Noch niemals einen Schaden verursacht, aber dennoch das Doppelte für die Autoversicherung zahlen? Tönt undenkbar, ist aber so – einfach, falls man aus Sicht der Versicherung den «falschen» Pass hat: Wie das Internet-Vergleichsportal Comparis.ch enthüllt, bezahlen ausländische Staatsangehörige in der Schweiz oft massiv mehr.
Zum Beispiel müssen gerade Lenkende aus Albanien, dem Kosovo, Serbien oder der Türkei deftige Aufschläge hinnehmen – im Extremfall bis zu 89 Prozent (Basler, Police Baloise Direct M) beziehungsweise 88 Prozent (TCS, Produkt M). Im Schnitt ist es auch für Autohalter selbst aus Portugal oder aus unserem Nachbarland Italien deutlich teurer, ein Auto zu versichern – siehe Tabelle oben in unserer Bildergalerie.
Jeder Versicherer entscheidet selbst
Wie kann das sein? «Das Wesen der Versicherung ist Risikosolidarität», sagt dazu die Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer (34). Für eine Prämienberechnung würden Statistiken herangezogen, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadens zu kalkulieren. Auer: «Ist ein Lenker unfallfrei, wird er trotzdem aufgrund der Staatsangehörigkeit eingeschätzt und bezahlt möglicherweise mehr.» Die teils massiven Unterschiede zwischen den Anbietern rühren daher, dass die Versicherer ähnliche Statistiken heranziehen, aber den Faktor Nationalität unterschiedlich stark gewichten.»
Ein Rechenbeispiel: Wer bei der Zurich Vollkasko abschliesst und mit Schweizer Pass 887 Franken Jahresprämie zahlt, muss mit türkischem Pass 65 Prozent mehr ausgeben. Also weit über 1400 Franken. Bei der Axa sind es gar 71 Prozent mehr. Aber weil die Axa im Zusammenhang mit einem Schweizer Pass im Rechenbeispiel mit 765 Franken günstiger ist, kommt man mit türkischer Nationalität trotzdem mit knapp über 1300 Franken besser weg. «Die Versicherung mit dem grössten Prämienzuschlag für Ausländer muss nicht zwingend die teuerste sein», resümiert dazu Auer, «denn die Prämien zwischen den Anbietern variieren noch immer stark.»
Ein Anbieter ohne Nationen-Malus
Übrigens: Wer beispielsweise bei der Helvetia anfragt und als Nationalität «Türkei» statt «Schweiz» angibt, der bekommt für die von Comparis im Beispiel angefragten Kunden- und Leistungsprofile erst gar kein Angebot. Bei der Generali dagegen bezahlen wiederum alle gleich viel, denn sie ist gemäss Comparis die einzige Versicherung in dieser Analyse ganz ohne Ausländer-Malus.
Für die Analyse hat Comparis für 14 Autos und zwölf Nationalitäten (inkl. Schweiz) sowie 79 Wohnorte 232’553 Online-Angebote untersucht.