Viele Schweizerinnen und Schweizer sitzen wegen der Corona-Krise zu Hause. Das Auto wird kaum mehr gebraucht: Der Arbeitsweg entfällt, die Kinder müssen nicht zur Schule gebracht werden, die Einkäufe lassen sich zu Fuss im Laden um die Ecke erledigen. Das spart Geld, denn wir brauchen weniger Benzin und nutzen die Reifen weniger ab.
Was bleibt, sind Fixkosten wie die Strassenverkehrssteuer sowie die Autoversicherungen Kasko und Haftpflicht. Wer nicht schnell reagiert hat und mit der Bekanntgabe des Lockdowns seine Kontrollschilder beim Strassenverkehrsamt deponierte, womit auch die Versicherung sistiert wird, kann an diesen Ausgaben nichts mehr ändern.
Versicherung kann nicht schnell gekündigt werden
Denn die Autoversicherung lässt sich nicht so einfach von heute auf morgen kündigen, sagt Andrea Auer (33), Mobilitätsexpertin vom Vergleichsportal Comparis.ch. «Eine Kündigung ist nach einem versicherten Schadenfall, beim Halter- oder Autowechsel, nach einer Prämienerhöhung oder bei Vertragsablauf möglich. Oft ist man ab Vertragsabschluss ein Jahr an die Versicherung gebunden.» Aber Achtung: Wer sein Auto weiter nutzen will, muss eine neue Versicherung abschliessen!
Ein Monatsabo wie bei Smartphone oder Netflix bietet die Versicherungsbranche noch kaum an. «Erst seit kurzem gibt es Versicherungen mit kürzeren Laufzeiten. So bietet etwa Smile Versicherungspolicen auf Monatsbasis. Das ist bei Autoversicherungen ein Novum.» Bei der Dextra gibt es hingegen ein tägliches Kündigungsrecht. Dieses Recht, die Autoversicherung innerhalb von 24 Stunden zu kündigen, müssen sich die Versicherten allerdings vorab gegen Aufpreis erkaufen.
Grosser Zahltag für die Versicherung?
So können sich die Autoversicherer ins Fäustchen lachen. Die meisten Autofahrer haben ihre Prämie für 2020 schon Ende letzten Jahres bezahlt. Weil es aber deutlich weniger Verkehr auf den Strassen hat, gibt es auch deutlich weniger Unfälle – womit die Versicherungen weniger Schadensfälle regulieren müssen.
Polieren die Überschüsse nun einfach die Bilanzen der Versicherungen auf oder gehen sie in irgendeiner Form an die Versicherten zurück? In den USA haben sich erste Versicherungen für Letzteres entschieden und kürzen die Prämien vorübergehend. Im Gegensatz zur Schweiz bezahlen die Amerikaner ihre Autoversicherung jedoch monatlich und nicht jährlich. Sprich: In der Schweiz müssten die Versicherungen ihren Versicherten Rückvergütungen bezahlen oder die Prämien nächstes Jahr tiefer ansetzen. Bisher ist nicht bekannt, ob dies geschehen wird.
Die Kilometerprämie
Es gibt aber auch bei den Versicherten Gewinner. Wer eine sogenannte «Pay as you drive»-Police abgeschlossen hat, ist aktuell im Vorteil, weiss Auer: «Bei diesem Versicherungsmodell bezahlen Autofahrer neben einer Grundprämie nur für die jeweils gefahrenen Kilometer. Wer sein Auto wegen Corona nicht braucht, bei dem fällt die Prämie in diesem Monat tiefer aus.» Bisher bietet allerdings nur Kasko2Go eine solche Versicherung an und zeichnet die gefahrenen Kilometer mittels Smartphone-App auf. Übrigens wird die Prämie auch hier monatlich bezahlt.