Erste Fahrt im Opel Astra GSe
Wird Opel wieder zur Sportmarke?

Opel reaktiviert sein legendäres GS/E-Sportkürzel. Nur steht das «e» nicht mehr für Einspritzung, sondern für electric. Künftig sind bei Opel die GSe-Varianten die sportlichen Topmodelle. Wir sind den neuen Astra GSe in Südspanien gefahren.
Publiziert: 04.02.2023 um 05:19 Uhr
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Das altbekannte Kürzel GS/E feiert bei Opel ein Comeback.
Foto: ZVG.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

GS/E? Das weckt bei uns älteren Zeitgenossen Erinnerungen an die sportlichen Opel Commodore oder Monza aus den 1970ern und 80ern – und an populärere Zeiten für die Marke mit dem Blitz im Emblem.

Neu steht GSe bei Opel nicht nur für sportliche, sondern eben für elektrifizierte Modelle – electric statt einst Einspritzung machen im Modellnamen den Unterschied. Dabei will Opel das Kürzel nicht nur als Modellbezeichnungszusatz, sondern als «Submarke» verstanden haben. Logisch sind wir gespannt, wie Opel das GS/E in die Moderne transferiert – denn auf dem Papier wirken die Leistungsdaten des Opel Astra GSe nicht besonders imposant. 225 System-PS – das können inzwischen viele normale Kompakte ohne Sportkürzel in der Bezeichnung auch.

Doch bei Opel beeilt man sich zu präzisieren, dass der Astra GSe durchaus Sportgene besitzt. Sein Plug-in-Hybrid-Antrieb mit Achtgang-Wandlerautomatik ist zwar Konzernware – Markenschwester Peugeot lässt grüssen –, doch wartet der GSe auch mit einigen eigenständigen Neuerungen auf. Am augenfälligsten sind die neuen Front- und Heckschürzen sowie die vom Manta-GSe-Concept-Car übernommenen Felgen, die uns etwas an frühere Matchbox-Spielzeugautos erinnern.

Modifikationen beim Fahrwerk

Opel-Ingenieur Christian Hartweg zählt die wichtigsten fahrdynamischen Änderungen gegenüber dem normalen Astra auf. Dabei erwähnt er die überarbeitete Lenkungsabstimmung, vor allem aber das angepasste Fahrwerk mit einer um zehn Millimeter tiefergelegten Karosserie. Besonders stolz ist er auf die frequenzselektiven Dämpfer, die ohne elektrische Verstellmöglichkeit selbstständig auf unterschiedliche Anforderungen reagieren. «Wir wollen emotionalen, aber verantwortungsvollen Fahrspass bieten», fasst Opel-Kommunikationsdirektor Harald Hamprecht zusammen.

Gespannt setzen wir uns ans Steuer des neuen Astra GSe. Bietet er mit seinen 225 PS Systemleistung tatsächlich genügend Fahrspass, und wird er seinem Sportanspruch gerecht? Es sei verraten: Wer einen GSi-Renner alter Schule erwartet, wird enttäuscht. Der frontgetriebene Astra – wir fahren sowohl die 4,37 Meter lange Limousine als auch den 20 Zentimeter längeren Kombi Sports Tourer – gefällt uns auf den kurvenreichen Strassen Andalusiens mit direkter Lenkung, prima Traktion und angenehmer Neutralität. Das Fahrwerk ist straff, aber stets mit genügend Federungsreserven.

Ohne E-Assistenz kein Temperament

Und dennoch: Richtig sportlich wirkt das ganze Paket nicht. Grund: Es müssen mindestens 1,7 Tonnen bewegt werden. Dazu ist die Charakteristik der 8-Gang-Schaltautomatik zu träge und komfortbetont. Und ist der Akku für den unterstützenden E-Motor leer (Opel verspricht eine rein elektrische Reichweite von 64 WLTP-Kilometern), ist es ganz vorbei mit der sportlichen Dynamik. Arbeiten im Sport-Modus jedoch der 180 PS starke 1,6-Liter-Turbobenziner und der Elektromotor zusammen, gehts in akzeptablen 7,5 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis 235 km/h Spitze. Rein elektrisch liegen maximal 135 km/h drin.

Auch der Opel Grandland kommt als GSe

Neben dem Astra wird auch der Opel-Crossover Grandland neu als GSe angeboten. Dank zwei Elektromotoren an der Hinterachse und dem 1,6-Liter-Turbobenziner bietet der Plug-in-Hybrid-Allradler 300 PS Systemleistung und 520 Nm Drehmoment. Damit spurtet er in nur 6,1 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 235 km/h (elektrisch 135 km/h, Reichweite 63 WLTP-km). Wie der Astra GSe verfügt auch der Grandland GSe über die neu kalibrierte Lenkung sowie das exklusive, tiefergelegte Fahrwerk. Der neue Opel Grandland GSe ist ab sofort ab 59’900 Franken bestellbar.

Neben dem Astra wird auch der Opel-Crossover Grandland neu als GSe angeboten. Dank zwei Elektromotoren an der Hinterachse und dem 1,6-Liter-Turbobenziner bietet der Plug-in-Hybrid-Allradler 300 PS Systemleistung und 520 Nm Drehmoment. Damit spurtet er in nur 6,1 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 235 km/h (elektrisch 135 km/h, Reichweite 63 WLTP-km). Wie der Astra GSe verfügt auch der Grandland GSe über die neu kalibrierte Lenkung sowie das exklusive, tiefergelegte Fahrwerk. Der neue Opel Grandland GSe ist ab sofort ab 59’900 Franken bestellbar.

Auch im Cockpit des GSe-Astra vermissen Sportfreunde etwas den Schmiss. Ausser den sehr bequemen Sitzen gibts nichts Neues. Nicht falsch verstehen, das ist auch eigentlich nicht nötig. Das Astra-Cockpit mit seinen modernen Anzeigen wirkt nach wie vor prima. Nur: Ein etwas sportlicheres Tachodesign und vielleicht das eine oder andere Sportetikett hätte man dem GSe schon spendieren dürfen.

Und so ist der moderne GSe wie alle Astra ein angenehmer und mit seinem Plug-in-Antrieb zeitgenössischer Begleiter für den Alltag. Aber sportliche Dynamik wie die GS/E-Urahnen bietet er definitiv nicht. Auch wenn die Preise in der Schweiz im Detail noch nicht kalkuliert sind, steht immerhin fest, dass der günstigste Astra GSe als Limousine ab 49'990 Franken starten wird. Nach Schnäppchen klingt das nicht.


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