TCS-Test deckt Schwächen auf
Wie gut sind Schweizer Raststätten für Camper?

Wer mit Wohnmobil oder Wohnwagen eine Raststätte ansteuert, hat andere Bedürfnisse als Autofahrer. Der TCS hat alle Raststätten in der Schweiz unter die Lupe genommen und geprüft, wie gut Infrastruktur und Ausstattung für Reisende mit einem Camper sind.
Publiziert: 18.07.2024 um 07:18 Uhr
|
Aktualisiert: 18.07.2024 um 13:29 Uhr
1/12
Nicht nur Einheimische, auch viele Touristen haben die Schweiz als Camping-Paradies entdeckt. Entsprechend steigen auch die Verkäufe von Campervans seit Jahren.
Foto: Sailing Energy
RMS_Portrait_AUTOR_929.JPG
Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Die Schweiz ist Camping-Land! Die Verkäufe der rollenden Ferienhäuser sind seit Jahren auf hohem Niveau. Hinzu kommen unzählige Schweizer Campingplätze in allen Landesteilen, die eine lange Fahrt ins Ausland gar nicht nötig machen. Doch nicht nur Einheimische, auch viele Touristen haben die Schweiz als Camping-Paradies entdeckt. Diese Entwicklung macht sich auch auf den Raststätten bemerkbar, die von immer mehr Wohnmobilen und Wohnwagen-Gespannen angesteuert werden. Doch was für eine Infrastruktur und welche Ausstattung finden Camper auf den 57 Schweizer Raststätten vor?

Der TCS wollte es genau wissen und hat erstmals einen umfangreichen Raststätten-Test durchgeführt, der sich an den Bedürfnissen von Camping-Reisenden orientiert. Die Tests fanden zwischen Januar und April 2024 statt und wurden von erfahrenen Camping-Experten des TCS durchgeführt. Alle Raststätten wurden nach den gleichen Kriterien bewertet, in denen jeweils eine bestimmte Prozentzahl erreicht werden konnte: Servicestation für Grau-, Schwarz- und Frischwasser (35 %), Zufahrts-, Parkplatzsituation, Sicherheit und Beschilderung (25 %), Erholungsareale (25 %), Schnell-Ladeinfrastruktur (10 %) und Gasflaschen-Angebot (5 %). Maximal konnten so 100 Prozent erreicht werden.

Viel Verbesserungspotenzial

Bedenklich aus Camper-Sicht: Von den 57 getesteten Raststätten haben nur 13 mehr als 60 Prozent erreicht. Doch zumindest an diesen Raststätten finden Reisende mit Wohnmobilen eine gute Infrastruktur vor. Der TCS resümiert allerdings, dass praktisch überall noch Verbesserungsbedarf besteht. So kann nur gerade an 11 Raststätten Grau- und Schwarzwasser entsorgt werden. Ebenfalls Verbesserungspotenzial gibts beim Gasflaschen-Angebot, das für Camperinnen und Camper einen hohen Stellenwert hat. An immerhin 19 Raststätten können Gasflaschen ausgetauscht werden. Allerdings ist auf keiner Raststätte ein Gasflaschen-Adapter erhältlich, was insbesondere für Reisende aus dem Ausland ärgerlich ist.

Die Gewinner und Verlierer

Die Siegerin des Raststätten-Tests für Camper ist die Raststätte La Côte Lac an der A1 zwischen Nyon und Lausanne in Fahrtrichtung Bern. Mit Gasflaschen-Angebot, genügend Parkplätzen, sechs Ladestationen und einem grosszügigen Erholungsgebiet schwingt La Côte Lac obenaus. Einen kleinen Abzug gibts einzig für die fehlende Grauwasser-Rinne, wobei Schwarzwasser problemlos entsorgt werden kann und auch Frischwasser vorhanden ist. Auf den weiteren Plätzen des TCS-Tests folgen die Raststätten Neuenkirch West, Kemptthal, Grauholz Nord, Relais St. Bernard und La Côte Jura.

Am wenigsten Punkte erreichte die Raststätte Weinland an der A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen. Die kleine Raststätte ist eigentlich mehr eine Tankstelle mit Shop. Gasflaschen-Angebot und Ladestationen fehlen gänzlich. Für Camper gibt es keine Parkplätze und parkiert werden kann nur während einer Viertelstunde. Ebenfalls am unteren Ende der Rangliste finden sich die Raststätten Pratteln Süd und Nord sowie Thurau Süd und Nord. 

Grosse kantonale Unterschiede

«Der erste Raststätten-Test des TCS für Camper zeigt, dass Reisende mit Wohnmobilen auf den Schweizer Nationalstrassen vielerorts eine schwache Infrastruktur vorfinden», resümiert TCS-Mediensprecher Marco Wölfli. Die Unterschiede seien allerdings gross und es würden einheitliche Mindestausstattungen fehlen, weil die jeweiligen Standortkantone die Konzessionen an Private vergeben. «Eine bessere Infrastruktur für Wohnmobil-Reisende würde die Sicherheit erhöhen, den Stellenwert des Camping-Landes Schweiz stärken und das touristische Image verbessern», so Wölfli weiter. Auch die Raststätten-Betreiber würden durch mehr Konsumationen davon profitieren. Investitionen in die Infrastruktur und die Ausstattung auf Schweizer Raststätten kämen also allen Beteiligten zugute.

Den gesamten TCS-Raststätten-Test gibts unter tcs.ch

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?