VW-Stühlerücken geht weiter: Jetzt muss Bernhard Maier gehen
Skoda-Boss war zu erfolgreich

Plus 25 Prozent beim Absatz und höhere Redite als bei VW: Selbst sein Erfolg hilft Skoda-Boss Bernhard Maier nicht. Ende dieser Woche muss er den Chefsessel der VW-Tochter räumen.
Publiziert: 27.07.2020 um 10:53 Uhr
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Der Skoda-Chef muss gehen: Seit 2015 leitete Bernhard Maier (60) die tschechische VW-Tochter. Auf Ende Juli 2020 muss er seinen Sessel räumen.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
Andreas Faust

Das grosse Stühlerücken in den Chefetagen des Volkswagen-Konzerns geht weiter. Kürzlich musste Konzernboss Herbert Diess (61) die Leitung der Marke VW abgeben – wegen Problemen bei der Markteinführung der wichtigen Modelle ID.3 und Golf 8. Und jetzt trifft es ausgerechnet den neben Porsche-Boss Oliver Blume (52) erfolgreichsten Markenchef im Konzern: Skoda-Chef Bernhard Maier (60) muss gehen. Am kommenden Freitag gibt er sein Amt ab.

Die Entscheidung kam Anfang Juli völlig überraschend. Unter Maiers Leitung hatte Skoda von 2015 bis 2019 beim Absatz rund 25 Prozent zugelegt. Maier baute das Programm mit gleich drei SUV-Modellen aus, setzte im Konzern durch, dass die tschechische Tochter technologisch mit den Schwestern gleichzieht und stiess den Übergang zur Elektromobilität mit dem Enyaq iV an. Spätestens unter Maier avancierte zudem das Design zum Hauptkaufgrund – und nicht mehr der blosse Preis.

Bei Skoda gings aufwärts

Und auch die Finanzen stimmten: 2019 legte der Umsatz auf 19,8 Mrd. Euro um 15 Prozent zu, das operative Ergebnis um 20 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Prozentual gerechnet verdiente Skoda an jedem Auto fast das Doppelte gegenüber der notorisch mit Effizienzproblemen kämpfenden Hauptmarke VW.

Warum also der Abgang? Mit jeder Modellgeneration rückte Skoda näher an VW heran – bei den Verkäufen hat der Octavia beispielsweise in der Schweiz den einstigen Bestseller VW Golf abgelöst. Gerüchteweise soll dieser Aufstieg Skodas konzernintern immer wieder kritisiert worden sein – die Marke war einst gegen günstige Konkurrenz aus Fernost positioniert worden. Dass Skoda bei der Elektrifizierung im Konzern noch hinterherfährt, lässt sich nicht Maier anlasten. Schon Vorgänger Winfried Vahland (63) hatte immer wieder betont, dass Stromer erst dann bei Skoda kämen, wenn sie ins Preisniveau der Marke passen.

China und Kapazitätsengpässe

Zwei Probleme bekam Maier allerdings nicht in den Griff: Nicht erst seit Corona ist China als einer der wichtigsten Skoda-Märkte unter Druck. Und Skoda hatte im Zuge der Ausweitung der Palette mit Kapazitätsengpässen und langen Lieferfristen zu kämpfen. Ein geplantes neues Werk in der Türkei wurde inzwischen wieder zu den Akten gelegt.

Vom Garagenbetrieb in die Chefetage

Der 60-jährige Deutsche Bernhard Maier stammt aus dem Schwäbischen und arbeitete nach seiner Automech-Ausbildung beim Computerhersteller Nixdorf, bei BMW und Porsche, wo er ab 2010 als Vorstand den Vertrieb verantwortete. Während seiner Zeit bei Porsche verdreifachte sich auch dank neuer Vertriebsstrukturen der Absatz. 2015 wurde er dann Nachfolger von Winfried Vahland an der Skoda-Spitze, der nach dem VW-Dieselskandal nach 25 Jahren den Konzern verliess.

Der 60-jährige Deutsche Bernhard Maier stammt aus dem Schwäbischen und arbeitete nach seiner Automech-Ausbildung beim Computerhersteller Nixdorf, bei BMW und Porsche, wo er ab 2010 als Vorstand den Vertrieb verantwortete. Während seiner Zeit bei Porsche verdreifachte sich auch dank neuer Vertriebsstrukturen der Absatz. 2015 wurde er dann Nachfolger von Winfried Vahland an der Skoda-Spitze, der nach dem VW-Dieselskandal nach 25 Jahren den Konzern verliess.

So könnte der eigene Erfolg Maier auf die Füsse gefallen sein. Sein eventueller Verbleib im Konzern auf einem anderen Posten steht noch ebenso wenig fest wie sein Nachfolger. Anfang August soll über die Personalie entscheiden werden. Als Favorit gilt derzeit VWs Südafrika-Chef Thomas Schäfer (50).

Das grosse Stühlerücken

Im Zuge einer grossen Personalrochade mussten in den letzten Wochen auch VW-LKW-Chef Andreas Rentschler (62), Nutzfahrzeug-CEO Thomas Sedran (55), Software-Chef Joachim Drees (55) und VW-Produktionsleiter Andreas Trostmann (58) den Hut nehmen. Laut dem deutschen «Manager Magazin» soll auch der Stuhl von VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann (58) wackeln. Möglicherweise geht es aber auch und vor allem um eine Verjüngung. Das wäre was Neues bei Volkswagen: Ex-CEO Martin Winterkorn regierte noch mit 68 Jahren.

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