Auf einen Blick
- E-Auto-Batterien sind langlebiger als angenommen
- Akkus behalten hohe Leistung auch nach Hunderttausenden gefahrenen Kilometern
- Individuelle Nutzung des E-Autos hat enormen Einfluss auf die Batterie-Gesundheit
Batterien sind das Herzstück jedes Elektroautos. Unter Kritikern gelten sie als Achillesferse. Neben den benötigten Rohmaterialien, die in der Tat teils (noch) aus problematischer Produktion stammen (auch interessant: Klimakiller E-Auto-Batterie?), führen sie häufig an, dass die Akkus schon nach wenigen Jahren nur noch teurer und giftiger Elektroschrott seien, der der Erde letztlich mehr schadet, als hilft. Dabei blenden sie aus, dass aktuell eine riesige Recycling-Industrie aufgezogen wird, in deren Fabriken die wertvollen Rohstoffe der Megaakkus zu über 95 Prozent wiederverwertet und in den Kreislauf zurückgesandt werden können.
Bis es allerdings so weit kommt, sind moderne E-Auto-Batterien wohl deutlich langlebiger als bisher angenommen. Die Stuttgarter Tech-Beratungsfirma P3 hat mehr als 7000 Elektroautos auf die Haltbarkeit ihrer Batterien analysiert, wie «Auto, Motor und Sport» berichtet. Das Ergebnis erstaunt selbst die Experten: Die meisten Akkus würden einfach nicht kaputtgehen und selbst nach Hunderttausenden gefahrenen Kilometern auch bei der Reichweite kaum nachlassen.
Alte Akkus mit hohen Leistungen
Die verbleibende Kapazität einer Batterie wird als State of Health (SoH) angegeben. Frisch ab Werk steht der SoH bei 100 Prozent. Durch den Gebrauch im Alltag, hauptsächlich durch das Laden an der Säule, aber auch durch das Entladen während des Fahrens, sinkt dieser Wert und somit auch die Kapazität des Akkus – wir alle kennen das von unseren Smartphones und Laptops. Die Mehrheit der Autohersteller gibt heute eine Garantie von 160'000 Kilometern oder acht Jahren, manche gar schon von 250'000 Kilometern und zehn Jahren. Bis einer dieser Werte erreicht wird, soll die Batterie immer noch 70 bis 80 Prozent (je nach Hersteller) der ursprünglichen Kapazität zur Verfügung stellen.
Doch die P3-Analyse zeigt nun, dass in der Praxis häufig sogar mit deutlich höheren Laufleistungen gerechnet werden darf. Im Schnitt verfügten die untersuchten Fahrzeuge mit mehr als 200'000 bis 300'000 Kilometern auf dem Tacho noch über einen SoH von 87 Prozent. Ein Auto, das neu 500 Kilometer weit stromerte, kommt somit immer noch 435 Kilometer weit.
Alterung nicht linear
Noch interessanter wirds bei genauer Betrachtung der Datenauswertung: Am meisten Kapazität verlieren die Batterien dort auf den ersten 30'000 Kilometern. Die chemischen Prozesse lassen den SoH im Schnitt auf 95 Prozent sinken. Nach 100'000 Kilometern verfügen die untersuchten Stromer durchschnittlich noch über 90 Prozent SoH – danach verlangsamt sich der Alterungsprozess deutlich und nicht so linear wie bisher angenommen.
Natürlich handelt es sich in der Auswertung um statistische Mittelwerte – Ausreisser nach oben, aber auch nach unten, wird es immer geben. Dabei hat die individuelle Nutzung des Elektroautos einen enormen Einfluss auf die Batterie-Gesundheit. Hierbei gilt: Je mehr Stress die Batterie ausgesetzt ist, desto schneller sinkt der SoH. Die häufigsten Stressfaktoren sind hohe Leistungsabfragen bei sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen, ständig hohe Ladeleistungen (>22 kW), zu häufiges Voll- oder komplettes Entladen (idealer Nutzungsbereich: 20 bis 80 Prozent) und lange Standzeiten mit voller Batterie.