Es ist irgendwie seltsam: Das bislang emotionalste VW-Modell der elektrischen ID-Familie stammt nicht aus der PW-Produktion in Wolfsburg, sondern aus dem Nutzfahrzeug-Werk in Hannover! Auf dem vor Jahren konzipierten modularen Elektrobaukasten MEB ist der neue ID. Buzz der bisher coolste Stromer unter VW-Flagge. Der Elektro-Bulli startet im Herbst mit zwei unterschiedlichen Längen sowie als Cargovariante für Handwerker und Gewerbetreibende.
Jahrzehntelang schuf VW ständig neue Entwürfe für eine moderne Neuauflage des legendären VW Samba-Bus. Geschafft hatte es keine dieser Ideen, weil die Plattform dazu ebenso fehlte wie der Zwang, ein solches Modell wirklich zu lancieren – schliesslich verkauften sich die VW-Bus-Modelle T4, T5 und T6 weiterhin bestens. Doch der aufgedrängte Wandel zur E-Mobilität beschleunigte nun die Geburt des von vielen gewünschten Elektrobus.
Emotionale Optik
Die Karosserie des Serienmodells mit der charakteristischen Zweifarblackierung ist beim von uns gefahrenen Prototypen noch überklebt und auch der Innenraum verhüllt sich hinter schwarzen Tarnmatten. Doch auch so ist zu erkennen, dass die Optik des ID. Buzz eine der grossen Stärken sein wird. Wir starten im südlichen Hamburger Hafengebiet für eine erste grössere Probefahrt und holpern erstmal zwischen Gross-Containern und wartenden Trucks über holpriges Kopfsteinpflaster hinaus in die reale Welt einer Grossstadt.
Und bereits hier punktet der 4,71 Meter lange Transporter ein erstes Mal. Die Schläge der schlechten Hafenstrasse bügelt der ID. Buzz überraschend komfortabel weg. Mit einem Wendekreis von rund elf Metern lässt er sich handlich und antrittsschnell durch die Stadt manövrieren. Kein Wunder, der Elektromotor im Heck leistet 204 PS (150 kW), ein maximales Drehmoment von 310 Nm und erlaubt eine (limitierte) Spitze von 145 km/h.
Ordentlich Reichweite
Das 77-kWh-Akkupaket ist wie bei den anderen ID-Modellen zwischen den Achsen verbaut und bietet eine Reichweite bis 400 Kilometer ohne Nachladen. Geht der Saft dennoch mal zur Neige, lässt sich der ID. Buzz dank jüngsten technischen Anpassungen der MEB-Plattform mit bis zu 170 kW am Schnelllader «nachtanken». Bei der einen Antriebsvariante wird es aber nicht bleiben. Für die Cargo-Version wird bald auch eine kleinere, günstigere 50-kWh-Batterie angeboten. Später dürften weitere Akku-Varianten ebenso folgen wie eine Allradversion mit dann wohl über 300 PS.
Trotz des stattlichen Gewichts von rund zwei Tonnen zischen wir mit dem ID. Buzz flott durch den turbulenten Innenstadtverkehr aus der Hafencity Richtung Sankt Pauli. Die Regenbogenlackierung unseres Prototyps ist auffällig und so klicken bei Ampelstopps immer wieder Handykameras. Wir schalten in den sogenannten One-Pedal-Modus mit maximaler Rekuperation und Verzögerung und brauchen fortan das Bremspedal kaum mehr.
Ab gut 40'000 Franken
Ob der rein elektrische VW ID. Buzz kommerziell ein Erfolg wird, entscheidet nicht zuletzt auch die Nachfrage bei der voraussichtlich ab gut 40'000 Franken startenden Nutzfahrzeugvariante Cargo. Diese bietet eine Ladelänge von 2,21 Metern, schluckt zwei Europaletten und bietet ein Ladevolumen von vier Kubikmetern. Die fünfsitzige PW-Variante mit grossem Akku wird vermutlich ab rund 60'000 Franken angeboten und bietet nicht nur eine elektrische Kofferraumklappe und zwei mächtige Schiebetüren, sondern hinter dem grosszügig dimensionierten Fond mit bequemen Sitzen auch 1121 Liter Ladevolumen und eine Anhängelast von einer Tonne.
Spätestens nach unserer Hamburg-Tour sind wir sicher: Der VW ID. Buzz wird seine Fans finden. Nicht nur bei den Gewerbetreibenden, sondern auch bei denen, für die der konventionell angetriebene VW T7 Transporter einfach alte Welt ist.