Auch Ferienländer verhängen hohe Bussen
Wildcampen ist in vielen Ländern Europas illegal

Wildcampen ist der Traum vieler Freiheitsliebenden, in den meisten Ländern Europas aber, wenn überhaupt, nur mit Einschränkungen möglich. Wir zeigen, in welchen Ländern Wildcamper noch Freiheiten geniessen – und wo sie bei Verstoss richtig zur Kasse gebeten werden.
Publiziert: 18.05.2024 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2024 um 17:04 Uhr
In vielen Ländern Europas wie hier in Kroatien ist Wildcampen nicht oder nur mit Einschränkungen möglich. In unserer Übersicht zeigen wir, wo Freiheitsliebende abseits der Campingplätze willkommen sind – und wo nicht.
Foto: Zvg
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Es ist der Traum eines jeden Campingfans: Losfahren ganz ohne Ziel – und da anhalten, wo es einem gefällt. Das eigene Heim hat man schliesslich auf vier Rädern immer dabei. Doch die romantische Vorstellung wird in der Realität oftmals durch behördliche Gesetze zunichtegemacht. Nur in wenigen Ländern Europas ist Wildcampen noch fast uneingeschränkt erlaubt. In den meisten Ländern ist das Campen in der freien Natur mit örtlichen und zeitlichen Einschränkungen versehen – oder auch grundsätzlich verboten.

Besonders in den Ferienländern Frankreich, Italien, Kroatien und Spanien drohen horrende Bussen, wenn man von den örtlichen Gesetzeshütern beim Wildcampen erwischt wird. Unsere Übersicht zeigt, wo du mit deinem Camper, Wohnmobil oder Zelt sorgenfrei das Nachtquartier abseits der Campingplätze aufschlagen kannst – und wo du dies tunlichst vermeiden solltest, um das Ferienbudget nicht zu sprengen.

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Balkan und Griechenland

In den Ländern Slowenien, Kroatien, Bosnien, Herzegowina und Montenegro ist das Wildcampen per Gesetz verboten – dasselbe gilt für das weiter südlich gelegene Griechenland. Besonders Kroatien geht gegen Wildcampierer rigoros vor – eine illegale Übernachtung in der Natur kostet bis zu 3000 Kuna – fast 400 Franken. In Bulgarien, Mazedonien und Serbien ist Wildcampen zwar auch verboten, wird aber ausserhalb der Ballungszentren und in Nationalparks faktisch nicht kontrolliert. Vorsicht ist trotzdem geboten: Wer sein Lager etwa in einem bulgarischen Nationalpark illegal aufschlägt, kann mit bis zu 1000 Franken Busse belangt werden. Auch offenes Feuer ist dort verboten.

Der Kosovo hingegen befindet sich in einer Grauzone: Hier ist Wildcampen weder explizit verboten noch erlaubt. Unauffällige Kurzaufenthalte stellen an den meisten Orten kein Problem dar – dies auch, weil Campingplätze im Kosovo rar gesät sind. Ein wahres Paradies finden Freiheitssuchende in Albanien, Moldawien und Rumänien: Hier ist Wildcampen, egal ob mit Wohnmobil oder Zelt, fast uneingeschränkt möglich. Hier sollten nur Naturschutzgebiete gemieden werden.

In eigentlich allen Ländern des Balkans gilt: Aufgrund der grossen Gastfreundschaft in der Region lohnt es sich, Besitzer von Privatgrundstücken um Erlaubnis für eine Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Achtung: Einige Regionen sind nach wie vor nicht von Kriegsminen geräumt – hier unbedingt die Hinweisschilder beachten!

Baltikum

Der Begriff «Jedermannsrecht» wird in diesem Artikel noch öfters auftauchen – und gilt unter anderem in den baltischen Staaten Estland, Finnland, Lettland und Litauen. Gemeint ist damit, dass jedermann – und natürlich auch jede Frau – das Gewohnheitsrecht besitzt, die Natur zu geniessen. Dieses ungeschriebene Gesetz reicht bis ins Mittelalter zurück und erlaubt – mit gewissen Einschränkungen auf bepflanzten und eingezäunten Grundstücken – auch das wilde Campieren mit dem Zelt abseits von Campingplätzen. Das Übernachten im Auto, Camper oder Wohnmobil ist dagegen nur auf ausgewiesenen Park- und Rastplätzen erlaubt, die dafür aber teils sogar über Trockentoiletten verfügen – auch die Einheimischen campen hier nämlich gerne wild.

Deutschland und Österreich

Foto: Daimler AG

In Deutschland und Österreich gibt es je nach Bundesland grosse regionale Unterschiede. Grundsätzlich ist Wildcampen in beiden Ländern aber nicht erlaubt. Das Übernachten im Fahrzeug zum «Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit» wird zwar geduldet – abseits von offiziellen Plätzen solltest du aber nicht länger als zehn Stunden stehen. Wer beim Wildcampen erwischt wird, kommt meist mit einer Verwarnung davon. Wer aber viel Lärm, Müll und ein grosses Feuer in einem Naturschutzgebiet macht, kann mit bis zu 500 Franken pro Person belangt werden.

In Deutschland gibt es aber Gebiete wie den Pfälzer Wald, wo wildes Zelten erlaubt ist. Die Sächsische Schweiz verfügt zudem über diverse offizielle Freiübernachtungsstellen. In Österreich sind die Gesetze beim Thema Wildcampen im Burgenland, in Kärnten, Niederösterreich und Tirol besonders streng ausgelegt – in Oberösterreich, der Region Salzburg, der Steiermark und in Vorarlberg sind sie offener gestaltet.

