so fährt er

Sind wir nicht gerade im Sportmodus unterwegs, schaltet die Neunstufen-Automatik sehr defensiv früh hoch – das nimmt dem Team aus Benziner und E-Motor ein bisschen die Dynamik. Aber sonst ist der GLC der Beweis, dass SUV auch ohne Diesel geht. Ausserdem federt und dämpft er kommod, aber wirkt dank wenig Seitenneigung trotzdem so flink wie ein Kombi. Und der Verbrauch? Nur drei Dezi über der Werksangabe von 9,6 l/100 km. Dank des neuen Messzyklus namens WLTP sind die Prospektwerte jetzt viel ehrlicher.

BLICK-Fazit

Auch der meistverkaufte Mercedes hat seinen Preis, aber dafür gibts ein rundum überzeugendes Familienauto mit Platz und kräftigem Antrieb, das dank Elektro-Benziner auch Diesel-Skeptikern gefallen wird. Es müssen ja nicht gleich so viele Kreuzchen in der Optionenliste sein wie beim Testwagen. Allerdings: Für schlüssellosen Zugang oder Smartphone-Integration sollten wir heutzutage nicht mehr extra zahlen müssen.

Mercedes GLC 300 4Matic

Antrieb: 2,0-R4-Turbobenziner, 190 kW (258 PS), 370 Nm@1800/min, 9-Stufen-Automat, Allradantrieb.
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 240 km/h.
Masse: L/B/H = 4,68/1,93/1,66 m, 1805 kg, Kofferraum 550 bis 1600 Liter.
Verbrauch: Werk/Test 9,6/9,9 l/100 km, 217/224 g CO2/km, Energie F.
Preis: ab 68'300 Franken; Testwagen inkl. Optionen 90'801 Franken.
Konkurrenten: Audi Q5, BMW X3, Jaguar E-Pace, Lexus UX, Volvo XC60, u.a.
Plus: vernünftige Abmessungen, recht grosser Kofferraum, kräftiger Antrieb.
Minus: üppige Optionenliste, Spurhalteassistent nervt.

Antrieb: 2,0-R4-Turbobenziner, 190 kW (258 PS), 370 Nm@1800/min, 9-Stufen-Automat, Allradantrieb.
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 240 km/h.
Masse: L/B/H = 4,68/1,93/1,66 m, 1805 kg, Kofferraum 550 bis 1600 Liter.
Verbrauch: Werk/Test 9,6/9,9 l/100 km, 217/224 g CO2/km, Energie F.
Preis: ab 68'300 Franken; Testwagen inkl. Optionen 90'801 Franken.
Konkurrenten: Audi Q5, BMW X3, Jaguar E-Pace, Lexus UX, Volvo XC60, u.a.
Plus: vernünftige Abmessungen, recht grosser Kofferraum, kräftiger Antrieb.
Minus: üppige Optionenliste, Spurhalteassistent nervt.

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