Machtwechsel in Deutschland! Angela Merkel (67, CDU) machte nach 16 Dienstjahren als Kanzlerin Platz für SPD-Mann Olaf Scholz (63). Und auch im Fuhrpark des deutschen Regierungschefs kam es zum Macht- oder vielmehr Markenwechsel: Während Angela Merkel zumeist auf den Audi A8 L als Staatskarosse zurückgriff, hat sich Olaf Scholz für eine Mercedes S-Klasse entschieden. Dabei handelt es sich um den erst im September an der Münchner IAA vorgestellten Panzerwagen S 680 Guard.
Die Marke mit dem Stern hat Tradition bei deutschen Politikern: Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 setzten alle Regierungschefs von Konrad Adenauer (1876–1967) bis Helmut Kohl (1930–2017) auf Mercedes. Erst Gerhard Schröder (77) brach 1998 mit der Tradition und wechselte als ehemaliger Ministerpräsident im VW-Land Niedersachsen auf einen VW Phaeton.
Scholz ist der PS-Kanzler
Zwar gehörten, wie später bei Angela Merkel, auch weitere Luxuskarossen wie Audi A8, BMW 7er oder eben die Mercedes S-Klasse zum Fuhrpark des Kanzleramts. Doch erst jetzt ist Mercedes zumindest vorerst allein zurück an der automobilen Spitzenposition – und der S 680 Guard knackt gleich mehrere Rekorde. Nie war ein Kanzlerwagen stärker: Exakt 612 PS wuchtet sein fettes Zwölfzylinder-Aggregat unter der mächtigen Haube auf die Antriebsachsen und beschleunigt das schwere Ungetüm im Ernstfall auf eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h.
Absurd für einen Bundeskanzler, dessen Regierungsbündnis mit FDP und Grünen sich die Klimarettung vornehmen will? Nein – weil Sicherheit vorgeht. Die S-Klasse von Scholz erfüllt mit Schutzklasse VPAM VR10 die höchste zivile Prüfstufe. Es gibt wohl kaum eine andere Limousine auf dem Planeten, in deren Innenraum Passagiere besser beschützt sind als im S 680 Guard. Ähnliche Sicherheitsstandards bietet aktuell wohl einzig der Cadillac One, auch als «Beast» bekannt – die gepanzerte Staatslimousine des amerikanischen Präsidenten Joe Biden. Die Panzerung und Sicherheitsausrüstung machen die Limousine mit 4,2 Tonnen so schwer, dass der Zwölfzylinder sein muss – und weder Elektro-, noch Plug-in-Hybridantrieb sinnvoll wären.
Sicher vor Sprengstoff-Anschlägen
Faktisch ist der S 680 Guard eine Festung auf vier Rädern: Allein die Panzerung der Allrad-Limousine bringt zwei Tonnen auf die Waage. Nur schon die Windschutzscheibe wiegt 120 Kilo. Wie sicher der S 680 ist, prüften Mitarbeiter des staatlichen Beschussamtes Ulm (D), indem sie den Benz mit Stahlhartkern-Munition aus Sturmgewehren beschossen, ohne dass die im Auto sitzenden Speziel-Dummies beschädigt wurden. Auch Sprengstoff-Anschläge mit bis zu 12,5 Kilo TNT soll die Limousine unbeschadet überstehen.
Das hat natürlich auch seinen Preis: Der Panzer in Limousinenform, der von aussen kaum von der zivilen Variante zu unterscheiden ist, kostet mit über 550'000 Franken rund doppelt so viel wie die Topversion der S-Klasse von Mercedes-Veredler Maybach.