US-Regierung will Autohersteller entlasten – doch die sind dagegen
Donald Trump plant höhere CO2-Grenzwerte

US-Präsident Donald Trump will noch im Frühjahr die CO₂-Grenzwerte für US-Neuwagen aufweichen. Aber nicht einmal die Autoindustrie klatscht ihm dazu Beifall.
Publiziert: 07.04.2020 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2024 um 12:24 Uhr
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US-Präsident Donald Trump plant höhere CO₂-Grenzwerte: Er sieht sich damit als Wohltäter der Automobilindustrie.
Foto: keystone-sda.ch
Andreas Faust

In China und Europa werden die CO2-Grenzwerte verschärft, um den Klimawandel zu verlangsamen. Doch die USA treten auf die Bremse: Noch im Frühjahr will die US-Regierung um Präsident Donald Trump laut dem deutschen Magazin «Spiegel» neue CO2-Grenzwerte in Kraft setzen, die deutlich über den bisher geplanten liegen.

Die Administration von Trump-Vorgänger Barack Obama hatte die Autoindustrie in den USA auf einen Grenzwert von 100 g/km CO2 bis 2026 verpflichtet; das entspricht einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von 4,32 l/100 km. Neu plant Trump eine Höchstgrenze von 136 g/km bis 2026 – macht 5,88 l/km. Zum Vergleich: Seit Januar gilt in der Schweiz ein CO2-Grenzwert von 95 Gramm je Kilometer über alle verkauften Neuwagen hinweg. Bei Überschreitung drohen den Importeuren Strafzahlungen je Auto und je Gramm Überschreitung.

Mehr CO₂, weniger Verkehrstote?

Die Trump-Regierung will damit die Autoindustrie entlasten: Die Einführung teurer Spritspartechnologie und die Umstellung auf Elektro- und Plug-in-Hybridantriebe könnte so auf einen längeren Zeitraum gestreckt werden. Laut der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA liesse sich auch ein Preisanstieg bei Neuwagen verhindern. Moderne und damit sicherere Autos wären für mehr US-Amerikaner erschwinglich. So dürften mehr Altfahrzeuge von der Strasse verschwinden, was sich positiv auf die im internationalen Vergleich hohe Zahl von Verkehrstoten auswirken würde.

Auch die Gegenseite fährt Zahlen auf: Nach Hochrechnungen der New York Times könnte die Regelung zu einem Mehrausstoss von fast einer Milliarde Tonnen CO₂ und rund 300 Milliarden Litern zusätzlichem Benzinverbrauch führen. Die Verbraucher-Organisation Consumer Reports rechnet vor, höherer Spritverbrauch würde die Lenkerinnen und Lenker bis 2035 (so lange könnten heute verkaufte Fahrzeuge noch auf der Strasse sein) mit umgerechnet rund 3200 Franken Mehrkosten an der Tankstelle belasten.

Autoindustrie ist nicht begeistert

Und die Autoindustrie? Sie geht auf die Barrikaden – gegen die Aufweichung der bestehenden CO₂-Ziele. Marken wie BMW, Ford, Honda oder Volkswagen begrüssen ein Festhalten an den tiefen Grenzwerten. Denn sie befürchten Wettbewerbsnachteile: BMW zum Beispiel hat bereits massiv in Elektromobilität investiert und plant zahlreiche Modelle in den kommenden zwei Jahren. Deren Entwicklungskosten sind bereits budgetiert oder ausgegeben. Volkswagen setzt noch deutlicher auf den Elektroantrieb und wird in den kommenden Jahren ein komplettes E-Modellprogramm unter dem Label ID ausrollen. Würden die CO₂-Grenzwerte gestreckt, wären die E-Pioniere der Branche durch diese Investitionen deutlich stärker belastet als ihre Mitbewerber.

Ausserdem wird mit dem politischen und juristischen Widerstand progressiver Bundesstaaten gegen die Entscheidung der Zentralregierung gerechnet. Vor allem Kalifornien dürfte gerichtlich gegen die Aufweichung der CO2-Ziele vorgehen. Aufgrund der erhöhten Smoggefahr in den Ballungsräumen darf der Bundesstaat bereits seit 70 Jahren eigene Abgasregelungen und Grenzwerte erlassen. Andere dürften sich anschliessen. Die Folge könnte ein jahrelanger Rechtsstreit sein – mit grosser Unsicherheit für die Industrie, welcher Grenzwert denn nun gilt. Die grenzwertkonforme Weiterentwicklung von Motoren und Antrieben wäre damit schwierig.

Freiwillig um 2,4 Prozent reduzieren

Nicht die gesamte US-Industrie steht allerdings dem Trump-Vorhaben kritisch gegenüber: Ein Teil würde eine Aufweichung der aus ihrer Sicht überambitionierten CO2-Ziele der Obamaregierung begrüssen. Allerdings nicht im von Trump geplanten Ausmass: Die US-Hersteller würden den CO₂-Ausstoss ihrer Neuwagenflotte freiwillig um 2,4 Prozent senken. Das wäre knapp die Hälfte dessen, was sie zur Erfüllung der Obama-Ziele einsparen müssten.

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