Das Imperium schlägt zurück. In diesem Fall ist das Imperium die grosse etablierte Autoindustrie mit über einem Jahrhundert an Erfahrung im Automobilbau. Die Rebellen, besser bekannt als Tesla, haben sich gerade in einem neuen Versteck in Austin (USA) eingenistet.
Mit seinen starken Verkaufszahlen hat der Elektroautopionier die Autoindustrie in den letzten zehn Jahren ordentlich unter Druck gesetzt. Die etablierten Hersteller starteten zwar in den letzten Jahren die grosse Aufholjagd und bieten jetzt zahlreiche Alternativen zu Tesla. Doch bei der Reichweite hatten die Amerikaner weiterhin die Nase vorne. Bis jetzt!
679 Kilometer reale Reichweite
Mercedes zeigt Tesla mit dem neuen EQS den Reichweitenmeister. Das wird nicht nur von einer unabhängigen Seite bestätigt, sondern erst noch von Amerikanern. Edmunds, ein US-Fachmagazin für Daten- und Preiserhebung für alle auf dem US-Markt angebotenen Autos, hat den EQS in der Version 450+ mit 333 PS (245 kW) einem Härtetest unterzogen. Dabei schaffte die Elektrolimousine 679 Kilometer (422 Meilen), bis der Akku komplett leer gefahren war, schreibt das deutsche Fachmagazin «Auto Motor und Sport».
In Europa verpasst er damit zwar den Laborwert des WLTP-Testzyklus von 776 Kilometern deutlich, nicht aber in den USA. Dort bewertet die Umweltbehörde EPA die Reichweite jedes Elektroautos nach deutlich härteren Kriterien als beim WLTP-Standard. Da der EQS in den USA deshalb eine offizielle Reichweite von «nur» 563 Kilometern (350 Meilen) hat, kommt er somit real deutlich weiter als auf dem Papier.
EQS stellt Konkurrenz in den Schatten
Doch viel wichtiger als die Theorie ist der direkte Vergleich mit der Konkurrenz. Edmunds unterzieht jedes neue Elektroauto auf dem US-Markt demselben Test: Stets auf derselben Rundstrecke wird der volle Akku komplett leer gefahren. Damit lassen sich die einzelnen Modelle perfekt vergleichen. Und dabei pulverisiert der EQS die bisherigen Bestwerte von Tesla!
Das Model 3 Long Range und das Model S Plaid lagen bisher gemeinsam mit 555 Kilometern (345 Meilen) realer Reichweite an der Spitze. Diese hat Mercedes mit dem EQS 450+ klar überboten und kann damit für sich in Anspruch nehmen, das Elektroauto mit der grössten Reichweite anzubieten.
Die Edmunds-Reichweiten-Meister
| Modell | Reichweite Edmunds | Reichweite EPA | Reichweite WLTP |
1. | Mercedes EQS 450+ | 679 km | 563 km | 776 km |
2. | Tesla Model 3 Long Rang | 555 km | 568 km | 614 km |
2. | Tesla Model S Plaid | 555 km | 560 km | 637 km |
4. | Ford Mustang Mach-E | 544 km | 491 km | 610 km |
5. | Porsche Taycan 4S | 520 km | 327 km | 464 km |
Allerdings haben zwei Faktoren den Test positiv beeinflusst. Erstens fand die Testfahrt bei idealen äusseren Bedingungen statt, womit die Klimaanlage kaum Strom brauchte. Zweitens war der EQS kaum ausgestattet, womit er leichter war, was ebenfalls die Reichweite erhöht.
Die Kollegen von «Auto Motor und Sport» haben bewiesen, dass der elektrische Luxusliner auch in europäischer Spezifikation überzeugt. Sie fuhren ohne Ladestopp und laut eigenen Worten in normalem Tempo von München nach Berlin. Nach 638 Kilometern zeigte der EQS am Ziel noch 48 Kilometer Restreichweite an. Im ersten Blick-Test im Sommer erreicht der Luxusliner bei flotter Fahrt durch die Alpen hochgerechnet knapp 600 Kilometer.