Weltpremiere Technik-Studie Vision EQXX
So kommt Mercedes über 1000 Kilometer weit

Das Autojahr 2022 beginnt mit einem elektrischen Paukenschlag aus Stuttgart. Mercedes hat die Studie Vision EQXX enthüllt. Die spektakuläre Elektro-Limousine soll mit einer Akku-Ladung über 1000 Kilometer schaffen.
Publiziert: 04.01.2022 um 10:56 Uhr
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Die Technologie-Studie Mercedes Vision EQXX soll über 1000 Kilometer mit einer Akku-Ladung schaffen.
Foto: Mercedes-Benz AG – Communications & Marketing
Stefan Grundhoff

In der letzten Runde abgefangen und überholt: Es muss für Mercedes wie ein Déjà-vu des Saisonfinales 2021 der Formel 1 sein. Eigentlich wollten die Marke mit dem Stern mit der seriennahen Technologiestudie EQXX als erster Autobauer ein Elektroauto mit 1000 Kilometer Reichweite vorstellen.

Doch der chinesische Hersteller GAC fing Mercedes kurz vor dem Zieleinlauf ab. Der vor einigen Wochen vorgestellte SUV Aion LX plus schafft auch über 1000 Kilometer. Während GAC diese sagenhafte Reichweite jedoch mit einem gigantischen Akku von 144,4 Kilowattstunden (kWh) Kapazität erreicht, liegt der EQXX-Akku knapp unter 100 kWh.

Effizientester Mercedes aller Zeiten

Wie die Mercedes-Studie trotzdem ohne Nachladen von Berlin nach Paris kommt? Intelligenter Leichtbau, moderne Technik und eine Aerodynamik, die sogar den bisherigen Weltmeister aus dem eigenen Haus, den EQS, in den Schatten stellt. Der cw-Wert beträgt nur 0,17, während der Luftwiderstand des EQS noch bei 0,20 liegt. Mercedes-CEO Ola Källenius platzt fast vor Stolz: «In nur eineinhalb Jahren haben wir den effizientesten Mercedes aller Zeiten entwickelt.»

Kern ist das Design. Schon die Front ist extrem flach und verzichtet auf die Andeutung eines Kühlergrills. Dazu kommen eine sehr niedrige Dachlinie und ein langes Heck wie bei einem Long-Tail-Rennwagen. Passend dazu hat der EQXX nur 18,5 Zentimeter breite Räder.

Die Mini-Batterie

Herzstück ist der knapp 500 Kilogramm schwere Akku. Dazu sagt Källenius: «Der Vision EQXX hat eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern mit einer einzigen Ladung – angetrieben von einer Batterie, die in einen Kleinwagen passen würde.» Das Formel-1-Team half den Batterie-Experten, den Akku auf die Hälfte der Grösse einzudampfen und 30 Prozent Gewicht einzusparen im Vergleich zur Hightech-Batterie des EQS.

Die Chemie der Anoden hat ebenfalls grossen Anteil an der gesteigerten Energiedichte. Ihr höherer Siliziumgehalt und ihre Zusammensetzung erlauben es, wesentlich mehr Energie zu speichern als die bisher verfügbaren Anoden. Resultat: 95 Prozent der Akku-Energie komme an den Rädern an. Das sorgt für einen Verbrauch von weniger als 10 kWh pro 100 Kilometer. Aktuelle E-Autos verbrauchen im WLTP-Normzyklus zwischen 15 und 25 kWh auf 100 Kilometer.

Leicht und natürlich

Die Mercedes-Flunder kommt auf 1750 Kilogramm. Vergleichbare Stromer sind deutlich über zwei Tonnen schwer. Neben dem vergleichsweise leichten Akku-Paket setzt Mercedes auf eine ultrahochfeste Stahlkarosserie mit zahlreichen Aluminiummodulen sowie Kunststoffen aus Glas- und Kohlenstofffasern.

Nicht ganz neu, aber hilfreich, wenn es um jeden Kilometer Reichweite geht: Ultradünne Dachpaneele mit 117 Solarzellen speisen das Batteriesystem und sorgen für bis zu 25 Kilometer an zusätzlicher Reichweite. Für den Antrieb des Mercedes Vision EQXX sorgt ein 204 PS (150 kW) starker Elektromotor an der Hinterachse, der im Effizienzbetrieb bis zu 140 km/h schafft.

So wird die Studie Realität

Im Innern schauts beinahe aus wie in Serienfahrzeugen. Es gibt vier Einzelsitze, ein schmales 47,5-Zoll-Display mit 8K-Auflösung und eine Mittelkonsole mit Becherhaltern. Edles Leder wie in Mercedes-Serienmodellen sucht man in der Zukunftsstudie jedoch vergeblich – Sitzbezüge, Verkleidungen und Teppiche sind tierfrei hergestellt. Die Teppiche bestehen beispielsweise zu 100 Prozent aus schnell nachwachsender Bambusfaser.

Noch ist der Mercedes Vision EQXX ein Einzelstück, der im Erprobungsbetrieb jedoch bereits erste Kilometer schrubbt. Seine Technologien sollen aber in zukünftige Serienmodelle einfliessen. Das gilt für die wiederverwerteten Materialien ebenso wie für den effizienten Antrieb, geringe Bordströme oder das 900-Volt-Bordnetz.

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