Erste Fahrt im Alpine A290 GTS
Wie heiss ist der Elektro-Hot-Hatch?

Renaults Sporttochter Alpine krempelt ihre Palette auf Elektro-Modelle um. Den Anfang macht die auf dem Renault 5 basierende A290, die wir als Topversion GTS mit 218 PS einem ersten Test unterziehen konnten. «Hot or not?», ist beim Elektro-Hot-Hatch die Frage.
Publiziert: 16.11.2024 um 10:46 Uhr
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Alpine bringt mit der A290 das erste elektrische Modell auf den Markt.
Foto: DPPI

Auf einen Blick

  • Alpine A290: Elektrischer Hot Hatch mit Retro-Charme und sportlicher Performance
  • Präzise Lenkung, straffes Fahrwerk, aber etwas zurückhaltende Leistung
  • GTS-Modell: 218 PS, 300 Nm, 0–100 km/h in 6,4 Sekunden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Nicht nur Redaktionskollege Raoul Schwinnen ist nach der ersten Fahrt im Renault 5 begeistert: coole Retro-Optik, alltagstaugliche Elektrotechnik, bezahlbare Preise – «ein potenzieller Bestseller», schwärmt Schwinnen. Als sportliche Speerspitze des R5 fährt nun die Alpine A290 (wo die Namen immer weiblich sind) vor – bei Renaults vor sieben Jahren wiederbelebter Sporttochter ists erst das zweite Modell nach der abgefeierten A110, und das erste strombetriebene obendrein. Der klassische «Hot Hatch» sei endlich elektrisch wiedergeboren, schwärmen die Franzosen schon bei der Enthüllung. Die Messlatte vorm ersten Ritt liegt also weit oben.

Vor der Fahrt

Damit die A290 nicht bloss als verkappter R5 GTI daherkommt, haben die Alpine-Ingenieure hart angepackt. Um dem Mehrgewicht des stärkeren E-Motors aus dem Scenic E-Tech (hier gehts zum Testbericht) entgegenzuwirken, sind Achsschenkel und Hilfsrahmen aus Alu statt Stahl gefräst. So kommt die A290 trotz zusätzlicher Sportupgrades wie Brembo-Bremsen und 19-Zoll-Schlappen auf 1479 Kilo – trotz 30 kg mehr als der R5 ein Topwert für einen Elektrosportler. Hinzu kommen breitere Spur, steifere Lager und Stossdämpfer mit hydraulischen Anschlägen, die auch Rallye-Boliden beim Rasen über Stock und Stein beruhigen. «Ganz wichtig für das Fahrverhalten», erklärt Baureihenleiter Charlie Biardeau.

Auf der Strasse

Auf gehts zur Testfahrt im Topmodell GTS mit 218 PS (160 kW) und 300 Nm. Und dort, auf den kurvigen Bergstrassen nördlich von Palma de Mallorca (Spanien), hinterlässt die A290 gleich einen guten Eindruck: sportlich straffes, aber nicht bockhartes Fahrwerk, präzise Lenkung, ausreichende Leistung. Ausreichend? Ja: Denn selbst beim Druck auf den roten OV-Hebel (Overtake) wird die A290 nicht zum brachialen Stromermonster und flitzt bestenfalls in 6,4 Sekunden zur 100er-Schwelle – ein paar Extra-PS wären zumindest kurzzeitig wünschenswert. Was bei der Leistung fehlt, ist bei Alpines Torque Pre-Control zu viel: Das System soll für optimale Traktion in Kurven sorgen, regelt das Drehmoment aber so stark weg, dass ausser ein leichtes Zerren am Lenkrad ein Grossteil der Emotionen – nur schon kurz durchdrehende Räder – auf der Strecke bleiben. Etwas mehr Spieltrieb hätte dem Hot Hatch gutgetan, um noch etwas feuriger unterwegs zu sein.

Alpine A290 GTS

Antrieb Elektromotor, 218 PS (160 kW), 300 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Akku 52 kWh netto, Laden AC/DC 11/100 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,4 s, Spitze 170 km/h, Reichweite WLTP 364 km
Masse L/B/H 3,99/1,82/1,51 m, Gewicht 1479 kg, Laderaum 326 l
Verbrauch WLTP 16,5 kWh/100 km, 0g/km CO₂ lokal, Energieeffizienz A
Preis ab 43'700 Franken (Einstiegsversion A290 GT, 180 PS, ab 37'700 Fr.)

Antrieb Elektromotor, 218 PS (160 kW), 300 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Akku 52 kWh netto, Laden AC/DC 11/100 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,4 s, Spitze 170 km/h, Reichweite WLTP 364 km
Masse L/B/H 3,99/1,82/1,51 m, Gewicht 1479 kg, Laderaum 326 l
Verbrauch WLTP 16,5 kWh/100 km, 0g/km CO₂ lokal, Energieeffizienz A
Preis ab 43'700 Franken (Einstiegsversion A290 GT, 180 PS, ab 37'700 Fr.)

Das war gut

Dass die A290 nicht einfach eine aufgebrezelte Kopie des Renault 5 ist, zeigt sich schon an der Optik des 3,99 Meter kurzen Kraftzwergs. Die x-förmigen Zusatzscheinwerfer an der Front erinnern an einen Rallye-Boliden, hinten gibts einen fetten Diffusor und Ducktail-Spoiler für bessere Luftströmung. Auch innen spielt der Kompaktsportler gross auf: Von den hervorragend anliegenden Sitzen blicken wir auf fein verarbeitete Materialien und das eckige Sportlenkrad, an dem sich neben dem roten OV-Hebel ein Drehschalter für insgesamt vier Rekuperationsstufen befindet. Cool – doch One-Pedal-Driving kann die A290 leider nicht. Das Infotainment kommt wie alle neuen Renaults mit Google-Betriebssystem.

Das war schlecht

364 Kilometer Normreichweite stellt die aus dem R5 bekannte 52-Kilowattstunden-Batterie im A290 GTS in Aussicht – für einen «urbanen Sportwagen» reicht das im Alltag allemal. Auf Langstrecken wirds allerdings schnell zäh, weil mit maximal 100 kW am DC-Schnelllader gezapft wird – von 15 auf 80 Prozent vergehen 30 Minuten. Und für einen Zweitwagen (was die A290 für viele Kundinnen sein dürfte) sind die mindestens 37'700 Franken für die Einstiegsversion mit 180 PS auch schon eine Stange Geld. Die stärkere Version mit 218 PS geht ab 40'900 Franken los, die auf 1955 limitierte «Première Edition» bei satten 45'100 Franken.

Das bleibt

Bei vielen Elektro-Sportlern nervt der künstlich generierte Motorensound, der via Boxen ins Cockpit dringt. Der vom E-Motor nachempfundene Klang im A290 wirkt hingegen weniger aufdringlich und hilft tatsächlich, die aktuell gefahrene Geschwindigkeit besser abschätzen zu können. Wer will, kann aber auch einfach seine Lieblingstracks über die fein getunte Soundanlage geniessen. Ob Alpine-Fans nach dem Start der A290 irgendwann noch in den Genuss einer stärkeren und emotionaleren Version des Elektro-Sportlers kommen, wird sich zeigen. Nächstes Jahr startet erst einmal die grössere A390 als elektrisches SUV-Coupé.

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