Fahrbericht Jaguar F-Type
Adieu, Pubertät

Jaguar gewöhnt dem F-Type das pubertäre Gebrüll ab und dafür eine neue Leichtigkeit an: Das Sportcoupé wird erwachsener und lenkt jetzt so zackig ein, wie der Sport-Brite das verdient. Neu gibts den «kleinen» V8 mit – keine Sorge – richtig Sound.
Publiziert: 11.02.2020 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2020 um 13:16 Uhr
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Rundum erneuert: Ab März rollt der Jaguar F-Type – hier das Coupé, es gibt auch einen offenen Roadster – geliftet an.
Foto: zvg
Timothy Pfannkuchen

Drei alte Damen winken uns fröhlich zu, als wir im gelben V8-Sportcoupé durch ihr Dorf fahren. Das bedeutet dreierlei: Wir sind auf Testfahrt in Portugal – daheim gäbe es ausser gereckten Daumen erfahrungsgemäss leider auch gestreckte Mittelfinger. Zweitens fahren wir ein Auto, das offensichtlich aufregend aussieht: den erneuerten Jaguar F-Type.

Drittens tönt der F-Type weiterhin angenehm nach Power – aber eben nicht mehr aufdringlich nach Pubertät: Der Jaguar-Imageträger wünscht quasi eine gute Nacht, indem er nicht mehr alle Nachbarn wachröhrt. Der Sound wird reifer, weniger verspielt. Die Achtzylinder haben sogar den «Quiet Start»-Modus.

Mehr als ein Facelift

Also adieu, Sportsound? Keine Sorge: Es bleibt mehr als genug Röhren, Rülpsen und Bollern des Klappenauspuffs übrig, um Petrolheads zu verwöhnen. Aber die Zeiten haben sich geändert, heute reichen ein paar Dezibel weniger. Gut so!

Auch sonst ist das Facelift am seit 2013 gebauten F-Type nach einem kleinen vor zwei Jahren ein grosses. Die Pixel-Matrix-LED-Scheinwerfer arbeiten mit je 128 LED. Der Grill ist grösser, die ganze Front ist neu. Da der F-Type, sagt Exterieur-Designchef Adam Hatton, «das Aussehen aller unserer Autos vorgibt», sehen wir diese «Flachaugen» wohl bald öfters. Die Heckleuchten sind schmaler und nun eckig ausgeschnitten. Der 4,47-Meter-Typ sieht cool und längst nicht alt aus.

Auf ins Digital-Zeitalter

Innen retuschiert der F-Type letzte Patzer im Edellook weg. Alles sieht edel aus und fasst sich gut an. Andere mögen mehr Assistenz bieten, aber das Infotainment wird (endlich!) zum vollen Kumpel des Smartphones (Android Auto, Apple Car Play, Spotify-App, Live-Navi, etc.). Die Instrumente sind jetzt volldigital.

Aber ein Sportcoupé bzw. -roadster ist zum Fahren da. Und da tut sich was! Die Lenkung legt das Ungefähre ab, der Achtgang-Automat grübelt nie mehr lange, die Federung ist geschmeidiger (bleibt aber straff) – und vor allem fühlt sich der ab 1,6 Tonnen schwere F endlich nicht mehr so an.

Kein V6, aber kleiner V8

Nur der R (P575), der um 25 auf 575 PS (423 KW) erstarkte Kompressor-V8 mit Allrad, will noch mit harter Hand gebändigt sein, als wolle jedes Kilo einzeln zum Kurven überredet werden. Der brutale, fiese Tritt ins Kreuz machts wett. Daten des Katapults: 100 km/h in 3,7 s, Spitze 300 km/h, NEFZ 10,9 l/100 km.

Unser Liebling der Palette heisst P450: Die Sechszylinder entfallen, dafür gibts den «kleinen» V8. Der 450 PS (331 kW) deftige Fünfliter ist sauschnell (0 bis 100 km/h in 4,6 s), aber um eine Welt ziviler und leichtfüssiger. Lenkt grandios ein, kurvt wie im Rausch – und tönt rassig statt rabiat. Allrad (Option) darf man ignorieren, der Heckantrieb ist gefahrlos grandios dank «Torque Vectoring».

Der kleine Unterschätzte

Nur kostet schon der Einstieg in die V8-Welt ab 105’400 Franken. Deshalb lautet unser Geheimtipp P300 (2.0-Liter-Vierzylinder-Turbo, Heckantrieb) ab 73'500 Franken. Die 300 PS (221 kW) und 400 Nm schon bei 1500/min machen enorm Laune. Auf Tempo 100 gehts in 5,7 Sekunden, und obendrein tönt er so gut wie Porsches 718 Cayman, sprich: Mehr Sound gibts mit vier Zylindern kaum.

Vor allem aber ist der P300 noch behänder, und offizielle 8,1 (auf Testtour gut zehn) l/100 km sind auch was – mehr Sinn kann so viel Spass kaum machen. Und beim P300 bleibt zum Start im März eher Kleingeld für Optionen. Etwa für etwas Schweiz: Das Grau (s. Galerie) für 1240 Franken heisst «Eiger Grey».

Nach oben offen: F-Type Convertible

Natürlich gibts den frischen Zweiplätzer F-Type alternativ zum dreitürigen Coupé auch wieder als zweitürigen Convertible. Der Roadster ist ab März als P300 (2.0-R4-Turbo, 300 PS, Heckantrieb) ab 81'000, als P450 (5.0-V8-Kompressor, 450 PS) mit Heck- oder Allradantrieb ab 112'900 oder 119'400 und als R bzw. P575 (5.0-V8-Kompressor, 575 PS) mit 4x4 ab 147'900 Franken zu haben.

Natürlich gibts den frischen Zweiplätzer F-Type alternativ zum dreitürigen Coupé auch wieder als zweitürigen Convertible. Der Roadster ist ab März als P300 (2.0-R4-Turbo, 300 PS, Heckantrieb) ab 81'000, als P450 (5.0-V8-Kompressor, 450 PS) mit Heck- oder Allradantrieb ab 112'900 oder 119'400 und als R bzw. P575 (5.0-V8-Kompressor, 575 PS) mit 4x4 ab 147'900 Franken zu haben.

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