Was fährt eigentlich... Kim Jong Un?
Die Autos des verrückten Diktators

Ein Land führt den 1989 beendeten Kalten Krieg zwischen West und Ost bis heute unerbittlich fort: Nordkorea. Dessen irrer Diktator Kim Jong Un sendet regelmässig Drohgebärden gen Westen – doch bei Autos setzt er auf den Klassenfeind.
Publiziert: 11.11.2021 um 03:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2021 um 08:45 Uhr
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Nordkoreas irrer Diktator Kim Jong Un liebt die Provokation und droht dem Westen immer wieder mit Atomangriffen. Geht es um Autos, setzt er allerdings gerne auf den Klassenfeind.
Foto: AFP
Andreas Engel

Eigentlich dürften über die Strassen Nordkoreas keinerlei moderne Autos aus westlicher Produktion fahren: Aufgrund des aufrechterhaltenen Atomwaffen-Programms des isolierten Landes haben die Vereinten Nationen 2006 ein Exportverbot nach Nordkorea für Luxusgüter jeglicher Art ausgesprochen.

Das hindert den seit dem Tod seines Vaters Kim Jong Il (1941–2011) an der Macht stehenden Kim Jong Un (37) nicht daran, Luxusautos, teure Uhren und wertvolle Edelsteine ins abgeschottete Land zu schaffen – der Grossteil dürfte über China, den letzten Alliierten, ins Land geschmuggelt worden sein. Laut «Frankfurter Allgemeiner Zeitung» hat Kim Jong Un alleine zwischen 2011 und 2019 Luxusgüter für über vier Milliarden US-Dollar nach Nordkorea importiert!

Deutsches Bier und exquisite Autos

Während das Volk im letzten streng kommunistischen Land kaum genug zum Essen hat, schwelgt der verrückte Diktator, der dem Westen in regelmässigen Abständen mit Atomkrieg droht, in Saus und Braus: Geradezu süchtig sei der «Oberste Führer» nach feinem Käse und edlen Tropfen, berichten Insider. Er liebe deutschen Fisch und Bier. Und veranstalte sogar pompöse, ausufernde Sexpartys für seine engsten Militär-Vertrauten. Während die allermeisten der Untertanen keine Aussicht haben, je ein Auto zu besitzen, soll der Fuhrpark von Kim Jong Un exquisite Fahrzeuge beinhalten – Embargo hin oder her.

Der in Personalunion Vorsitzende des Komitees für Staatsangelegenheiten und Oberbefehlshaber der Volksarmee sowie Vorsitzende der Partei der Arbeit setzt bei den raren Staatsbesuchen auf den schwer gepanzerten Mercedes-Maybach S 600 Pullman Guard – so etwa beim Gipfeltreffen mit Ex-US-Präsident Donald Trump (75) in Singapur 2018. Der 6,50 Meter lange Luxuskreuzer erfüllt laut Mercedes die höchste Schutzklasse aller Serienlimousinen weltweit: Karosserie wie Scheiben halten Sturmgewehren mit Stahlhartkern-Munition so stand wie Sprengstoff. Der Preis des V12-Schwergewichts liegt bei 500'000 Franken. Laut Insidern soll Kims Panzer dank Extras mehr als das Dreifache gekostet haben.

Das Phantom im Phantom

Als im Mai 2018 der damalige US-Aussenminister nach Nordkorea reiste, fuhr Kim Jong Un noch spektakulärer vor: in einem Rolls-Royce Phantom. Das Flaggschiff der Briten dürfte die Kragenweite des Diktators sein: Ein 6,75-Liter-V12 wuchtet 571 PS sowie brachiale 900 Nm auf die Hinterräder. So werden 2,6 Tonnen in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Preis des Luxus-Spielzeugs des grössenwahnsinnigen Kim: weit mehr als 500'000 Franken.

Das Faible für West-Luxus wurde dem Diktator von seinem Vater in die Wiege gelegt: Auch der war in Stretch-Limos à la Maybach unterwegs. Ironie der Geschichte: Zur Beerdigung 2011 liess der Sohn seinen toten Papa im Auto des Erzfeindes – einem Lincoln Continental – durch die Hauptstadt Pjöngjang paradieren. Aufnahmen zeigen Kim Jong Un salutierend neben der US-Karosse (Lesen Sie hier: US-Staatslimousine Cadillac One.). Zum riesigen Trauerkorso gehörten auch jede Menge älterer Mercedes-Modelle der C-, E- und G-Klasse.

Nordkorea als Hersteller

Immer wieder Mercedes also – die Marke mit Stern scheint es dem gottgleich verehrten Herrscher angetan zu haben. Vielleicht, weil laut nordkoreanischer Propaganda bei seiner Geburt ein neuer Stern am Himmel aufgestiegen sei? Naja, wohl eher, weil bereits der Opa Mercedes-Fan war. Kim Il Sung (1912–1994) hatte sich Autos aus nordkoreanischer Produktion gewünscht. Was tun in einem Land, in dem das nicht machbar ist und ein unerfüllter Diktatoren-Wunsch den Kopf kostet? So tun, als ob (Lesen Sie hier: Die acht frechsten Auto-Kopien.)! Drei Autos wurden enthüllt: Pyongyang 4.10, Kaengsaeng 88 und Paektusan. Alle drei waren jedoch nicht mal freche Kopien eines Mercedes 190, sondern originale 190er-Mercedes in je anderer Farbe mit anderem Grill!

Scheinbar gibt es aber sogar einen nordkoreanischen Autohersteller: Laut «Autobild» fertigt der staatliche Ryonbong-Konzern seit 1998 deutsche, italienische und chinesische Lizenzbauten wie den Pyeonghwa Huiparam, einen geklonten Fiat Palio. Vorgeblich werde bis heute produziert. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die Bänder seit 2012 stillstehen und importierte chinesische Autos mit Pyeonghwa-Logos beklebt werden. Dass die Fahrzeuge aber kaum auf den quasi leeren Strassen gesehen werden, liegt vielleicht daran, dass es nur einen einzigen Pyeonghwa-Händler in ganz Nordkorea geben soll.

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