Frankreich und Benelux

Auch in Frankreich dürfen Freiheitsliebende nicht einfach irgendwo ihre Zelte aufschlagen oder ihr Campingmobil abstellen. Besonders an Stränden und in der Nähe touristischer Zentren wird streng kontrolliert – teils sogar vom Meer aus! Schlimmstenfalls drohen Bussen von bis zu 1500 Franken. Das sogenannte Biwaken – das Campen ohne festes Zelt – ist in Nationalparks zwar zwischen 19 und 9 Uhr erlaubt. Allerdings nur, wenn man sich mindestens eine Stunde Fussmarsch von den Grenzen des Parks befindet.

Wildcampen in den Niederlanden ist streng verboten und wird auch konsequent kontrolliert. Selbst das sogenannte «Pfahlcamping», bei dem die Regeln eines ausgeschilderten Platzes an einem Pfahl aufgeschrieben waren, ist seit 2020 nicht mehr erlaubt. Wer beim Camping abseits offizieller Plätze erwischt wird, zahlt bis zu 500 Franken pro Person.

Ähnlich streng kontrolliert und bestraft wird an Belgiens Küsten, insbesondere zur Hauptreisezeit. Im Rest des Landes wird Wildcampen auf Parkplätzen und Privatgrundstücken (mit Erlaubnis) toleriert. In Luxemburg ist Wildcampen ebenfalls verboten und nur zum Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit geduldet.

Grossbritannien und Irland

Foto: Timothy Pfannkuchen

Im Vereinigten Königreich gilt Schottland als Wildcamper-Oase. Es wird seit 2003 über den Scottish Outdoor Access Code offiziell geregelt und ermöglicht Menschen den Zugang zur Natur. Selbst Übernachten im Wohnmobil ist möglich, allerdings sollten Gebiete mit Nutzpflanzen, Wildtieren und historischen Gebäuden gemieden werden. Ausserdem darf in Schottland die saisonale Hirsch- und Moorhuhnjagd nicht gestört werden!

Auch in Wales und England ist Wildcampen offiziell erlaubt, allerdings muss zuvor die Erlaubnis von Grundbesitzern oder Behörden eingeholt werden. Selbst in Nationalparks darf zum Teil und mit Einschränkungen in der Natur genächtigt werden. In Irland und Nordirland darf nur auf Privatgrund mit Erlaubnis der Eigentümer wild gecampt werden – das Biwaken ist in vielen Nationalparks für eine Nacht erlaubt.

Italien

Dolce vita? Nicht für Wildcamper in Italien! Gleich vier Behörden überwachen insbesondere Küsten und touristische Zentren. Wer keine Ausnahme-Genehmigung fürs Übernachten in Zelt oder Camper eingeholt hat, wird mit durchschnittlich 300 Franken gebüsst. Teils reichen die Bussen aber auch bis 500 Franken. Campieren ist in Italien nur auf Privatgrund mit ausdrücklicher Erlaubnis gestattet.

Skandinavien

Foto: Shutterstock

Die grössten Freiheiten geniessen Wildcampierer in Europa in den skandinavischen Staaten Norwegen und Schweden. Dort, wo keine Landwirtschaft betrieben wird und das Land nicht eingezäunt ist, darf für bis zu zwei Tage das Zelt aufgeschlagen werden. Dieses bereits weiter oben erwähnte Jedermannsrecht gilt aber nur für Zelte – Wohnmobile und Campervans sollten über Nacht auf Rast- oder Parkplätzen abgestellt werden, um Ärger zu vermeiden.

In Dänemark hingegen dürfen motorisierte Fahrzeuge generell nur auf Camping- und Zeltplätzen abgestellt werden. Wildcampen im Fahrzeug kann hier bis zu 500 Franken kosten! Wer allerdings nur mit dem Zelt reist, kommt auch in Dänemark auf seine Kosten: Es stehen fast 300 ausgewiesene Waldflächen zur Verfügung; zusätzlich gibt es über 600 kostenlose Hütten und über 800 Überdachungen in der Natur. Die meisten Orte besitzen gar sanitäre Anlagen. Ausserdem ist Biwaken überall in der Natur erlaubt. In Island hingegen darf nur auf Wanderrouten weit abseits der Zivilisation das Zelt aufgeschlagen werden – das Übernachten in motorisierten Fahrzeugen ist nicht erlaubt.

Spanien und Portugal

Foto: @GREG

In Spanien herrscht absolutes Wildcamping-Verbot, das auch streng überwacht wird. In der Nähe von Touristenhochburgen und in Küstennähe setzt die spanische Guardia Civil teils sogar Helikopter auf der Jagd nach Wildcampern ein. Wer erwischt wird, muss mit Bussgeldern bis 800 Franken rechnen – am höchsten fallen die Strafen in Naturparks und Naturschutzgebieten aus. Selbst von Bussgeldern in Höhe von fast 5000 Franken wurde schon berichtet. Auch in Portugal wird Wildcampen kategorisch untersagt und ebenfalls hoch gebüsst.

Schweiz

Foto: zVg., Rolf Järmann

Und bei uns in der Schweiz? Ist Wildcampen grundsätzlich – erlaubt! Denn auch bei uns gilt das Jedermannsrecht, welches allen Menschen eine gewisse Nutzung der Natur zugesteht. Aber Achtung: Die Regeln sind je nach Kanton oder Gemeinde ganz unterschiedlich ausgelegt und Wildcampen bei weitem nicht an jedem Ort erlaubt. In Nationalparks, vielen Naturschutzgebieten und in Wildruhezonen ist es grundsätzlich verboten, im Gebirge oberhalb der Waldgrenze mit Zelt aber beispielsweise toleriert. Wo in der Schweiz zu welchen Bedingungen wildgecampt werden darf, ist in diesem Artikel umfangreich dokumentiert.

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