BMW XM Label Red im Fahrbericht
Der Gipfel des Gigantismus

Mit BMWs erster Generation des X6 ging ein gewaltiges Donnergrollen durch die SUV-Welt. Mit seinem alles andere als zurückhaltenden Auftritt wurde das SUV-Coupé zur Markenikone. Ob dies dem neuen XM als Label-Red-Version auch vergönnt ist, zeigt der Blick-Test!
Publiziert: 15.06.2024 um 06:02 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2024 um 10:52 Uhr
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Koloss auf Rädern: Als Label Red wird BMWs neueste SUV-Kreation XM definitiv zum Supersportler.
Foto: Enes Kucevic Photography
Andreas Engel und Stefan Grundhoff

Ist BMW eine Kooperation mit einem Zigaretten- oder Whisky-Hersteller eingegangen? Das zumindest unser erster Gedanke, als wir auf den wuchtigen Heckdeckel der neuesten bayrischen SUV-Kreation blicken: XM Label Red. Warum der Power-Hybride in der noch fetteren Sportversion des schon nicht bescheidenen XM so heisst, wissen wohl nur die bayrischen Namens-Götter. «Label Red» – das tönt fast wie eine Warnung. 

Doch unabhängig von der merkwürdigen Namenswahl enttäuscht der hybride BMW XM Label Red beim Antrieb keineswegs. Der Zusatz bringt einen nennenswerten Leistungszuschlag. Die schon üppigen 653 PS (480 kW) und 800 Nm, die der aufgeladene Achtzylinder im Zusammenspiel mit dem E-Motor im Getriebetunnel im gewöhnlichen XM liefert, wachsen beim nachgeschärften Label Red auf wahnwitzige 748 PS (550 kW) und gigantische 1000 Nm Drehmoment!

Mehr Sportwagen als SUV

So sehr der XM, mit dem sich BMWs Spielwarenabteilung M GmbH letztes Jahr zum 50. Geburtstag selbst beschenkte, auch optisch polarisiert: Im Unterschied zu Audi RS Q8, Lamborghini Urus oder Aston Martin DBX ist der XM eher ein spektakulärer Sportwagen im Gewand eines 5,11 Meter langen SUVs: die Lenkung ungemein direkt, das Fahrwerk in jedem der Fahrprogramme extrem stramm. Die optionalen 23-Zöller? Finger weg, sonst ists mit Entspannung am Steuer vorbei. Der Restkomfort, den auch ein SUV einer solchen Leistungsklasse bieten sollte, ist mit den Mega-Pneus kaum gegeben. Selbst das Basispaket mit 22-Zöllern wirkt schon sehr straff. 

Auf der Landstrasse trumpft der XM gross auf. Die filigrane Lenkung begeistert mit feiner Rückmeldung und kalkulierbaren Rückstellkräften – und dazu gibts eine Fahrwerksabstimmung, die einem vorgaukelt, in einem BMW M4 Platz genommen zu haben. Derart zelebriert der XM das Herausbeschleunigen aus jedem noch so engen Kurvenradius. Auf der Autobahn sieht das leider anders aus: Hier ist die Label-Red-Version zu viel des Guten. Der Fünfplätzer wird je länger, je unkomfortabler, weshalb selbst Leistungsliebhaber mit einem BMW X5 M oder X6 M deutlich besser bedient wären. 

Schnell und sparsam zugleich

Allerdings müssten sie dann auf den imposanten Auftritt und rein elektrisches Fahren verzichten: Dank seines Plug-in-Hybrid-Antriebs kann der XM auch als Label-Red-Variante durchaus sparsam bewegt werden. Denn der Elektromotor mit seinen zusätzlichen 197 PS (145 kW) sorgt zusammen mit dem Verbrenner nicht nur für einen Spurt von 0 auf Tempo 100 in 3,8 Sekunden und eine abgeregelte Spitze von 290 km/h. Auch der Normverbrauch von 1,5 bis 2,0 Litern auf 100 Kilometer sind für ein Vehikel dieser Übergrösse echte Spitzenklasse. Jedenfalls theoretisch, den ihn erreicht man nur mit voller Batterie.

Ist die leergesogen, geht der Verbrauch natürlich nach oben. Rein elektrisch legt der XL-SUV bis zu 80 Kilometer bei bis zu 140 km/h zurück. An Ladesäule oder Wallbox wird allerdings nur mit 7,4 kW Ladeleistung nachgezapft, was bei leerem 25,7-kWh-Akku 4,5 Stunden in Anspruch nimmt.

Auch im Interieur hebt sich der XM Label Red mit edlen Materialien, gestochen scharfen Displays und jeder Menge Platz ab und glänzt mit überraschend hohem Alltagsnutzen. Ledersessel und die prächtige Verarbeitung sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch bestens an – und haben ihren Preis: Der startet bei üppigen 211'700 Franken. 

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